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Weihnachten mit Mama

Weihnachten mit Mama

Titel: Weihnachten mit Mama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Thanner
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angeboten. Aber dafür wirst du mir wohl einen Fünfhunderteuroschein mitgeben müssen.«
    Der Blick, mit dem Mama mich bedachte, hätte verwunderter, unschuldiger, fassungsloser, bambimäßiger nicht sein können. »Aber, Buberl, so viel Geld habe ich doch nicht hier. Da müsste ich erst zur Bank … Kannst du es mir nicht auslegen?«
    Natürlich, auslegen . Was in meiner Familie immer und bei jedem gleichbedeutend war mit abdrücken, schenken, spenden und als Verlust abschreiben. Das wurde ja immer schöner: Jetzt konnte ich auch noch das Fest finanzieren. Ich verfluchte den unbedachten Augenblick, in dem der altruistische Sohn seinem schwachen Mütterlein seine Hilfe angeboten hatte. Ich hätte es wissen müssen: Das rächt sich immer!
    Ich nickte resigniert. »Also schön, wenn’s sein muss, leg ich’s dir halt aus.«
    »Ach, danke … du bist sooo lieb.« Sie tätschelte mir die Wange und schenkte mir ein Lächeln, das mein kaltes, hartes Herz augenblicklich dahinschmelzen ließ wie ein Erdbeereis in der Waffel.
    Ich hatte nicht vor, in jedem Geschäft diesen Einkaufszettel nah an meine Brille zu führen und mühsam zu entziffern, was zu besorgen mir aufgetragen war. Nein, ein Siebenschön geht generalstabsplanmäßig vor. Ich hockte mich an den Küchentisch und übertrug fein säuberlich – Laden für Laden – das dort zu Besorgende auf Karteikarten, für jedes Geschäft eine. Ha! Es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht in den Griff bekäme.
    Was mich jedoch fassungslos machte, ja zutiefst erschütterte, war der schiere Umfang dieser Liste. Stand ein wochen-, ja monatelanger Kälteeinbruch bevor? Ein Versorgungsengpass in der bayerischen Landeshauptstadt? War dies ein Hamsterkauf, sozusagen ein Großhamsterkauf? Wer sollte das alles, was auf diesen Karteikarten stand, konsumieren? Wie viele Gäste waren eigentlich geladen? Der Liste nach hätte dies ein rauschendes Fest im Café Reitschule in der nicht weit entfernten Königinstraße sein können.
    Besonders irritierte mich »4 Kilo Butter« – hatte Mama etwa vor, eine von Omas einst berüchtigten Buttercremetorten zu backen, die sie vor Jahrzehnten schon aus guten Gründen vom Speiseplan gestrichen hatte, spätestens als sie meinte, auf den Hüften meines immer ranken und schlanken Vaters einige unbotmäßige Pölsterchen festgestellt zu haben? Was wohl nichts anderes als eine Projektion war, denn die sich allerliebst entwickelnden Rundungen waren auf ihren Hüften zu sehen gewesen, nicht auf denen Papas. Aber wie es immer war mit meiner Mutter: Sie steuerte sofort um, das gesamte Schiff, und wir alle mussten in Richtung Diät und gesunde Ernährung segeln. Kein zischendes Fett in der Pfanne, keine Butter mehr, schon gar keine Buttercremetorte, die ohnehin niemand mochte. Sondern nurmehr die frugalen Erzeugnisse heimischer Felder. »Wir essen jetzt nur noch, was wir auch auf unser Gesicht legen können«, wurde eine ihrer neuen Maximen. Sie meinte natürlich Obst, Salat und Gurken, wobei ich mir nicht vorzustellen vermochte, was die in meinem Gesicht zu suchen hatten. Und gab es nicht auch Menschen, die sich ein schönes Steak aufs Gesicht legen würden? Um den Teint frisch zu halten?
    Mamas Pölsterchen schwanden im Nu und wagten sich auch niemals mehr hervor. Auch nicht, als »gute Butter« wieder auf den Tisch durfte. Mein Vater aber blieb seit damals ein Gefangener ehelicher Ernährungsdiktate aller Art, und er trug es – das muss ich zugeben – wie ein Mann. Er stellte sogar den Salzstreuer weg, wenn seine Frau ihn mit ihrem leise vorwurfsvollen Blick – »Denk an deinen Bluthochdruck« – anschaute, als habe er vorgehabt, mit drei Körnchen Salz seinem Leben noch in dieser Stunde ein Ende zu bereiten. Er fügte sich klaglos, wenn ich ihn auch im Verdacht hatte, von Zeit zu Zeit bayerische Wirtshäuser und Biergärten aufzusuchen, um sich dort servieren zu lassen, was ihm zu Hause verwehrt wurde.
    »4 Kilo Butter« also.
    In der Franz-Joseph-Straße, vermutlich in ganz Schwabing und Maxvorstadt gibt es ein Mantra, das heißt: »Du bekommst alles auf dem Elisabethmarkt.« Und das ich für maßlos übertrieben halte. Natürlich ist dieser kleine Budenmarkt ein Schmuckstück, mit all seinen putzigen Lädchen und der lässig-exklusiven Aura, die er ausstrahlt. Bäcker, Metzger, Gemüse-, Fisch-, Käse- und Geflügelhändler sowie die Spezialisten für italienische und spanische Produkte – in der Tat scheint es hier alles zu geben. Wer gut

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