Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
er und seine Frau dort ein Haus.«
»Seine Frau?«
Ihre Gesprächspartnerin machte ein schuldbewusstes Gesicht.
»Oh, das hätte ich wohl besser nicht sagen sollen.« Sie wirkte plötzlich unsicher. »Maries Freund ist noch verheiratet, aber er steht kurz davor, seine Frau zu verlassen. Er hat es nur wegen der Kinder noch nicht getan.«
»Da kann man mal sehen«, sagte Nora und suchte hektisch nach einer Bemerkung, die nicht idiotisch klang. Die Unterhaltung war bizarr. Was sagte man zu einer Person, die einem wildfremden Menschen verriet, dass die beste Freundin eine Affäre mit einem verheirateten Mann hatte?
»Marie ist unsterblich verliebt. Er ist aber auch wirklich ein toller Typ, dunkelhaarig und sehr attraktiv. Und außerdem Arzt, nicht schlecht, was?« Sie zwinkerte Nora vielsagend zu und trank einen großen Schluck von ihrem Cocktail.
»Arzt«, echote Nora.
»Genau. Ein echter Fang.«
»Und wie heißt er?«
»Das sollte ich besser nicht sagen, Marie will, dass es ein Geheimnis bleibt, bis er mit seiner Frau gesprochen hat. Aber wenn es unter uns bleibt … Sie verraten mich nicht, oder?«
»Nein, nein«, versicherte Nora. »Natürlich nicht.« Auf einmal war es ihr wichtig, den Namen zu erfahren.
»Er heißt Henrik. Er ist Radiologe am Krankenhaus Danderyd.«
Sie lächelte Nora an und hob das Glas an die Lippen.
Kapitel 3
Kapitel 3
Die Erkennungsmelodie der Sendung »Vermisst« auf TV 3 verklang, und Hasse Aros vertrautes Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Hinter ihm waren die Schreibtische zu sehen, an denen die Redaktionsmitarbeiter die Anrufe der Zuschauer entgegennahmen.
»Willkommen zurück«, sagte er ernst. »Im letzten Beitrag des Abends widmen wir uns nun dem Mädchen, das auf Sandhamn vermisst wird.« Er warf einen Blick auf seine Stichwortkarte und fuhr fort: »Lina Rosén verschwand in einer dunklen, stürmischen Nacht im letzten Herbst. Sandhamn am äußersten Rand des Schärengartens hat knapp einhundertzwanzig Bewohner, zusätzlich strömen jedes Jahr Hunderttausende von Besuchern auf die kleine Insel. Es ist ein Sommerparadies, berühmt für seine schönen Sandstrände und eleganten Regatta-Veranstaltungen.«
Er räusperte sich, und die Kamera zoomte auf sein Gesicht. Seine Miene war bekümmert und sein Tonfall traurig.
»Heute bedrückt das Mysterium der vermissten Lina Rosén die Inselbewohner.«
Auf dem Bildschirm erschien das Foto eines hübschen Mädchens, ungefähr zwanzig Jahre alt. Sie hatte langes, blondes Haar und saß in einem Liegestuhl, dessen weißer Bezug ihre Sonnenbräune betonte. Sie lachte strahlend in die Kamera. Im Hintergrund waren ein paar Klippen und ein Sandstrand zu erkennen. Anscheinend befand sie sich auf einer Terrasse nahe am Meer.
»Linas Eltern haben ihre Tochter zuletzt am Freitag, den 3. November vergangenen Jahres gesehen. Da wollte sie zu einer Freundin, die an der Südostseite der Insel wohnt, in der Sommerhaussiedlung Trouville. Nach Angaben dieser Freundin brach Lina gegen zweiundzwanzig Uhr von dort auf, um mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren. Seitdem ist sie spurlos verschwunden. Trotz eines Großeinsatzes der Polizei wurde sie nicht gefunden.«
Nun wurde das Panorama der Hafeneinfahrt von Sandhamn gezeigt. Die Kamera schwenkte vom Holzgebäude des Sandhamn Värdshus über den Dampfschiffkai und weiter zum roten Klubhaus des KSSS , das 1887 erbaut worden war.
Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Der Kiosk am Dampfschiffkai, vor dem sich im Sommer für gewöhnlich lange Urlauberschlangen bildeten, hatte seinen grauen Metallrolladen herabgelassen. Die Läden an der Strandpromenade waren winterfest verrammelt und mit stabilen Vorhängeschlössern gesichert.
Alles wirkte einsam und verlassen und erinnerte daran, dass die Suche nach dem Mädchen erfolglos geblieben war.
Dann zoomte die Kamera auf ein weißes Haus, und eine Stimme beschrieb Lina Roséns Zuhause. Die Familie stammte aus Sandhamn, und das Haus befand sich seit vielen Jahren in ihrem Besitz.
Die Kamera schwenkte langsam vom Haus über den Wald hinweg zu den Tennisplätzen, wo der Weg nach Trouville begann. Der Weg, den Lina Rosén am Abend ihres Verschwindens mit dem Rad gefahren war.
Hasse Aro wandte sich nun an einen Polizisten, der neben ihm ins Bild kam. Der Mann war ungefähr vierzig, groß, breitschultrig und hatte kurzes, blondes Haar. Er wirkte sympathisch, und um seine Augen lag ein feines Netz aus Lachfältchen.
»Thomas Andreasson, Sie sind
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