Weil Du an die Liebe glaubst
eiskalt war, schlang sie ihre Arme und Beine fest um ihn. »Fertig?« fragte er.
»Ja, Sir.«
Er ließ sich von dem Vorsprung hinab. Amy klammerte sich wie ein Affe an ihn. Der Wind zerrte an ihnen, so daß das Seil schwankte, und Amys Gewicht brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
Der langsame Abstieg stellte seine Kraft auf die Probe. Viel besaß er davon nach Tagen buchstäblich ständiger Anstrengung nicht mehr.
Er packte mit einer Hand zu. Dann mit der nächsten. Ganz vorsichtig, damit Amy nicht abgeworfen wurde. Als seine Füße schließlich den Boden berührten, waren seine Handflächen aufgerissen, und seine Arme zitterten nach der Anstrengung.
»Mama!« Amy sprang von ihm ab und rannte in die Arme ihrer weinenden Mutter.
Michael lehnte sich an die Mauer und atmete tief und schwer ein, während er ihr Wiedersehen beobachtete. Wie mochte es sein, so zärtliche beiderseitige Liebe zu erleben? Er hoffte, daß Amy erkannte, wie glücklich sie war. Es sah aus, als sei es so.
Er drehte sich um und nahm sein Schwert auf.
»Zeit zu gehen. Haldoran ist hier. Wir müssen fortkommen, ohne gesehen zu werden.«
»Ja, Sir, Colonel.« Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, wandte Amy sich ihm zu, hielt mit einer Hand die ihrer Mutter. Catherine strahlte über das ganze Gesicht.
Selbst Michael gestattete sich das Gefühl von Hoffnung, während er seine Schützlinge vom Haus wegführte. Ein paar Minuten länger noch, und sie würden sicher sein. Nur noch ein paar Minuten…
Kapitel 39
Obwohl die Sonne aufging und Objekte deutlich sichtbar waren, versuchte Michael nicht, seine kleine Truppe in Deckung zu halten.
Geschwindigkeit war wichtiger als Heimlichkeit.
Nachdem sie den Neck nach Great Skoal überquert hatten, würden sie sich in den armseligen Büschen verstecken können, doch bis dahin waren sie verwundbar. Er trug das Schwert in einer Hand und hoffte, er würde es nicht brauchen müssen.
Als das Geräusch tosender Wellen verriet, daß sie nahe beim Neck waren, sagte er: »Amy, bist du diesen Weg gekommen, als Haldoran dich zu seinem Haus brachte?«
Sie schnitt ein Gesicht. »Der Neck. Er ist schmal und schrecklich. Ich bin froh, daß es hell genug ist, daß man den Weg sehen kann.«
»Dann weißt du, daß du vorsichtig sein mußt.«
»Das werde ich.« Sie faßte die Hand ihrer Mutter fester. »Ich mag keine Höhen.«
Catherine kicherte. »Ich fürchte, ich auch nicht, mein Liebling.«
»Dann ist es ein Glück, daß ihr nicht darüber laufen werdet«, sagte eine lässige Stimme langsam. In den Büschen zu beiden Seiten des Weges gab es plötzlich Bewegung. Fünf Männer traten auf die Straße, strahlten das Selbstvertrauen gut bewaffneter Schläger aus.
Haldoran und Doyle waren auf der Linken, während die drei anderen Sträflinge direkt vor den Flüchtigen standen und den Weg zum Neck versperrten.
Michael wußte, daß ihm zum Handeln nur ein Augenblick blieb, und so stürzte er sich auf die Sträflinge vor ihm. Der erste Schwertstreich traft die Abzugshand des Mannes, dem er bei ihrer ersten Begegnung den Kiefer gebrochen hatte.
Ohne innezuhalten, wirbelte er herum und stach dem zweiten Sträfling in die Schulter. Während der Kerl rückwärts wankte, riß Michael seine Klinge heraus, wandte sich dem dritten Sträfling zu und schlug dem Halunken tief in den Schenkel.
Während sein Opfer aufheulend zu Boden sank, schrie Michael: »Lauft!«
Catherine und Amy schossen durch die Lücke, die Michael geschlagen hatte und rannten auf den Neck. Ohne sich damit aufzuhalten, ihnen nachzuschauen, wandte er sich seinen Gegnern zu.
Die ersten drei Männer hatten sich noch nicht erholt, aber Doyle richtete sein Gewehr auf ihn, Mordlust in seinen Augen. Als das Gewehr knallte, schlug Haldoran mit der Breitseite seines Schwertes auf den Lauf, so daß die Kugel harmlos in den Boden schlug. »Töte ihn nicht!« bellte er.
»Das will ich selbst tun.«
Er trat vor, seine Klinge erhoben und bereit. Das frühe Morgenlicht glänzte auf der prächtigen Sarazenenwaffe, mit der er schon einmal gegen Michael gekämpft hatte. »Dieser Punkt geht an Sie, Kenyon. Sie haben so schnell angegriffen wie damals, als ich Sie und Catherine im Schlafzimmer des Laird gefangennahm. Ich hätte mir diese Taktik merken müssen.«
»Wären Sie kein Amateur, hätten Sie’s getan.«
Michael wich auf den Neck zurück, beobachtete den anderen Mann scharf. Die Augen würden den Augenblick und die Stoßrichtung des Angriffs
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