Weil Du an die Liebe glaubst
Am Ende des Nachmittags hatten sie die gefährlichsten überhängenden Felsen im Hafen weggeschossen.
Schade nur, daß Catherine nicht zu ihnen gekommen war, doch wahrscheinlich mochte sie das Geräusch nicht. Das war bei den meisten Frauen so.
Er wußte, daß etwas nicht in Ordnung war, als er in den Stallhofritt, und sah das Gesicht des Stallknechts. »Was ist passiert?«
»Der Laird hatte einen Schlaganfall«, sagte der Stallknecht kurz. »Man hat nach einem Arzt geschickt, aber es… es sieht nicht gut aus.«
»Verflucht!« Michael schwang sich von seinem Pferd. »Ist meine Frau bei ihm?«
»Es heißt, sie pflege ihn persönlich.«
»Wenn jemand den Laird retten kann, dann Catherine.«
Er trat in das Schloß und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, zu den Gemächern des Laird hoch. Er verlangsamte seinen Schritt, als er den Salon betrat. Einer von Haldorans stämmigen Dienern – Doyle? – schaute aus einem Fenster und wirkte gelangweilt. Als Michael jedoch eintrat, durchquerte Doyle rasch den Raum und blockierte die Schlafzimmertür. »Die Lady sagt, daß niemand hineingehen darf«, sagte er mürrisch.
Michael unterdrückte seine Verärgerung über die Zudringlichkeit des Mannes und sagte: »Berichten Sie meiner Frau, daß ich da bin.«
Doyle ging in das Krankenzimmer. Eine Minute später kam Catherine mit bleichem Gesicht heraus. Michael ging zu ihr, wollte sie umarmen, aber sie hinderte ihn daran, indem sie eine Hand hob.
Auf das Schlimmste gefaßt, sagte Michael: »Ich hörte, der Laird hatte einen Schlaganfall. Wie schlimm ist es?«
»Er liegt im Koma. Ich glaube nicht, daß er überleben wird.«
Sie würde ihren Großvater verlieren, kaum daß sie ihn gefunden hatte. »Es tut mir leid«, sagte er ruhig. »Was kann ich tun?«
Sie neigte ihren Kopf und preßte für einen Moment ihre Hände an die Schläfen. Dann blickte sie auf. Ihre Miene war hart. »Es ist nicht leicht, das zu sagen. Es ist Zeit für dich zu gehen, Michael. Gestern hat mein Großvater sein Testament zu meinen Gunsten geändert, so daß ich mein Ziel erreicht habe. Danke für deine Hilfe.
Sie war entscheidend.«
»Ich will dich nicht verlassen. Nicht einmal für kurze Zeit.« Er trat zu ihr, um sie in seine Arme zu nehmen. »Ich bin so oft verwundet gewesen, daß ich weiß, wie ich mich in einem Krankenzimmer zu verhalten habe. Ich werde nicht im Wege stehen.«
Sie wich aus, bevor er sie berühren konnte. »Ich habe mich wohl nicht deutlich ausgedrückt. Du mußt für immer fort. Unsere Affäre ist beendet.«
Er starrte sie an, war sicher, nicht richtig gehört zu haben. »Affäre? Ich hatte geglaubt, wir wollen heiraten.«
Sie hob die Brauen. »Ach, ja? Du hast sehr vage über diese Möglichkeit gesprochen, aber du hast mir nie einen Antrag gemacht.«
Er vergegenwärtigte sich, unter welcher Anspannung sie stand, und zügelte sein Temperament. »Vielleicht hatte ich deutlicher werden sollen, aber die Situation war klar. Du gehörst nicht zu der Art von Frauen, die Affären haben, und ebensowenig bin ich ein Mann, der ehrenwerte Frauen nur zum Vergnügen verführt.«
Ihre Augen wurden schmal. »Du kennst mich wirklich nicht sehr gut, Michael. Fast mein ganzes Leben ist von Zweckdienlichkeiten beherrscht worden. Zum ersten Mal kann ich Entscheidungen treffen, aber an eine Ehe denke ich nicht.«
Er spürte, daß das Blut in seinen Schläfen zu pochen begann. »Ich hatte geglaubt, ich hätte deine Meinung vielleicht geändert«, sagte er vorsichtig. »Oder könnte sie bald ändern, falls es mir noch nicht gelungen war.«
Sie schüttelte den Kopf. »Akzeptiere, daß es vorbei ist, Michael. Ich mag dich, aber ich will dich nicht als Ehemann.«
»Mögen«, erwiderte er benommen. »Ist es das, was du empfindest?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich habe nie gesagt, daß ich dich liebe.«
Das war wahr. Das hatte sie nicht. Er hatte es aus ihrer Verhaltensweise geschlossen, ebenso wie er natürlich angenommen hatte, daß sie heiraten würden. »Verzeih mir, wenn ich
Begriffsschwierigkeiten habe«, sagte er angespannt. »Du scheinst in den wenigen Stunden meiner Abwesenheit eine andere Frau geworden zu sein.«
»Sprich leise – der Laird braucht Ruhe.« Sie warf einen ängstlichen Blick zur Schlafzimmertür.
Die Sorge um ihren Großvater mußte ihr fast den Verstand geraubt haben. Entschlossen, diesem Alptraum ein Ende zu bereiten, durchquerte er das Zimmer mit drei schnellen Schritten und zog sie in seine Arme.
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