Weihnachtszauber 02
Madam. Aber ich gebe Ihnen mein Wort als Gentleman – dort habe ich tatsächlich zu tun.“
Eine Zeit lang schaute sie ihm eindringlich in die Augen.
Noch bevor sie die Lider senkte, wusste Guy, dass er gewonnen hatte. Nur mühsam unterdrückte er ein triumphierendes, selbstzufriedenes Lächeln, während er sie aus dem überfüllten Flur in die frische Luft führte.
Erst als er Mrs Stowe seine Hand reichte, um ihr in seine Kutsche zu helfen, sah sie ihn wieder an. „So elegant dieses Vehikel auch sein mag – deshalb bin ich nicht auf Ihren Vorschlag eingegangen, Sir.“
„Warum denn sonst?“
„Wegen dieser Vögel. Ich weiß, es ist unvernünftig. Aber die konnte ich noch nie ausstehen.“
„Meinen Sie die Hühner? Eine Frau, die so schlimme Kriegszeiten überstanden hat, fürchtet sich vor totem Geflügel?“
„In meiner Kindheit musste ich die Eier aus dem Hühnerstall holen. Die elenden Hennen gaben sie nicht kampflos her. Noch heute habe ich Narben an den Händen.“
Als sie ihre behandschuhten Finger in seine legte, lächelte sie belustigt, und ihre dunkelbraunen Augen funkelten.
„Mrs Stowe, ich glaube, Sie necken mich.“
„Keineswegs, Mr Wakefield, die zarten Gefühle einer Dame werden sehr leicht überfordert.“
Dann wandte sie sich ab, stieg in die Kutsche und ließ ihn im dicht bevölkerten Hof des Gasthauses stehen. Guy musste seinen Lachreiz bekämpfen. Das schaffte er, indem er neben den Kutschbock trat und seine früheren Anweisungen änderte.
„Nach Newark.“
Der Kutscher hob die Brauen, war aber zu gut ausgebildet, um etwas anderes zu erwidern als genau das, was er sagen musste. „Sehr wohl, Mylord.“
„Und wir haben einen kostbaren Fahrgast, John. Also bitte, eine glatte Fahrt, ohne Geholper und Gepolter.“
Mit einem Grinsen gab der Kutscher seinem Herrn zu verstehen, dazu sei er durchaus fähig. „Glatt wie Seide, Mylord.“
„Gut, ich verlasse mich auf Sie.“
Diese Reise verlief genau so, wie es der Kutscher John versprochen hatte.
Gleichmäßig trabten die beiden Braunen, die genau zueinanderpassten, die schlammige Straße entlang, als hätte es niemals geregnet. Nur eins bedauerte Guy –
die Zeit, die er mit seinem unerwarteten Fahrgast verbrachte, war viel zu kurz.
Da sie die Erfahrungen des Krieges teilten, obwohl seither über fünf Jahre vergangen waren, mangelte es ihnen nicht an Gesprächsstoff. Nur widerstrebend hatte Mrs Stowe das Angebot der Fahrt angenommen. Trotzdem schien sie sich im Luxus der Kutsche sehr schnell zu entspannen.
Während der ersten Minuten des Gesprächs fanden sie heraus, dass sie gemeinsame Bekannte hatten. Doch da zu viele im Krieg auf dem Kontinent ihr Leben verloren hatten, fürchtete Guy, dieses Thema würde Mrs Stowe an ihren Verlust erinnern.
Und so hellte er die Stimmung auf, indem er die ungeheuerlichen Torheiten der Soldaten schilderte. Nicht nur seine Waffenkameraden nannte er sie, sondern auch seine Freunde, was er für eine besondere Ehre hielt. Für seine amüsantesten Erlebnisse als Mitglied von Wellingtons höchst unterschiedlichem und teilweise exzentrischem Stab revanchierte sie sich mit Geschichten über die Männer unter dem Kommando ihres Ehemanns. Ihr Verständnis für tollkühne junge Soldaten war sehr großzügig und nachsichtig. Seit Jahren hatte Guy nicht mehr so herzhaft gelacht.
„Und der General fand nie heraus, wer das Hemd der Spanierin in seinem Hauptquartier zurückgelassen hatte?“, fragte sie, nachdem er eine der denkwürdigsten Episoden erzählt hatte. Die Streiche, die übermütige junge Offiziere dem großen Feldherrn gespielt hatten, waren gnadenlos gewesen.
„Da er meinen Namen im Kriegsbericht über die nächste Schlacht erwähnte, hatte er sicher keine Ahnung, wer darin verwickelt war. Andernfalls würden wir uns jetzt nicht miteinander unterhalten.“
„Dann bin ich Ihren Kameraden dankbar, weil sie das Geheimnis gehütet haben.“
Plötzlich wurde der fröhliche Glanz in ihren Augen von einem Ernst verdrängt, der ihm den Atem nahm. Forschend schaute er sie an, auf der Suche nach einem Hinweis, der ihm verraten könnte, er würde zu viel in ihre schlichten Worte hineininterpretieren.
„Glauben Sie mir, auch ich war dankbar“, erklärte er und lächelte sie an. „Damals –
und jetzt bin ich es auch.“
Da senkte sie den Blick und zupfte ihre Handschuhe zurecht.
Wenig später drosselte der Kutscher die Geschwindigkeit, und beide blickten auf.
„Anscheinend sind
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