Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition)

Titel: Weihnachtsglitzern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
Vom Netzwerk:
Ende.
    »Oh.« Ich kramte in meiner Jackentasche, dann dachte ich, etwas verspätet, an Daniels Rat, Obdachlosen keine Almosen zu geben.
    Ich zog die Müsliriegel heraus, die ich als Frühstück eingesteckt hatte.
    »Ich bin gerade ziemlich pleite«, sagte ich und probierte es mit einem entschuldigenden Grinsen. »Aber Sie können die hier haben. Schokochips mit Erdnussbutter. Proteine, wissen Sie?«
    »Nein danke«, blaffte Rote Mütze. »Wir versuchen gerade, nicht mehr so viel zu naschen.«
    »Genau«, sagte der Raucher. »Wir müssen auf unsere schlanke Linie achten.«
    Achselzuckend wandte ich mich zum Gehen. »Dann tut’s mir leid.«
    »Zu schade«, sagte Rote Mütze. Er schlug sich an die Stirn. »O Mann, ich hab vergessen, wo ich Ihre Freundin gesehen habe. Gerade eben. Ist vielleicht ’ne halbe Stunde her.«
    »Sie haben sie gesehen?« Ich drehte mich um. »Wo?«
    »Das haben wir vergessen«, sagte der Raucher. Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und warf mir den Stummel vor die Füße. Er landete in einer Pfütze und zischte kurz auf, ehe die Glut ausging.
    »Das ist nicht nett von Ihnen«, sagte ich und sah die beiden vorwurfsvoll an. »Es ist doch Weihnachten.«
    »Yeah«, sagte Rote Mütze. »Das wissen wir.«
    »Na dann …«, plapperte ich und überlegte, wie ich eine geschickte Wendung hinbekäme, »Frohe Weihnachten!«
    Der Raucher trat drohend vor, und ich drehte mich um, rannte auf den Schutz bietenden Truck zu und verriegelte die Türen, kaum dass ich auf dem Sitz saß.
    Ich war beinahe zu Hause, als ich das weiße, rechteckige Stück Papier in der Ecke meiner Windschutzscheibe entdeckte.
    »Verdammt«, heulte ich. »Und dann noch so ein beschissener Strafzettel.«

    Als ich endlich die Ladentür des Maisie’s Daisy aufstieß, war es bereits nach eins.
    Mary, die blonde Studentin der University of Georgia, die manchmal nach dem Unterricht im Laden aushalf, blickte von der Zeitschrift auf, in der sie gelesen hatte. »Hey Eloise«, begrüßte sie mich. »Wow. Du bist ja total durchnässt.«
    »Und wie«, bestätigte ich. Ich entledigte mich meiner Jacke, zog die ebenfalls durchgeweichten Stiefel aus und ging ins Hinterzimmer, um zu versuchen, mich abzutrocknen.
    »War viel los?«, rief ich ihr zu.
    »Überhaupt nicht. Es hat so heftig geregnet, dass den ganzen Morgen kein einziger Kunde vorbeigeschaut hat.«
    Ich kam aus dem Hinterzimmer, ein Handtuch um das nasse Haar geschlungen.
    »Das war ja klar«, sagte ich. »Du kannst nach Hause gehen, wenn du möchtest, Mary. Ich glaube, ich mache heute früher dicht. Niemand, der bei klarem Verstand ist, wird bei diesem Wetter rausgehen.«
    »Okay.« Sie hüpfte vom Holzstuhl hinter dem Tresen, schnappte sich ihre Tasche und ging zur Tür.
    »Warte.« Ich öffnete die Kasse, nahm einen Zwanziger heraus und hielt ihn ihr hin.
    »O nein«, protestierte sie. »Du brauchst mich nicht zu bezahlen. Ich habe doch nichts getan, außer gelesen. Nicht einmal das Telefon hat geklingelt.«
    »Ich bestehe darauf«, sagte ich und drückte ihr den Geldschein in die Hand. »Es ist also niemand vorbeigekommen? Du hast nicht zufällig eine zierliche obdachlose Frau draußen herumlungern sehen? Möglicherweise mit einem alten Pullover der BC-Highschool?«
    Sie riss die großen, blauen Augen auf. »Eine alte Lady in einem Highschool-Pulli? Nein, habe ich nicht gesehen.«
    Nachdem Mary gegangen war, wanderte ich ziellos im Laden umher, wischte ein wenig Staub, räumte in den Regalen auf und erstellte eine Liste von Waren, die nach Weihnachten auf dem Ausverkaufstisch landen würden.
    Die blauen Lichter am Aluminiumbaum blinkten, und meine Retroweihnachtslieder liefen im Hintergrund, doch irgendwie konnte ich die Melancholie, die mich wie ein Nebelschleier umhüllte, nicht abschütteln.
    Ich behielt den Gehweg vor dem Laden scharf im Auge, und ein paar Mal ging ich zur Hintertür, um auf die Gasse hinterm Haus zu blicken, doch dort war es genauso ruhig wie vorn auf der Straße. Ich wusste, dass es sinnlos war, trotzdem hoffte ich immer noch, dass Miss Annie wiederauftauchen würde.
    Es war fast vier, als mein Handy klingelte. Ich beeilte mich, den Anruf anzunehmen.
    »Kein Erfolg bei der Unterkunft für Frauen«, berichtete BeBe. »Und sie haben auch nie eine Frau gesehen, die auf die Beschreibung passt, die ich ihnen von Annie gegeben habe. Sie meinten, die meisten ihrer ›Gäste‹ seien jünger.«
    »Okay.« Ich seufzte. »Ich habe sie auch nicht gefunden. Nur

Weitere Kostenlose Bücher