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Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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haben.
    Heiliger Michael, du versuchst, die falschen Drachen zu töten.
    Er ritt die ganze mondhelle Nacht hindurch.
    Obwohl er sein Pferd automatisch die Gangart wechseln ließ, um gleichmäßig voranzukommen, lahmte das erschöpfte Tier bei Anbruch der Dämmerung. Er hielt an einer Kutschenstation und tauschte das Pferd und eine Handvoll Gold gegen ein neues Reittier ein, ritt dann weiter.
    Doch egal, wie schnell er ritt, dem Schmerz konnte er nicht entkommen und ebensowenig den Selbstvorwürfen, die er sich wegen seiner eigenen Dummheit machte.
    Sein Glaube, er sei Teil einer Familie gewesen, obwohl einer unerfreulichen, war falsch gewesen.
    Die großen Liebesaffären seines Lebens waren schlimmer als Lügen – sie waren jämmerliche Zerrbilder. Die einzigen wahren, dauerhaften Beziehungen seines Lebens waren seine Freundschaften. Künftig würde er allein auf Freundschaft vertrauen und alle Hoffnung auf Liebe vergessen.
    Am späten Nachmittag, nachdem er praktisch vierundzwanzig Stunden ohne Pause geritten war, merkte er, daß die Landschaft irgendwie vertraut wurde. Er näherte sich der Stadt Great Ashburton.
    Der Familiensitz der Kenyons war keine drei Meilen entfernt.
    Er überlegte, was geschehen würde, wenn er in der Abbey hielt. Hatten die Diener Anweisung bekommen, ihm den Zutritt zu verwehren, oder würde man ihm gestatten zu bleiben, so daß er einmal mehr ein Nutznießer des Umstandes war, daß die Familie den Schein zu wahren pflegte? Es war egal, weil er eher in der Hölle verbrennen würde, als um Zuflucht unter einem Kenyon-Dach zu bitten.
    Er brannte bereits in der Hölle.
    Es war Zeit zu entscheiden, ob er sich nach Norden wenden und zu seinem Heim in Wales zurückkehren oder ob er weiter östlich Richtung London reiten sollte. Ein Blick auf sein schweißgebadetes Pferd zeigte, daß es zudem an der Zeit war, ein neues zu bekommen. Dieses hier war kurz vorm Zusammenbruch.
    Aber er auch. Er würde für die Nacht Halt machen müssen. Obwohl die Stadt eine bedrückende Erinnerung an seine uneheliche Herkunft war, bot sie doch zugleich mit ihrer Vertrautheit eine seltsame Geborgenheit. Er hielt am Roten Löwen, dem besten Gasthaus. Nachdem er sein Pferd einem Stallknecht übergeben hatte, der ihn wütend anfunkelte, weil er das Tier so geschunden hatte, ging er mit seinen Satteltaschen hinein.
    Die meisten Gasthäuser hätten einen so schmutzigen, unrasierten Reisenden in einem der Dachzimmer untergebracht, aber Barlow, der Wirt des Roten Löwen, erkannte ihn. »Lord Michael, welch eine Ehre. Sind Sie auf dem Weg nach Abbey?«
    »Nein«, sagte er kurz. »Ich brauche ein Zimmer für die Nacht.«
    Barlow musterte ihn neugierig, sagte aber nur:
    »Sehr wohl, My Lord. Wünschen Sie ein Bad oder einen eigenen Salon?«
    »Nur ein Bett.«
    Der Wirt führte ihn zum besten Gemach des Gasthauses und bat ihn zu läuten, falls es etwas gäbe, was er benötigte. Kaum war Barlow gegangen, ließ Michael seine Satteltaschen fallen, drehte den Schlüssel im Schloß und trank ein Glas Wasser aus dem Krug, der auf dem Waschtisch stand. Dann ließ er sich bäuchlings auf das Bett fallen, ohne seine Stiefel oder seine Kleidung auszuziehen.
    Bewußtlosigkeit kam mit gnädiger Eile.
    Donner. Gewehre. Instinktiv schreckte Michael aus den Tiefen des Schlafes auf. Er blinzelte erschöpft, erkannte den dunklen Raum nicht.
    Der Lärm ging weiter. Keine Gewehre oder ein Unwetter, sondern Klopfen an der Tür.
    »Michael, hier ist Stephen«, bellte eine Stimme.
    »Laß mich ein.«

    Gott, der neue Duke of Ashburton. Der Mann, den er Bruder genannt hatte. »Geh fort«, rief er schroff. »Ich versuche zu schlafen.«
    Das Pochen endete. Er drehte sich auf den Rücken. Draußen am Himmel war noch ein Rest des langen sommerlichen Zwielichtes zu sehen. Er hatte also nur ein paar Stunden geschlafen. Jeder Muskel schmerzte durch den langen Ritt. Überdies war er durstig, aber das Aufstehen war eine zu große Anstrengung. Er schloß seine Augen und hoffte, wieder einschlafen zu können.
    Ein Schlüssel knirschte im Schloß. Dann schwang die Tür auf, und ein großer Mann trat mit einem Kerzenleuchter ein. Michael schloß seine Augen und zog seine Arme vor das Gesicht, weil das plötzliche Licht ihn blendete.
    Ashburtons schneidende Stimme sagte: »Michael, bist du krank?«
    Das letzte, was er wollte, war eine häßliche Szene mit seinem Bruder, aber offensichtlich konnte das nicht vermieden werden. Trocken sagte er: »Ich hätte wissen

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