Weihnachtszauber 02
seinem Gespräch mit Mr White gezeigt hatte.
Doch Francesca ließ sich nicht zum Narren halten. Sie hatte die wahre Natur seines Wesens erkannt. Und sie wusste, dass ihm gar nichts egal war, wenn er auch das Gegenteil zu bekunden suchte.
„Hol zusammen mit Georgie die Netze, Linden, und bring sie an Deck.“ Whites Stimme klang heiser und irritiert. „Die brauchen wir für die Übergabe.“
„Aber – Mr Black ...“, begann Tom unsicher, voller Angst, sie könnten Lord Holbertons Plan vereiteln und Francesca gefährden, wenn sie in der Kabine auftauchten.
„Mr Black ist viel zu sehr mit dem Mädchen beschäftigt, um euch zwei Tollpatsche zu bemerken.“
Georgie nickte und stand von einer Kiste auf. „Komm schon, mein Junge.“
Da Tom nichts anderes übrig blieb, folgte er ihm zur Kabine.
Vor der Tür polterten Schritte. Ehe Francesca wusste, wie ihr geschah, warf sich Mr Black auf sie. Durch das dünne Hemd spürte sie die Hitze seiner nackten Brust. Aber er hielt sein Wort, sie musste nicht befürchten, er könnte sie zerquetschen, denn er stützte sich auf beide Ellbogen und verringerte sein Gewicht.
So wie er es prophezeit hatte, küsste er sie. Wenigstens wusste sie diesmal, was sie erwartete.
Jemand klopfte an die Tür.
Nur um wenige Zentimeter hob Mr Black den Kopf und beendete den Kuss. Doch sein Gesicht befand sich auch weiterhin dicht über ihrem. In seinem Blick las sie eine Warnung.
Noch ein Klopfen.
Als die Tür aufschwang, küsste er Francesca wieder. Sie schaute ins Dunkel seiner Augen, und irgendetwas vibrierte zwischen ihnen – etwas, das nichts mit Schauspielerei zu tun hatte. Und dann erinnerte sie sich, dass sie ihn abwehren musste. Wie sie sich errötend eingestand, hatte sie das ganz vergessen. Scham und Verlegenheit verliehen ihr erbitterte Kampfkraft.
„Lassen Sie mich los, elender Schurke!“
Ohne zu antworten, umklammerte Black ihre Handgelenke und drückte beide hinter ihrem Kopf zu Boden.
Zaudernde Schritte überquerten die Schwelle. Dann erklang eine Männerstimme.
„Verzeihen Sie die Störung, Sir. Aber Mr White hat uns hergeschickt, weil wir die Netze holen sollen.“
Jack Black spähte über seine Schulter, und Francesca spürte eine Veränderung in seinem Körper, eine plötzliche Anspannung. Da wusste sie, dass irgendetwas Bedenkliches geschah. Von ihrer Position aus sah sie die Gestalt nicht, die an der Tür stand.
„Nehmt das Zeug und verschwindet“, befahl Black schroff. „Alle beide.“
Also betrat nicht nur ein Schmuggler den Raum. Zu ihrer Erleichterung schirmte Black sie gegen neugierige Blicke ab.
„Ja, Sir – danke, Sir“, sagte dieselbe Stimme, und Francesca hörte, wie jemand über den Plankenboden eilte.
Der andere schien sich nicht zu rühren, und er gab auch keinen Laut von sich.
„Komm her, Junge!“, flüsterte der Mann drängend.
Über ihren Rücken rieselte ein eisiger Schauer, Francesca verspürte eine böse Ahnung.
Black glitt von ihr hinab. So auffällig wie nur möglich schloss er seine Breeches.
Hastig zerrte sie die Decke über ihren Körper. Den großen rothaarigen Mann, der die Fischernetze an sich raffte, nahm sie kaum wahr. Ihre Augen weiteten sich, der Atem blieb in ihrer Kehle stecken.
Nur fünf Schritte von dem Mantel entfernt, auf dem sie lag, stand ihr Bruder – das Gesicht aschfahl. In seinem Blick flackerte ein Zorn, den sie nie zuvor gesehen hatte.
Jack beobachtete, wie Francesca ihrem Bruder ein Zeichen gab, indem sie kaum merklich den Kopf schüttelte. Mit einem mahnenden Blick bedeutete sie ihm, er solle schweigen – zu spät.
In seiner Wut war er unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Jack bezweifelte sogar, dass der Junge sich entsann, welche Gefahr Mr White für das Mädchen darstellte. Was Tom tun würde, war vorauszusehen.
Entschlossen stand Jack auf. Nun musste er blitzschnell die Initiative ergreifen, sonst würde der Grünschnabel alles verderben.
„Elender Bastard!“, schrie Tom und stürmte zu ihm.
„Nein!“, kreischte Francesca und versuchte sich mitsamt der Decke aufzuraffen.
„Bleiben Sie liegen!“, befahl Jack.
Das Gesicht feuerrot, schwang Tom eine Faust empor. „Was machen Sie ...“
Ehe er weitersprechen konnte, traf ein harter Handkantenschlag seine Kehle. Er stieß einen halb erstickten Laut hervor, sank auf die Knie und brach ohnmächtig zusammen.
Sofort sprang Francesca auf und wollte zu ihm laufen. Aber Jack packte ihren Arm und riss sie zurück. Warnend starrte
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