Weihnachtszauber 02
ein Londoner Gentleman.“
„Oh, meine Liebe, behaupten Sie bloß nicht, Sie hätten ihn abgewiesen, weil ich irgendwas sagte! Den Antrag eines solchen Mannes haben Sie abgelehnt? Obwohl er ein Leben lang für Sie gesorgt hätte?“
„Wir passen nicht zueinander“, wiederholte Isabella. Vergeblich bemühte sie sich, ihren Worten eine gewisse Überzeugungskraft zu verleihen.
Stattdessen klangen sie hohl. Schon damals hatte ihr Herz das gewusst – und ihr Verstand dummerweise versucht, ihr die konventionellen Ansichten der Gesellschaft aufzuzwingen.
„Vielleicht ist es so am besten.“ Hannah ging um den Tisch herum, nahm ihre Herrin in die Arme und drückte sie an sich. „Wenn man bedenkt, was ihm zugestoßen ist ...“
Eine Zeit lang ließ Isabella sich am warmen, mütterlichen Busen der guten Frau trösten und atmete den vertrauten Duft von Lavendelwasser ein, den jetzt das Aroma von Gewürznelken übertünchte. „Ist es wirklich kein Irrtum, Hannah? Sind Sie sicher?“
„Zumindest hat Becky erzählt, Seine Lordschaft sei erblindet. Vielleicht – wenn Sie mit Mrs Lambert reden, meine Liebe ...“
Die Worte verklangen, als Isabella sich von der Umarmung befreite. Mit bebenden Fingern nahm sie ihre Schürze ab und legte sie auf einen Stuhl.
„Soll ich Ihnen irgendwas bringen, Mrs Stowe?“, fragte Hannah. „Eine Tasse Tee?
Oder eine Kompresse für Ihre Stirn?“
„Ned“, flüsterte Isabella und versuchte zu überlegen, was sie sonst noch brauchte.
„ Ned?“
„Und der Ponywagen ... Glauben Sie, dass heute Nachmittag die Postkutsche verkehrt?“
„O ja, soviel ich weiß. Aber um Mrs Lambert zu besuchen, müssen Sie nicht die Postkutsche nehmen. Da kann Ned Sie hinfahren.“
„Nein, ich werde Mrs Lambert nicht besuchen.“
„Und – warum brauchen Sie dann die Postkutsche?“
„Weil ich zu ihm reisen werde.“
8. KAPITEL
Isabella hatte ihre Haushälterin beauftragt, mit Ned zu Becky Gilbert zu fahren und sich nach der Adresse Seiner Lordschaft zu erkundigen. In der Zwischenzeit warf sie ein paar Kleidungsstücke in Williams alten Reisekoffer.
Als ihre Dienstboten mit der Information zurückkehrten, erlaubte sie Ned nicht, das Pony abzuschirren. Stattdessen musste er den Wagen sofort wenden und sie zum Wren’s Nest bringen. Wenn sie Glück hatte, würde sie einen Platz in der Postkutsche nach Hertfordshire bekommen. Und falls die Kutscher einen Bonus erhielten, würden sie das Tempo beschleunigen.
Unendlich dankbar für einen Sitz im Innern der Kutsche, vor den Elementen geschützt, fror sie trotzdem bis auf die Knochen. Auf dem Ponywagen war die Kälte durch ihre Kleidung gedrungen, noch vor dem Beginn des Sturms, der jetzt die Straße unter dichten Schneewolken verbarg.
Zwanzig Stunden verstrichen. Teilweise fröstelte sie in der Kutsche, die immer wieder in Schneewehen stecken blieb. Oder sie musste mit den anderen Fahrgästen auf verschneitem Terrain bergauf stapfen, weil die Pferde geschont werden sollten.
Schließlich stand sie im Hof des Gasthauses in Welwyn, von neuen Zweifeln geplagt.
Ganz egal, was sie zu Guy gesagt hatte, er würde wissen, warum sie ihn aufsuchte.
Und sie wusste, wie er sie empfangen würde.
Aus viel unwichtigeren Gründen als jenen, die er gegen sie vorbringen würde, hatte sie ihn abgewiesen. Falls er überhaupt mit ihr sprach ... Womöglich wollte er sie gar nicht sehen.
Aber diese Gefahr bestärkte sie in ihrem Entschluss. Sobald sie ihr Ziel erreichte, würde es keine Rolle spielen, was er von ihrer Ankunft hielt. Wenn sich eine Gelegenheit bot, würde sie ihm beweisen, dass sie ihn nicht aus Mitleid besuchte.
Sondern einzig und allein, weil sie erkannt hatte, wie schrecklich dumm sie gewesen war ...
Sie betrat das Gasthaus, ging zu dem Angestellten der Postkutschengesellschaft und geduldete sich, bis er den letzten Fahrgast des Wagens abgefertigt hatte, der demnächst wegfahren würde.
Dann erklärte sie ihr Anliegen. „Ich möchte eine Kutsche mieten, die mich nach Woodhall Park bringt“, sagte sie in entschlossenem Ton. Auf dem Kontinent hatte sie gelernt, mit widerspenstigem Personal zu verhandeln, selbstbewusst und gebieterisch zu erscheinen.
„Also werden Sie nicht erwartet?“ Der Mann musterte sie skeptisch. Offenbar überlegte er, ob die Bewohner des Herrschaftssitzes bereit wären, sie zu empfangen.
„Wäre es so, würde man mir zweifellos einen Wagen schicken.“
Noch immer nicht überzeugt, hob er eine Braue. „Sind Sie
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