Weil Du an die Liebe glaubst
können.«
»Ich habe nie behauptet, eine Heilige zu sein, und ich habe kein Verständnis für einen Mann, der vergnügt zuläßt, daß man ihn als Nadelkissen benutzt.«
»Diese Gefahr hat nicht bestanden.« Er schenkte ihr ein verhaltenes, vertrauliches Lächeln. »Du reagierst zu heftig. Mir hat es eher Spaß gemacht.«
Die Zärtlichkeit in seinem Blick sorgte dafür, daß ihre Erregung sich legte. Er hatte recht. Sie reagierte auf den Zwischenfall zu heftig. Wenn sie nicht aufpaßte, wurde ihm womöglich klar, wie tief ihre Gefühle tatsächlich gingen.
Sie atmete langsam aus. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn du verletzt werden würdest, während du mir hilfst. Ich fühle mich ohnehin schon schuldig genug, dich für meinen verrückten Betrugsplan benutzt zu haben.«
»Vergeude deine Zeit nicht mit Schuldgefühlen«, sagte Michael mit einer Spur von Bitterkeit. »Das ändert überhaupt nichts.«
Sie hatten das Ende des Dammes erreicht. Er verschränkte seine Hände, um ihr in den Sattel zu helfen.
Als Catherine wieder auf ihrem Pferd saß, sagte sie ernst: »Sei vorsichtig mit Haldoran. Er ist ein seltsamer Mann. Ich muß ihm dankbar dafür sein, wie er uns in Brüssel geholfen hat, aber ich mag ihn nicht.«
»Ich mag ihn auch nicht. Ich habe ähnliche Möchtegernhelden in der Armee kennengelernt.
Sie blieben selten lange dabei.« Michael stieg auf sein Pferd. »Du brauchst keine Sorgen zu haben, daß dein Cousin mich zu einem Kampf provozieren kann. Niemand ist besser dazu geeignet, unnötigen Kämpfen aus dem Wege zu gehen, als ein alter Soldat.«
Sie lächelte, und ihre Ängste schwanden.
Seine eigenen unglücklicherweise nicht. Während dieses überraschenden Duells hatte er gespürt, daß es Haldoran nicht gestört hätte, einen tödlichen »Unfall« zu verursachen. Aber warum sollte der andere Mann töten wollen?
Es konnte bloße Gemeinheit sein, von der Haldoran mehr als genug zu besitzen schien. Doch vielleicht gab es ein anderes Motiv. Michael hatte ein hungriges Verlangen nach Besitzergreifung in Clives Augen gesehen, als er seine schöne Cousine anschaute. Konnte Verlangen einen geheimen Wunsch ausgelöst haben, Catherines angeblichen Mann tot zu sehen? Vielleicht.
Eines war sicher: Haldoran mußte im Auge behalten werden.
Als Catherine und Michael in das Schloß gingen, begegneten sie dem Butler, der ein Teetablett trug. In der Annahme, daß es für ihren Großvater bestimmt sei, sagte Catherine: »Olson, kann ich den Laird jetzt besuchen?«
»Ich werde nachfragen«, sagte der Butler distinguiert.
Nachdem er gegangen war, sagte Michael: »Soll ich dich begleiten oder soll ich dich allein bei den Löwen lassen, während ich vor dem Abendessen ein Bad nehme?«
Sie überlegte. »Es ist vielleicht besser, wenn ich allein gehe. Ich denke, daß ein alter Hahn wie mein Großvater das Bedürfnis hat zu krähen und sich zum König des Misthaufens auszurufen, wenn ein anderer Mann in der Nähe ist.«
»Ein Charakterzug, der den Männern von Penrose zu eigen ist.«
»Ich habe ein solches Gebaren bei dir noch nie gesehen.«
Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Das habe ich nicht nötig.«
Sie lachte, doch als er gegangen war, wurde ihr klar, daß es eigentlich kein Scherz gewesen war.
Michael hatte dieses ruhige Selbstvertrauen, das durch nichts und niemand gegenüber eines Beweises bedurfte.
Oder tat er das doch? Bei der Erinnerung daran, wie er ausgesehen hatte, als er ihr vom Tode seines Vaters erzählt hatte, wurde ihr klar, daß sein Selbstvertrauen in seinen physischen Fähigkeiten begründet lag, die er meisterlich beherrschte. Was die trüben Bereiche von Gefühlen anbelangte, war er weniger sicher. Sie fand die Erkenntnis, daß er verwundbar war, auf seltsame Weise liebenswert.
Olson kehrte bald zurück. »Seine Lordschaft will Sie sehen, Ma’am.«
Sie folgte ihm durch das Haus zu einem Salon, der an das Schlafzimmer des Laird angrenzte. Der Butler deutete auf die Terrassentür. Durch die hauchdünnen Vorhänge war die Silhouette eines Rollstuhls zu sehen. »Seine Lordschaft ist draußen.«
Sie trat durch die Tür hinaus auf einen sonnigen Balkon, der eine prächtige Aussicht auf die Insel bot. Ihr Großvater und ein großer brauner Hund beobachteten ihr Kommen. Der Hund wirkte erheblich freundlicher. Ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten, knurrte der Laird: »Bist du hier, um zu sehen, ob ich schon das Zeitliche gesegnet habe?«
Sie lächelte und war weniger
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