Weihnachtszauber 02
Fenster die magische Wirkung, die diese schöne Szenerie normalerweise auf ihre Laune ausübte.
An diesem Morgen waren Hannah und ihr Ehemann schon zeitig aufgebrochen, um die Weihnachtsgans und andere Speisen zu kaufen, die in zwei Tagen bei dem geplanten Fest aufgetischt werden sollten. Das Haus war bereits stimmungsvoll geschmückt. Überall duftete es nach den grünen Zweigen, die Ned aus dem Garten hereingebracht hatte.
Aber so eifrig die beiden die Weihnachtsfeier auch vorbereiteten – Isabella verspürte keine Vorfreude in ihrem Herzen. Sie zog ihren Schal enger um die Schultern und wandte sich vom Salonfenster ab.
Zweifellos verzögerten die verschneiten Straßen Hannahs und Neds Rückkehr. Wenn sie eintrafen, würde ihre Haushälterin sich sicher darüber beklagen und dann die neuesten Klatschgeschichten erzählen, die sie im Dorf aufgeschnappt hatte.
Damit würde sie sie ein wenig von ihrer Trübsal ablenken und nur einsilbige Antworten erwarten. Glücklicherweise begnügte Hannah sich mit gelegentlichem Staunen oder vager Betroffenheit, je nachdem, was ihre Berichte erforderten.
Isabella legte noch ein paar Holzscheite von dem Stapel ins Feuer, den Ned neben dem Kamin aufgehäuft hatte. Danach war er mit seiner Frau im Ponywagen davongefahren.
Eine Zeit lang beobachtete Isabella, wie die Flammen das Holz zu verzehren begannen und in der Stille des verlassenen, vom Schnee umgebenen Haus fröhlich knisterten. Die Verzweiflung, die sie seit drei Monaten bekämpfte, drohte sie zu überwältigen. Als Tränen hinter ihren gesenkten Lidern brannten und schließlich hervorquollen, schlug sie die Hände vors Gesicht. Dann wischte sie ihre Wangen ab, wütend auf sich selbst. Keinesfalls durfte Hannah mit ihren scharfen Augen merken, dass ihre Herrin geweint hatte.
Welchen Grund gab es denn, der ihr Selbstmitleid rechtfertigen würde? Sie hatte ein Dach über dem Kopf, genug zu essen auf dem Tisch, zwei liebevolle Gefährten, die alles für sie tun würden. Auf den Knien sollte sie dem Allmächtigen für seine Gnade danken statt ...
Die Haustür fiel ins Schloss und verscheuchte diese Gedanken. Hastig kniff Isabella in ihre Wangen, um ihnen etwas Farbe zu verleihen, zog ihr Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.
Als sie die Küche betrat, lud die Haushälterin gerade verschnürte Kartons und seltsam geformte Säcke auf den Tisch. Schneeflocken hafteten an ihrem Hut und übersäten die Schultern ihres Umhangs. Aber sie summte gut gelaunt vor sich hin.
„Sicher sind die Straßen ein Albtraum“, meinte Isabella und half ihr, die Einkäufe auszupacken.
„Ja, Mr Slaters Einspänner blieb im Schnee stecken. Nur mit der Unterstützung meines Mannes konnte er die Räder befreien.“ Seufzend blickte Hannah auf. „Das wird ein hartes Stück Arbeit sein, wenn ich Neds Mantel vom gefrorenen Schlamm reinigen muss. Klebrig wie Teer.“
„Welch ein Glück, dass Ned zur Stelle war und Mr Slater beistand! Wo es doch heute so schrecklich kalt ist ...“
„Und so, wie’s aussieht, wird’s noch schlimmer. Was ich jetzt sage, daran werden Sie noch denken, Mrs Stowe. Noch vor heute Abend sind die Straßen vereist.“
„Wenigstens müssen Sie bis zum Gottesdienst am Weihnachtstag nicht mehr hinausgehen.“
„Dem Allmächtigen sei Dank!“ Emsig verteilte Hannah glänzende Äpfel, Kastanien, Zwiebeln, Pastinaken und Kartoffeln auf dem Küchentisch. In den nächsten beiden Tagen würden sie gewiss nicht so darben wie während des ganzen vergangenen Jahres.
„Und danken wir Ihm auch für den Überfluss, den Er uns jetzt so barmherzig gewährt“, ergänzte Isabella. „So viel haben Sie gekauft, Hannah. Alles nur für uns drei?“
„Warum sollen wir uns kein Festmahl gönnen?“ Hannah nahm ihren Hut und den Umhang ab. „Immerhin ist Weihnachten.“
„Allerdings“, stimmte Isabella lächelnd zu.
Die fette Gans wurde gebührend bewundert. Dann band Isabella sich eine Schürze um und half ihrer Haushälterin bei den Vorbereitungen für die Weihnachtspasteten, die den ersten Gang des Menüs bilden würden.
Bei der Zusammenarbeit, in der vertrauten familiären Atmosphäre, verflog ihre Melancholie – vor allem, weil sie beobachtete, wie sehr Hannah sich auf die köstliche Mahlzeit freute.
Sie schälte gerade Äpfel, als ihr das Geschwätz der Haushälterin alle Illusionen raubte, sie könnte endlich wieder ein bisschen zufrieden mit ihrem Leben sein.
„Übrigens, ich habe im Dorf ein paar
Weitere Kostenlose Bücher