Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
wieder geschlossen. »Wir werden sehen.«
»Die Zeit wird knapp«, erinnerte ich sie. »Übermorgen ist Weihnachten. Und morgen Abend kommt die ganze Familie, und anschließend gehe ich zur Mitternachtsmesse.«
Sie riss die Augen auf.
»Messe? Familie?«
»Ich weiß«, räumte ich ein. »Das mit der Messe ist ein Weihnachtsgeschenk für Mama. Sie hat eine Novene gebetet, dass ich in den Schoß der Kirche zurückfinde. Also kommen alle, Jonathan und James mit Miss Sudie, Mama und Daddy, am Heiligabend zum Abendessen zu mir. Das ist mein Geschenk für Daddy.«
»Wieso?«
»Dann muss er nicht den ganzen Tag von Mamas Kochkünsten leben. Ich habe ihm einen Schinken versprochen, und Truthahn und Austerndressing mit allem Drum und Dran. Er wird noch tagelang von den Resten essen können.«
»Sehr christlich«, sagte BeBe anerkennend.
»Und ich möchte, dass du und Harry ebenfalls kommt«, sagte ich.
»Hm.«
»Bitte!« Ich zupfte sie am Ärmel. »Zumindest zum Essen. Damit Daniel nicht ganz allein mit meiner schrägen Familie ist.«
»Nicht jeder in deiner Familie ist schräg drauf«, stellte sie klar. »James ist ziemlich normal. Und dein Daddy ist ein reizender Mann.«
»Aber nicht gerade ein brillanter Gesprächspartner. Alles, worüber Daddy je mit Daniel spricht, sind die alten Geschichten aus seiner Zeit als Briefträger im Krieg. Und Autos. Du weißt doch, dass Daniel sich keinen Deut für Autos interessiert. Wenn ihr kommt, hat Daniel noch jemanden außer Daddy, mit dem er sich unterhalten kann. Und Mama – die ihm ständig in den Ohren liegt, wann wir denn endlich heiraten.«
»Mal sehen«, sagte BeBe. »Ich rede mit Harry darüber und schaue mal, was er davon hält. Den Weihnachtsmorgen werden wir auf jeden Fall bei mir verbringen. Meine Großeltern kommen vorbei, und ich glaube, mindestens einer meiner Brüder wird sich blicken lassen. Nachmittags gehen wir ins Breeze und gönnen uns geröstete Austern, wenn das Wetter schön bleibt.«
»Großartig.« Ich strahlte sie an. »Du wirst sogar Daniels Familie kennenlernen können.«
»Daniels Familie?« Sie hob eine Augenbraue.
»Derek und Eric mit ihren Frauen und Kindern«, erklärte ich. »Meine und Daniels Familien treffen sich zum ersten Mal.«
»Weiß Daniel davon?«
»Es ist eine Überraschung«, sagte ich. »Ich plane es schon seit Wochen.«
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Wir kommen. Ich kann es kaum erwarten, nach all den Jahren Daniels Familie life und in Farbe zu sehen.«
»Etwas nervös bin ich schon«, gab ich zu. »Es wäre eine große Hilfe für mich, wenn du kämst.«
»Na großartig«, sagte sie und blätterte durch den Wine Spectator . »Ich werde den Heiligabend damit zubringen, als Schiedsrichter bei der fröhlichen Familienfehde zu agieren.«
Den Rest der Fahrt nach Hardeeville verbrachte BeBe mit Lesen und damit, ihre Zeitschrift mit Eselsohren zu versehen, und ich lauschte den Weihnachtschorälen auf dem Oldie-Sender, auf den ich das Radio im Truck eingestellt hatte.
»Mei-ne Gü-te«, sagte ich, als wir langsam auf den Parkplatz bei Trader Bob fuhren.
Ein riesiger Sattelschlepper parkte mitten auf dem abgeernteten Kornfeld, und mindestens fünfzig Leute schlenderten auf dem Acker herum. Eine improvisierte, hölzerne Rampe führte ins Innere des Anhängers, und ständig liefen Leute hinein oder heraus.
Wir stellten den Wagen ab, und ich bahnte mir meinen Weg durch die Menge bis zum Tisch, der draußen stand. Leuveda Garner saß dahinter, trug eine Nikolausmütze aus Pelz und eine mottenzerfressene Nerzstola. Ein Kaffeebecher aus Edelstahl stand vor ihr auf dem Tisch, zusammen mit einem ganzen Berg Styroporbechern. Auf dem Boden neben dem Tisch stapelten sich Klappstühle.
»Hey Eloise!«, rief sie laut. »Du hast meine Nachricht erhalten!«
»Hab ich«, bestätigte ich und sah mich in der Menge um. »Sieht aus, als hätten ein paar andere Leute ebenfalls Bescheid bekommen. Was hat es mit dem großen Sattelschlepper auf sich?«
»Da ist der Wein drin, den wir versteigern«, sagte Leuveda. »Der ganze Truck ist bis zur Decke vollgepackt. Es ist so viel, dass wir keine Zeit hatten, alles auszuladen. Also wird Bob einfach die Versteigerung direkt vor dem Truck abhalten.«
Sie reichte uns beiden je einen dicken Stapel betippten Papiers.
»Das ist der Katalog«, erklärte sie. »Kümmert euch nicht um meine Rechtschreibung. Diese ganzen französischen Wörter haben mich völlig verwirrt. Über die Rampe gelangt
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