Weil Du an die Liebe glaubst
Deshalb gehe ich. Da Sie und Captain Mowbry krank sind, muß viel getan werden.«
Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, hob Michael seine Hand ein paar Zentimeter und starrte auf die kaum sichtbaren Blutgefäße, die unter der dünnen Haut in seinem Handgelenk pulsierten. Catherines Blut lief buchstäblich durch seine Adern. Es war eine Intimität von einer solchen Inhaltsschwere, daß sein Verstand sie nicht erfassen konnte. Saint Catherine, in der Tat. Nicht nur mutig, sondern auch bescheiden, und die hochherzigste Frau, die er je gekannt hatte.
Sie würde für einen Freund, vielleicht sogar für einen Fremden das gleiche getan haben. Doch das Wissen, daß sie ihren Lebenssaft geteilt hatte, bewegte ihn tief. Solange er lebte, würde etwas von ihr Teil von ihm sein. Er schloß die Augen, weil darin Tränen brannten. Es war abscheulich, so schwach zu sein.
Der Earl of Strathmore las stirnrunzelnd den Brief, den er gerade erhalten hatte, als ein Lakai eintrat.
»Lord Aberdare ist hier, My Lord. Ich habe ihn in den Salon geführt.«
Lucien erhob sich, um seinen Freund zu begrüßen.
Typisch für Nicholas, den intuitiven Zigeuner, daß er den ganzen Weg von Wales hierhergekommen war, weil er spürte, daß es Probleme gab.
Nachdem sie sich die Hände geschüttelt hatten, sagte Lucien: »Ich habe gerade einen Brief aus Brüssel über Michael erhalten. Er ist schwer verwundet, weißt du.«
»Ich weiß – Cläre und ich haben die Gefallenenlisten gesehen«, sagte Nicholas ernst.
»Aber ich habe mir seit Wochen Sorgen um Michael gemacht. Da ich so nervös war wie eine Katze auf dem heißen Blechdach, sagte Cläre mir, ich solle nach London kommen, da Nachrichten hier ja schneller eintreffen würden.«
Lucien reichte ihm den Brief. »Eine Mrs.
Melbourne hat dies geschrieben. Michael war in diesem Frühjahr bei ihrer Familie einquartiert, und jetzt pflegt sie ihn. Offensichtlich stehen seine Chancen auf Genesung gut.«
Nicholas überflog die Seite. »Er erwähnte Catherine Melbourne in mehreren seiner Briefe.
Ihr Mann ist ein Dragonerkapitän.« Er stieß einen leisen Pfiff aus, während er den Brief las. »Michael hatte das Kaleidoskop bei sich, das du ihm vor all den Jahren geschenkt hast, und es hat verhindert, daß die Kugel in seinen Bauch drang?«
»Offensichtlich. Geheimnisvoll sind die Wege…«
»Gott sei Dank, daß er es bei sich hatte.«
Nicholas runzelte die Stirn. »Es ist klar, selbst wenn Michaels Zustand sich nicht zum Schlechten wendet, daß es lange dauern wird, bis er genesen ist. Du kennst doch Gott und die Welt, Luce. Wo kann ich eine wirklich bequeme Jacht finden?«
Lucien hob die Brauen. »Du meinst…?«
»Genau.« Nicholas faltete den Brief wieder sorgfältig zusammen. »Cläre hat mir bereits meine Marschbefehle erteilt. Ich werde nach Belgien fahren und Michael heimbringen.«
Kapitel 15
Amys dunkler Kopf tauchte in Michaels Tür auf.
»Die Zeitung von heute ist gekommen, Colonel.
Soll ich sie Ihnen vorlesen?«
»Das würde mich sehr freuen.«
Er lächelte, als Amy eintrat und sich mit einem anmutigen Wirbel ihrer Röcke setzte. Das Haus war viel lebendiger, seit Anne und die Kinder aus Antwerpen zurückgekehrt waren. Charles hatte viel von seiner Kraft wiedergewonnen, und die meisten belgischen Diener waren wieder da.
Für alle bis auf Michael hatte sich das Leben normalisiert. Obwohl die Schmerzen nachgelassen hatte, war er noch immer zum Verrücktwerden schwach. Der muntere Dr. Kinlock hatte ihm versichert, daß sein Zustand nach einem solchen Blutverlust normal sei, aber dieses Wissen trug nicht dazu bei, daß er geduldiger wurde. Er haßte es, daß Catherine ihn in einem so jämmerlichen Zustand sah. Die Tatsache, daß sie eine erfahrene Krankenschwester war und nicht seine Geliebte, trug nicht zur Beschwichtigung seines ramponierten männlichen Stolzes bei.
Sein Zustand hatte einen Vorteil: Er war zu schwach, um Verlangen zu spüren. Statt dessen empfand er ein Sehnen des Herzens, nicht des Körpers. Er erkannte jetzt, da Leidenschaft nicht länger subtilere Gefühle verdeckte, wie sehr ihm an Catherine lag.
Amy las die wichtigen Geschichten des Tages vor, übersetzte aus dem Französischen ins Englische.
Natürlich konnte Michael Französisch, aber dem Englischen zu lauschen, bedeutete weniger Anstrengung. Außerdem genoß er ihre Gesellschaft. Wenn er je eine Tochter haben sollte, hoffte er, sie würde wie Amy sein.
Sie drehte die Seite um. »Hier
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