Weil deine Augen ihn nicht sehen
erkannt und versucht, mit ihr zu reden, doch sie hat zu weinen angefangen und ist hinausgerannt. Heute Morgen hab ich in den Nachrichten gehört, dass sie als vermisst gemeldet war und nach ihr gesucht wurde. Die Polizei hat sie dann um elf Uhr abends gefunden. Sie saß im Auto und hatte in der Nähe des Flughafens von Danbury geparkt. Es heißt, sie habe benommen und desorientiert gewirkt.«
Lila dachte nicht mehr an den Theaterabend. »Ich weiß, warum sie mich sprechen wollte«, sagte sie ruhig. »Am selben Nachmittag, an dem Mrs. Frawley hier war, um die Geburtstagskleidchen für die Zwillinge zu kaufen, war schon eine andere Frau hier im Laden gewesen, die nach Kleidung für drei Jahre alte Zwillinge gefragt hat. Sie schien aber überhaupt keine Vorstellung zu haben, welche Größe sie benötigte. Das kam mir so ungewöhnlich vor, dass ich Mrs. Frawley davon erzählt habe. Ich habe sogar …«
Lila brach den Satz ab. Sie glaubte nicht, dass Joan Howell, die alles immer sehr genau nahm, begeistert sein würde, wenn sie erführe, dass sie die Buchhalterin überredet hatte, bei dem Kreditkartenunternehmen die Adresse der Frau zu erfragen. »Natürlich spreche ich gerne mit Mrs. Frawley, wenn ich ihr helfen kann«, sagte sie.
»Sie hat keine Nummer hinterlassen. Ich würde sagen, lassen Sie die Sache auf sich beruhen.« Joan Howell warf einen Blick auf ihre Uhr, ein klares Zeichen für Lila, dass es fünf nach zehn war und sie seit zehn Uhr dafür bezahlt wurde, in Abby’s Discount Kleidung zu verkaufen.
Lila erinnerte sich an den Namen der Kundin, die keine Ahnung gehabt hatte, was für eine Größe sie für ihre Zwillinge benötigte. Downes war der Name, dachte sie, als sie die Verkaufsräume betrat. Sie hat den Kassenbon mit Mrs. Clint Downes unterschrieben, aber als ich mit Jim Gilbert über sie gesprochen habe, hat er mir erzählt, ihr Name sei Angie, sie sei nicht mit Downes verheiratet, er arbeite als Hausmeister beim Danbury Country Club und sie wohnten in einem Häuschen auf dem Gelände des Klubs.
Ihr war bewusst, dass Joan Howell ihr hinterherschaute, daher wandte sie sich an eine Kundin, die mit mehreren Hosenanzügen über dem Arm vor einem der Regale stand. »Darf ich Ihnen die abnehmen?«, fragte sie. Auf das dankbare Nicken der Kundin hin übernahm sie die Kleider und wartete. Sie dachte daran, wie überzeugt sie zuerst gewesen war, den Vorfall der Polizei melden zu müssen. Schließlich wurde die Bevölkerung dringend um Mithilfe gebeten und aufgefordert, alles Verdächtige oder Auffällige zu melden.
Jim Gilbert hat mir das Gefühl gegeben, ich würde mich damit nur lächerlich machen. Er sprach davon, mit wie vielen falschen Hinweisen sich die Polizei herumschlagen müsse. Und weil er pensionierter Polizeibeamter ist, hab ich auf ihn gehört.
Die Kundin hatte zwei weitere Anzüge zum Anprobieren gefunden und war bereit, in eine Umkleidekabine zu gehen. »Gleich hier ist eine frei«, sagte Lila. Ich könnte immer noch bei der Polizei anrufen, überlegte sie, aber vielleicht werden sie die Sache genauso abtun wie Jim. Ich habe eine bessere Idee. Zum Country Club sind es nur zehn Minuten. Ich werde in der Mittagspause hinfahren, bei der Hausmeisterwohnung klingeln und einfach sagen, ich hätte bemerkt, dass die Polohemden, die ich ihr verkauft habe, fehlerhaft gewesen seien, und dass ich sie umtauschen wolle. Und wenn ich
danach immer noch ein komisches Gefühl bei der Sache habe, werde ich die Polizei anrufen.
Um ein Uhr nahm Lila zwei Polohemden der Größe 4 und brachte sie zur Kasse. »Kate, steck sie bitte in eine Tüte«, sagte sie. »Du kannst sie eintippen, wenn ich zurückkomme. Ich hab’s eilig.« Allmählich überkam sie das immer stärker werdende Gefühl, die Sache sei sehr dringend.
Es hatte wieder zu regnen begonnen, und in ihrer Eile hatte sie vergessen, ihren Regenschirm mitzunehmen. Ach, was soll’s, dann werde ich eben nass, dachte sie, als sie über den Parkplatz zu ihrem Auto rannte. Zwölf Minuten später stand sie vor dem Eingangstor zum Danbury Country Club. Doch zu ihrer Enttäuschung sah sie, dass es mit einem Vorhängeschloss abgesperrt war. Es muss noch einen anderen Eingang geben, überlegte sie. Sie fuhr langsam um das Gelände herum, hielt bei einem anderen Tor, das ebenfalls abgesperrt war, bevor sie auf die Diensteinfahrt stieß. Eine Schranke versperrte den Weg, daneben befand sich ein Kasten, in den man den Code eingeben musste. In der Ferne, auf der
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