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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Weil deine Augen ihn nicht sehen

Titel: Weil deine Augen ihn nicht sehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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habe.«
    »Wo waren Sie?«
    »Ich bin nach Vegas gefahren. Ich hatte das Gefühl, gerade eine Glückssträhne zu haben.«

    »Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, Ihrem Bruder beizustehen, nachdem seine Kinder entführt wurden?«
    »Er hätte nicht gewollt, dass ich komme. Ich wäre für ihn nur eine Last gewesen. Können Sie sich das vorstellen, bei der Medienpräsenz, ich, der wegen Betrugs vorbestrafte Bruder, immer irgendwo im Hintergrund? Sie haben gerade selbst gesagt, dass Stevie bei C.F.G.&Y. noch ganz groß rauskommen wird. Ich bin ziemlich sicher, dass er mich in seinen Bewerbungsunterlagen nicht als Referenz erwähnt hat.«
    »Sie kennen sich sicher gut aus mit Auslandsüberweisungen und solchen Banken, die sie akzeptieren, die Summen weiterleiten und anschließend die Aufzeichnungen vernichten, hab ich Recht?«
    Mason stand auf. »Verschwinden Sie. Verhaften Sie mich, oder verschwinden Sie.«
    Keiner der beiden Agenten rührte sich. »Ist das nicht ein Zufall, dass Sie letztes Wochenende Ihre Mutter in North Carolina besucht haben, ausgerechnet als die Töchter Ihres Bruders gekidnappt wurden? Vielleicht wollten Sie sich auf diese Weise ein Alibi verschaffen?«
    »Verschwinden Sie.«
    Walsh zückte sein Notizbuch. »Wo sind Sie in Las Vegas abgestiegen, Mr. Mason, und welche Personen könnten bestätigen, dass Sie dort waren?«
    »Ich beantworte keine Fragen mehr, bis ich mit einem Anwalt gesprochen habe. Ich kenne euch. Ihr versucht, mich reinzulegen.«
    Walsh und Philburn erhoben sich. »Wir werden wiederkommen«, sagte Walsh ungerührt.
    Sie verließen die Wohnung, blieben aber bei Masons Wagen stehen. Walsh holte eine Taschenlampe hervor und leuchtete auf das Armaturenbrett. »Fünfzigtausendsechshundertsechsundvierzig Meilen«, sagte er.
    Philburn notierte die Zahl. »Er beobachtet uns«, sagte er.
    »Genau das soll er auch. Er weiß, warum wir das machen.«

    »Wie viele Meilen, hat die Mutter gesagt, standen auf dem Tacho?«
    »In dem abgehörten Telefongespräch, das sie nach dem Besuch der Kollegen mit ihm führte, hat sie ihn daran erinnert, dass der Wagen bald fünfzigtausend Meilen auf dem Tacho haben würde, womit die Garantie ausliefe. Ihrem Mann war das aufgefallen. Sie hat Mason dringend gebeten, den Wagen zur Untersuchung in die Werkstatt zu bringen. Mir scheint, Frawley senior nimmt es ziemlich genau mit der Wartung und Pflege.«
    »Mason hat jetzt rund sechshundert Meilen über fünfzigtausend auf dem Tacho stehen. Von Winston-Salem bis hierher sind es ungefähr sechshundert Meilen. Mit diesem Wagen ist er jedenfalls nicht nach Vegas, das ist mal sicher. Wo könnte er wohl gewesen sein, was meinst du?«
    »Ich tippe, irgendwo hier im Drei-Staaten-Eck, beim Babysitten«, entgegnete Philburn.

56
    AM SAMSTAGMORGEN konnte Lila Jackson es gar nicht erwarten, allen Leuten in Abby’s Discount zu erzählen, wie schön es am Vorabend im Theater mit ihrer Mutter gewesen sei.
    »Es war eine Wiederaufnahme von ›Unsere kleine Stadt‹«, berichtete sie Joan Howell. »Wenn ich sagen würde, es war wunderbar, wäre das noch untertrieben. Es war einfach zum Niederknien! Diese Schlussszene, wenn George sich auf Emilys Grab wirft! Ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll. Mir sind einfach die Tränen gekommen. Wissen Sie, als ich zwölf war, haben wir dieses Stück an der Schule aufgeführt. Und ich habe darin die erste tote Frau gespielt. Mein Text war: ›Es ist dieselbe Straße, in der wir früher gewohnt haben.‹«
    Lila war wie üblich in ihrer Begeisterung nur schwer zu bremsen. Howell wartete geduldig auf eine Pause in Lilas Erzählfluss und sagte dann: »Gestern am späten Nachmittag gab es bei uns eine ganz schöne Aufregung. Margaret Frawley, die Mutter der entführten Zwillinge, kam zu uns in den Laden und wollte Sie sprechen.«
    »Sie wollte was ?« Lila war schon im Begriff gewesen, das Büro zu verlassen und in die Verkaufsräume zu gehen. Jetzt nahm sie die Hand wieder von der Türklinke. »Warum denn das?«

    »Ich weiß es nicht. Sie hat mich um Ihre Handynummer gebeten, und als ich ihr die nicht geben wollte, sagte sie, dass ihre kleine Tochter noch leben würde und dass sie sie finden müsse. Ich glaube, die Arme steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Kein Wunder, nachdem sie gerade eine ihrer Zwillingstöchter verloren hat. Sie hat mich richtig am Arm gepackt, so dass ich für einen Augenblick gedacht habe, ich hätte es mit einer Verrückten zu tun. Dann hab ich sie aber

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