Weihnachtszauber 02
er sie an und hoffte, sie wäre vernünftiger als ihr Bruder. „Runter mit Ihnen!“, bellte er.
Bald würde unwillkommenes Publikum bei der Tür eintreffen, das wusste er. Wenn es nicht schon da war ...
„Nehmen Sie die Netze und diesen Narren und hauen Sie ab!“, herrschte er Georgie an, der reglos dastand, Mund und Nase aufgesperrt. Offensichtlich konnte er nicht glauben, was er soeben gesehen hatte.
Und dann trat White in die Kabine, ehe Francesca den Befehl befolgen konnte.
Verblüfft runzelte er die Stirn. „Was zum Teufel geht hier vor?“ Sein Blick wanderte zwischen Jack, Francesca und Tom, der unbewegt dalag, hin und her.
„Leider hatte der junge Linden was gegen mein Amüsement mit der Frau einzuwenden.“
„Verdammt, warum musste er sich einmischen? Schon die ganze Nacht hat er sich sehr merkwürdig benommen.“
„Wahrscheinlich zu viel Alkohol.“
Diese Erklärung schien White nicht zu überzeugen.
„Falls Sie Lust haben, ich bin mit ihr fertig.“ Jack zeigte auf Francesca und ignorierte den schmerzhaften Stich in seinem Herzen, den ihr unverhohlenes Entsetzen bewirkte. Verständlicherweise fühlte sie sich verraten und betrogen. Mit bebenden Fingern presste sie die Decke wie einen Schutzschild an sich.
White musterte ihre nackten Schultern. Was sie ihm verhießen, lenkte ihn vorerst von Tom Linden ab. „Dafür fehlt mir die Zeit. Unsere Kontaktperson befindet sich bereits in Sichtweite. Also müssen wir die Übergabe vorbereiten.“
„Dann heben Sie sich die Frau für die Rückfahrt auf. Glauben Sie mir, sie ist es wert.“
Jack streifte sein Hemd über den Kopf und stopfte es in die Breeches.
„Ja, eventuell, Mr Black – wenn sie wirklich so gut ist.“
Nun begann Tom zu stöhnen und bewegte sich.
„Der Kerl wird allmählich zum Ärgernis.“ Kraftvoll trat White gegen einen Fußknöchel des Jungen.
„Ganz meine Meinung“, stimmte Jack zu und hoffte inständig, Francesca wäre klug genug, um den Mund zu halten.
„Mit diesem Burschen befasse ich mich später“, kündigte White an.
Jack lächelte frostig. „Vielleicht wär’s besser, Sie überlassen das mir.“ Er ballte die Hände und ließ die Fingergelenke knacken. „Weil Sie sich ... anderweitig beschäftigen werden.“ Anzüglich zog er die Brauen hoch.
„Sehr gut.“ White wandte sich lachend zu den Männern, die sich vor der Tür drängten und Francesca anstarrten. „Schafft die Netze an Deck.“ Dann schnauzte er Georgie an, der zu Tom ging: „Lassen Sie den Idioten liegen.“
„Hier? Bei der Frau?“, fragte Georgie.
„Vor dem ist sie sicher – wo er doch so wild entschlossen ist, sie zu verteidigen.“
Jack hob seinen Mantel vom Boden auf, schüttelte den Staub heraus und schlüpfte hinein – ohne Eile, lässig und scheinbar völlig unbeschwert. Doch es entging ihm nicht, wie kerzengerade Francesca Linden dastand, den Kopf hoch erhoben.
Dann schlenderte er hinter Mr White aus der Kabine. Die Männer schleppten bereits die Netze nach oben. Den Fuß auf der ersten Leitersprosse, hielt er inne und betastete seinen offenen Hemdkragen. „Oh, ich habe mein Halstuch vergessen.“
„Das brauchst du nicht, Holberton“, murmelte White. „Du bist ein verdammter Fischer. Und wir gehen nicht in den Brook’s Club.“
Jack starrte ihn wortlos an.
Seufzend verdrehte White die Augen. „Meinetwegen hol das verflixte Ding, ich warte an Deck.“
Jack warf ihm einen Blick zu, der besagte: Das wäre am besten.
Sekundenlang wartete er, bevor er in die Kabine zurückkehrte. Er zog die Tür hinter sich zu, drückte sie aber nicht ins Schloss. Sichtlich verzweifelt, kauerte Francesca neben ihrem Bruder und strich über sein Gesicht. Bei Jacks Anblick sprang sie auf.
„Sie hätten ihn umbringen können“, beschuldigte sie ihn wütend.
„Hätte ich das beabsichtigt, wäre er jetzt tot. Irgendwie musste ich ihn zum Schweigen bringen. Sonst hätte er unseren Plan vereitelt.“
Wie ihre Miene verriet, gab sie ihm widerstrebend recht. Trotzdem zischte sie: „So fest hätten Sie nicht zuschlagen müssen.“
„Ich hatte keine Wahl, Francesca. Ein paar Tage lang wird sein Hals schmerzen. Und das ist sicher angenehmer als ein Schnitt von einem Ohr bis zum anderen.“
„Soeben haben Sie mich diesem grässlichen Mr White angeboten ...“
„Ehe er zu viele Fragen über Tom gestellt oder ihn womöglich erstochen hätte.“
„Ja, das stimmt ...“ Sie schaute auf ihren Bruder hinab, dann wandte sie sich
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