Weihnachtszauber 02
verfolgte.
„Mrs Stowe?“
Als sie ihn erkannte, weiteten sich ihre Augen. „Oh, Mr Wakefield ... Verzeihen Sie mir, aber ich glaubte unserem Gespräch zu entnehmen, Sie würden nicht aus dieser Gegend stammen.“
„Aus London und Hertfordshire, Madam. Da ich mich um einige Geschäfte kümmern muss, bleibe ich ein paar Tage hier.“
„Ich verstehe. Also zwei Fliegen mit einer Klappe?“, fragte sie spitz.
„Habe ich Sie beleidigt?“
„Keineswegs. Ich hatte nur keine Ahnung von Ihren zusätzlichen ... Verpflichtungen.
Hoffentlich sind Sie komfortabel untergebracht. Das Wren’s Nest soll zu den besten Gasthäusern in diesem Distrikt gehören.“
„Ja, danke, ich habe es sehr bequem, aber ...“
Verwundert über Mrs Stowes Anwesenheit in einem Gasthof, so früh am Tag, schaute er sich im belebten Flur um und suchte nach einer Erklärung. Der Anblick eines Dienstboten, der Gepäck aus dem Haus trug, schien das Rätsel zu lösen.
„Warten Sie auf die Postkutsche, Madam?“
„Nun, ich habe einige Einkäufe zu erledigen. Leider eignen sich die hiesigen Läden nicht dafür.“
„Möchten Sie nach Newark? Darf ich Ihnen eine angenehmere Fahrt zu Ihrem Ziel anbieten?“
Sie musterte die Leute, die sich beim Eingang drängten und warteten, um in die inzwischen eingetroffene Postkutsche zu steigen.
Dann wandte sie sich wieder zu Guy. „Danke, Mr Wakefield, aber ich bin an Reisen in der Postkutsche gewöhnt. Und sehr zufrieden mit meinen Erfahrungen.“
Die Brauen vielsagend hochgezogen, inspizierte er seinerseits die Menschenmenge.
Eine Kinderfrau plagte sich mit zwei übermütigen kleinen Jungen, die trotz des beengten Flurs unbedingt Fangen spielen wollten. Neben ihr rauchte ein Farmer, in einer Hose und Stiefeln voller Ackererde, übel riechenden Tabak in einer Pfeife. Eine große rothaarige Person, nach den schmutzigen Schuhen zu schließen seine Ehefrau, hielt zwei frisch geschlachtete Hühner an den Hälsen fest. Während sie mit dem verhutzelten Geistlichen an ihrer anderen Seite plauderte, schwankten die Vogelköpfe hin und her. Anscheinend interessierten sich die beiden Rüpel, die hinter ihnen standen, brennend für die Konversation.
Durch die offene Tür beobachtete Guy, wie die Männer mehrere Taschen und Truhen
– offenbar das Gepäck der bunt gemischten Schar ihrer Fahrgäste – auf das ohnehin schon voll beladene Wagendach hievten.
„Ist die Postkutsche immer so voll, Mrs Stowe?“, fragte Guy.
Nach einem weiteren Blick auf das Gedränge schaute sie ihn wieder an. „Ich glaube, heute ist Markttag.“
„Ah, ein Grund mehr, um das Getümmel zu meiden“, bemerkte er lächelnd. „Es wäre mir ein Vergnügen, Sie zu allen Läden zu bringen, die Sie aufsuchen möchten.“
„Niemals würde ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereiten.“
„Seien Sie versichert, das sind keine Unannehmlichkeiten. Auch ich werde in Newark Besorgungen machen. Ebenso wie Sie. Warum wollen Sie sich nicht in meiner komfortablen Kutsche dorthin begeben?“
Verblüfft runzelte sie die Stirn. „Hatten Sie wirklich vor, nach Newark zu fahren, Sir?“
„In der Tat.“
„Heute Morgen?“
„Zweifeln Sie an meiner Aufrichtigkeit, Mrs Stowe?“
„Mr Wakefield, halten Sie mich für so leichtgläubig? Soll ich einen so glücklichen Zufall für bare Münze nehmen?“
„Also geben Sie zu, dass es ein glücklicher Zufall ist?“
„Nur eine Redewendung, das wissen Sie.“
„In meinem Fall nicht. Denn ich wäre entzückt, wenn ich Sie wohlbehalten zu Ihrem Ziel bringen dürfte.“ Guy umfasste ihren Ellbogen. Mit der anderen Hand wies er zur Tür.
Ihr Blick folgte seinem Zeigefinger. „Nein, ich kann nicht ...“
„Doch, das wird Ihnen gelingen. Gehen Sie einfach mit mir an den Leuten vorbei, die in die Postkutsche steigen wollen, und in den Hof zu meinem Wagen. Der ist wärmer, besser gefedert, und darin herrscht wahrlich kein Gedränge. Kommen Sie, Mrs Stowe. Eigentlich hielt ich Sie für eine praktisch veranlagte Frau. Übrigens, ich beiße nicht.“
„Ich hoffe, Sie sind nicht albern genug, um sich einzubilden, ich würde mich vor Ihnen fürchten. “Herausfordernd starrte sie ihn an.
„Was soll ich denn sonst denken?“ Vielleicht würde sie der Gedanke, er könnte ihr so etwas zutrauen, endlich umstimmen.
„Dass es mir missfällt, irgendjemandem verpflichtet zu sein. Und ich zweifle ernsthaft an Ihren Geschäften in Newark, Mr Wakefield.“
„Zweifeln Sie nur, wenn es Ihnen beliebt,
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