Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
zwei Kerle vor der Suppenküche im Emmaus-Haus, die versuchten, mir Geld abzuschwatzen, im Austausch für Informationen. Aber wahrscheinlich kennen sie sie gar nicht.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte BeBe zu. Sie zögerte. »Du wirst doch nicht zulassen, dass sich diese Miss-Annie-Sache zu einer ausgemachten Besessenheit entwickelt, oder?«
»Nein. Vermutlich hast du recht. Ich werde sie einfach vergessen.«
»Ich habe ganz sicher recht«, sagte BeBe. »Jetzt geh nach Hause und pack noch ein paar Geschenke ein.«
»Ich muss nur noch zwei einpacken«, erinnerte ich sie. »Aber ich werde den Laden heute früher schließen und schon anfangen, für morgen Abend zu kochen.«
»Was für eine Frau«, sagte sie. »Wann sollen wir morgen kommen?«
»Um acht gibt es Essen. Aber du könntest früher kommen und mir helfen, Mama aus der Küche fernzuhalten.«
»Mach ich – solange ich nichts von ihrem Obstkuchen essen muss«, versprach sie.
Ich stand an der Ladentür, die Schlüssel in der Hand, um abzuschließen, als eine hochgewachsene Frau in einem rostrot-schwarzen, knöchellangen Regenmantel wie aus dem Nichts auf mich zuschoss.
»Sagen Sie mir nicht, dass Sie gerade schließen!«, jammerte sie, als sie die Schlüssel sah.
»Tut mir leid.« Ich schenkte ihr ein bedauerndes Lächeln.
»Bitte!« Sie strich sich eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. Ihre roten Haare wurden langsam grau. »Ich habe heute extra früher Feierabend gemacht, um noch hierherzukommen. Ich komme jeden Abend auf dem Heimweg hier vorbei, aber dann haben Sie immer schon geschlossen.« Sie deutete auf das Schaufenster. »Der Plattenspieler. Wie viel kostet der?«
»Tut mir leid«, wiederholte ich. »Das ist nur Deko. Er ist nicht zu verkaufen.«
»O nein.« Sie ließ die Schultern hängen.
»Es gibt mittlerweile sehr schöne Reproduktionen«, erklärte ich hilfsbereit. »Oder Sie versuchen es bei ebay.«
»Keine Zeit«, sagte sie betrübt. »Mein Bus nach Buffalo fährt in zwei Stunden. Ich wollte ihn meiner älteren Schwester schenken«, erklärte sie. »Sie hat noch alle Platten aus ihrer Teenager-Zeit, die ganzen alten Singles, aber sie hat nichts, womit sie sie abspielen könnte. Dad hat ihren Plattenspieler schon vor Jahren verschenkt, als meine Mom starb und er das Haus verkauft hat.«
»Oh.« Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Ich habe noch Parfüm für sie besorgt, und ein Buch. Sie mag Krimis, solange es nichts Blutrünstiges ist. Liebesromane mag sie eigentlich lieber, aber ihr Mann hat sie im Sommer verlassen. Ist mit seiner achtundzwanzigjährigen Sekretärin durchgebrannt. Also will ich ihr nichts zu Rührseliges schenken. Natürlich bringt sie im Moment alles zum Weinen.«
»Was für Musik mag Ihre Schwester denn?«, fragte ich, sperrte die Tür wieder auf und öffnete sie.
»Was?«
»Kommen Sie«, sagte ich und winkte sie herein. »Wenn Sie den Plattenspieler haben wollen, möchten Sie vielleicht auch ein paar Platten mitnehmen. Wie wäre es mit Elvis? Mag sie Elvis?«
Die Frau stand auf der Türschwelle zum Laden, Regen plätscherte auf den Boden.
»Machen Sie Witze? Sie liebt Elvis. Chuck Berry. The Platters. Tams, Temptations.«
Ich zog den Plattenspieler hinter dem Ausstellungsbett im Schaufenster hervor und trug ihn zusammen mit ein paar Schallplatten zur Kasse hinüber. Unterm Tresen fand ich noch einen Karton, stellte den Spieler hinein und legte die Platten obenauf.
»Suchen Sie sich ein Geschenkpapier aus«, forderte ich die Frau auf und zeigte auf den Ständer mit den Schmuckpapieren hinter mir. »Rosa Pudel? Pinguine? Weihnachtsbäume?«
»Linda würde rotes Karomuster gefallen«, erwiderte die Frau prompt. »Sie hat immer noch ihre rot-karierte Brotdose von früher, als wir Kinder waren.«
»Für Linda.« Schwungvoll schrieb ich den Namen auf eine Karte. »Von?«
»Nancy«, sagte sie und griff nach ihrer Handtasche. »Mein Name ist Nancy. Das ist furchtbar nett von Ihnen. Wirklich. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken. Wie viel bekommen Sie?«
»Das geht aufs Haus«, sagte ich und spürte, wie meine Melancholie genauso schnell dahinschmolz, wie sie gekommen war. Ich band eine riesige grüne Samtschleife um das Paket. »Frohe Weihnachten.«
18
Gegen Mitternacht ließ Daniel sich selbst zur Hintertür meines Hauses herein, als ich gerade die letzten beiden Kuchen – einen mit Pekannüssen und einen mit Äpfeln – aus dem Ofen holte.
»Hi«,
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