Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)
klarkommen.« Er klang nicht gerade überzeugt.
Ich beugte mich vor und küsste ihn auf die Wange.
»Es wird gar nicht schlimm werden. Das verspreche ich dir. Es wird lustig.«
»Wie eine Wurzelbehandlung.«
»Daniel!«
»Ich warne dich! Erics Kinder werden nichts essen außer Brötchen, weißen Reis und Vanilleeis«, sagte er. »Ihre Mutter, Ellen, geht voll auf dieses absurde Benehmen ein. Und Dereks Frau, Sondra, ist Diabetikerin. Ganz zu schweigen davon, dass sie Veganerin ist.«
Ich lächelte gutmütig. »Ich weiß alles über Ernährungsgewohnheiten deiner Familie. Sondra hat mir eine Liste mit Sachen zugefaxt, die sie essen kann. Bei ein paar Gerichten habe ich einfach nur die Butter und Sahne weggelassen, und einen Teil der Kürbisstangen habe ich mit Apfelsoße statt mit Eiern gemacht. Und Eric hat angeboten, die Lieblingsreisgerichte seiner Kinder mitzubringen, genau wie die Eiscreme. Siehst du? Ich habe alles unter Kontrolle.«
»Davon träumst du«, sagte er. »Hat Sondra zufällig erwähnt, dass sie und Ellen seit dem letzten Weihnachten nicht mehr miteinander sprechen, als Ellen zu viel Eierflip getrunken und Sondra erklärt hat, sie solle etwas zunehmen, weil sie langsam aussähe wie eine magersüchtige Crackhure?«
Ich schluckte hart. »Äh, nein. Das ist nicht zur Sprache gekommen.«
Er grinste böse. »Das kommt noch. Vielleicht solltest du dir überlegen, Platzkärtchen zu schreiben, damit die beiden keinen Zickenkrieg anfangen.«
Er schenkte sich noch ein bisschen Wein nach. Dann stand er auf und ergriff meine Hand, doch ich entzog mich ihm. »Ich hasse es, wenn du so zynisch über Weihnachten sprichst.«
»Du kennst meine Familie nicht.« Er seufzte tief. »Tut mir leid, aber dieses Fest ist einfach der reinste Horror für mich.«
Ich hörte den Schmerz aus seinen Worten. Jetzt war es an mir, seine Hand zu ergreifen. Schweigend sahen wir uns an, bis er zaghaft lächelte.
»Komm, Eloise Foley. Es ist spät. Lass uns noch ein wenig am Feuer vor deinem Weihnachtsbaum sitzen und herausfinden, ob du mich in Feiertagslaune bringen kannst.«
»Ich komme gleich«, versprach ich. »Halt mir einen Platz frei. Ich muss nur mal kurz zum Truck und etwas überprüfen.«
»Zum Truck?« Er runzelte die Stirn. »Jetzt noch?«
»Ich hatte beide Arme voll mit Einkäufen, als ich kam«, schwindelte ich. »Die letzte Tüte musste ich auf dem Beifahrersitz stehen lassen.«
»Ich hole sie«, sagte er und war schon halb an der Küchentür.
»Nein!«, rief ich schnell. »Es ist, äh, ein Weihnachtsgeschenk für dich. Eine Überraschung.«
»Na gut, aber vergiss nicht, den Wagen abzuschließen. Mir ist immer noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken an all die merkwürdigen Vorkommnisse in letzter Zeit.«
Ich schnappte mir einen Pullover vom Haken an der Hintertür und eilte zum Truck. Ich öffnete die Beifahrertür und klappte hoffnungsvoll das Handschuhfach auf.
Doch die Tüte mit dem roten Karomuster und der übermütigen Schleife war immer noch da.
Ich ließ die Tüte, wo sie war, und schloss die Tür. Ich stand neben dem Wagen, die Arme gegen die Kälte um den Oberkörper geschlungen. »Annie«, rief ich leise. »Komm heraus, komm heraus, wo immer du auch steckst.«
19
Andächtig strich ich das gestärkte, weiße Damasttischtuch meiner Großmutter auf dem in Würde gealterten Kiefernholztisch im Esszimmer glatt und berührte mit den Fingerspitzen die winzigen Stellen, wo sie es sorgfältig ausgebessert hatte. Wenn ich genau hinsah, und das tat ich, konnte ich die fast geisterhaften Schatten von Flecken von längst vergangenen Familienfeiern entdecken.
Der blasse rosa Klecks in der einen Ecke musste – da war ich mir sicher – das Überbleibsel von verschüttetem Rotwein sein, wahrscheinlich von einem der bösen Onkel beim Thanksgiving-Essen. Es gab unzählige kleine Fettflecke, denn bei meiner Grandma hatte es immer Bratensoße gegeben, zu allem, sogar zu Eiern. Ein einzelner Brandfleck fast in der Mitte der rechteckigen Tischdecke war das Ergebnis der Party zu meinem sechsten Geburtstag, als ich die Kerze auf meiner Torte mit so viel Begeisterung auspustete, dass sie auf das Tischtuch flog, wo Daddy die Flamme mit dem letzten Schluck aus einer Kaffeetasse löschte.
Ich besaß viele wunderschöne Tischdecken, die ich an diesem Abend hätte auflegen können. Jahrelanges Sammeln und der Handel mit alten Textilien hatten mir einen ganzen Schrank voll davon beschert. Ich hatte überlegt, das
Weitere Kostenlose Bücher