Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
später baute er sich schließlich ein richtig stattliches Haus hoch oben auf dem Berg.
Entgegen der damaligen Sitte, die Häuser im Ort dicht nebeneinander zu bauen, damit sie sich gegenseitig Windschutz gaben, hatte der Lotsenmeister sein Haus so errichtet, dass es stolz in einsamer Majestät ganz für sich allein stand. Die Brand’sche Villa war das Erste, worauf der Blick fiel, wenn die Schiffe Sandhamn anliefen. Eine Landmarke für alle, die die Insel besuchten.
Beim Bau des Hauses hatte der Lotsenmeister an nichts gespart. Das beste Material war gerade gut genug. Der nationalromantische Stil war konsequent durchgezogen, mit kleinen Dachvorsprüngen, breiten Giebelbrettern und sanft geschwungenen Linien bei Mansarden und Erkern. Im Haus standen kostbare Kachelöfen, die in Gustavsbergs Porzellanfabrik speziell angefertigt worden waren, und in dem für damalige Zeiten ungewöhnlich modern eingerichteten Badezimmer gab es eine große Badewanne auf Löwentatzen. Sogar eine Toilette befand sich im Haus, was zu jener Zeit für großes Erstaunen bei den Nachbarn gesorgt hatte, denn die waren es gewohnt, ins Klohäuschen zu gehen, wenn sie mussten. Der eine oder andere hatte den Kopf geschüttelt und etwas von neumodischen Großstadtsitten gemurmelt, aber der gute Lotsenmeister hatte sich nicht beirren lassen. »Ich scheiße, wo ich will«, hatte er gebrüllt, wenn ihm der Klatsch zu Ohren kam.
Signe hatte sich zwar – nach langem Sträuben – einen Fernseher angeschafft, aber das war auch das Einzige, was aus dem Rahmen fiel. Es war kaum zu sehen, dass das Haus schon vor mehr als hundert Jahren eingerichtet worden war, so gut war alles erhalten.
Inzwischen bewohnte Signe das Haus allein, nur in Gesellschaft ihrer Labradorhündin Kajsa. Hin und wieder klagte sie über die hohen Kosten, aber jedes Mal, wenn Leute von auswärts ihr das Haus, das eines der schönsten von ganz Sandhamn sein musste, zu einem Fantasiepreis abzuschwatzen versuchten, schnaubte sie nur verächtlich und wies ihnen die Tür.
»Hier bin ich geboren, und hier will ich sterben«, pflegte sie ohne jede Spur von Sentimentalität zu sagen. »Mir kommt kein reicher Stockholmer über die Schwelle.«
Signe liebte die Brand’sche Villa, und Nora konnte das sehr gut verstehen. Als sie noch ein kleines Kind war, war Signe für sie wie eine zweite Mutter gewesen, und Nora fühlte sich bei ihr ebenso zu Hause wie in ihrem eigenen Elternhaus.
»Hast du gehört, was passiert ist?«, rief Nora zu ihr hinüber.
»Nein, was denn?«, erwiderte Signe und stellte die Gießkanne ab. Sie richtete sich auf und kam an den Zaun.
»Sie haben einen Ertrunkenen am Weststrand gefunden. Die Polizei ist hier, mit allem Drum und Dran.«
Signe machte ein verwundertes Gesicht.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufgescheucht die Eltern in der Schwimmschule waren«, fuhr Nora fort.
»Ein Toter, sagst du?«, fragte Signe.
»Ja. Ich habe Thomas getroffen, unten vor Westerbergs Livs. Er ist hier, um den Fall zu untersuchen.«
Signe sah sie fragend an.
»Weiß man, wer es ist? Jemand, den wir kennen?«
»Ich war nicht dort. Thomas sagt, dass es ein Mann ist, aber die Leiche sieht wohl ziemlich schlimm aus. Hat offenbar mehrere Monate im Wasser gelegen.«
»Dann ist Thomas als Polizist hier? Wer hätte gedacht, dass er schon so erwachsen ist«, sagte Signe.
»Das bin ich doch auch. Wir sind ja gleichaltrig«, erwiderte Nora lächelnd.
»Es ist trotzdem schwer zu verstehen. Die Zeit vergeht so schnell.« Signe sah wehmütig aus. »Ich kann kaum glauben, dass du schon selbst Kinder und eine Familie hast. Es ist noch nicht lange her, da warst du so klein wie Adam und Simon.«
Nora lachte und ging ins Haus. Sie war ganz vernarrt in ihr Häuschen, das sie vor einigen Jahren von ihrer Großmutter geerbt hatte. Es war nicht sehr groß, aber es hatte Charme, und dafür, dass es aus dem Jahr 1915 stammte, war es ziemlich funktionell. Im Erdgeschoss befanden sich eine große Küche und ein geräumiges Zimmer, das für alle möglichen Zwecke genutzt wurde, als Spiel- und Fernsehzimmer genauso wie als Wohnzimmer für die Erwachsenen.
Ein kleiner Kachelofen mit zierlichem Blumenmuster war die Jahre hindurch erhalten geblieben. Im Winter war er sehr nützlich, er schaffte es, das gesamte Untergeschoss zu heizen. Da auf den Schären hin und wieder der Strom ausfiel, leistete er noch gute Dienste.
Im Obergeschoss gab es zwei Schlafzimmer, eins für Henrik und sie und eins
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