Weil Du an die Liebe glaubst
ist eine hübsche Geschichte. Der französische Armeearzt, Baron Larrey, derjenige, der die Feldambulanz erfand.
Nach Waterloo wurde er von den Preußen gefangengenommen. Marschall Blücher wollte ihn hinrichten lassen, aber ein deutscher Chirurg, der Vorlesungen bei Baron Larrey gehört hatte, ging zu Blücher und bat um sein Leben.« Sie blickte auf, und ihre Augen leuchteten. »Und nun raten Sie mal!«
»Blücher änderte seine Meinung, hoffe ich?«
»Nicht nur das. Es stellte sich heraus, daß Blüchers eigener Sohn bei einem Geplänkel mit den Franzosen verwundet und
gefangengenommen worden war, und es war Larrey gewesen, der sein Leben gerettet hatte! Ist das nicht wundervoll?« Sie schaute wieder in die Zeitung. »Jetzt schickt Marschall Blücher Baron Larrey mit einer preußischen Eskorte nach Frankreich zurück.«
»Das ist eine sehr gute Geschichte«, stimmte Michael zu. »Die Welt braucht alle Heiler, die sie bekommen kann.«
Als Amy die Zeitung zusammenfaltete, trat ihre Mutter ein. »Zeit nach oben zu gehen, zum Unterricht, mein Liebes.«
Nachdem Amy wohlüberlegte Grimassen geschnitten hatte, machte sie einen eleganten Knicks. »Es wäre schön, Sie wiederzusehen, Colonel Kenyon. Bis morgen?«
»Bis morgen, Mademoiselle Melbourne. Danke dafür, daß Sie mich mit Ihrer Anwesenheit beehrt haben.«
Ihre Grübchen erröteten, als sie, jetzt wieder wie ein Wildfang, hinauseilte.
Catherine sagte mit gespielter Strenge: »Was, zum Himmel, macht Louis der Träge auf Ihrem Bett?«
»Natürlich schlafen.« Michael legte seine Hand auf den Rücken des Hundes. »Tut er je etwas anderes?«
»Er frißt. Manchmal kratzt er sich. Viel Auswahl gibt es nicht.« Catherine kraulte die seidenweichen Ohren des Hundes. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meine Handarbeiten hier mache? Dies ist der ruhigste Raum im Hause.«
»Sie sind immer willkommen, falls Sie mein bissiges Temperament ertragen können.«
»Für einen Mann, der durch Untätigkeit wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben wird, sind Sie wirklich überraschend gut gelaunt.«
Catherine nahm Platz und holte eine Stickerei aus ihrem Beutel. Jetzt, wo sie weniger beschäftigt war, verbrachte sie Stunden damit, ruhig bei ihm zu sitzen, Handarbeiten zu machen oder Briefe zu schreiben. Sie in der Nähe zu haben, war heilend.
»Ich habe nicht die Kraft, wirklich schlechte Laune zu haben«, sagte er trocken. »Zumal meine größte Errungenschaft in der letzten Woche darin bestand, daß ich es fertigbrachte, wieder vollständige Sätze zu sprechen.«
»Ian Kinlock sagte, Sie machen ausgezeichnete Fortschritte.« Sie schaute mit einem strengen Blick auf. »Solange Sie keinen Rückfall dadurch bekommen, indem Sie versuchen, zu viel zu schnell zu tun.«
»Ich kann nicht ewig hier wie ein schlaffes Halstuch liegen«, sagte er sehr sachlich. »Sie sind sehr geduldig, aber sicher werden Sie zu Ihrem Gatten nach Paris wollen. Das Leben wird dort viel fröhlicher sein.«
Sie senkte den Blick und machte einen präzisen Stich. »Heute kam ein Brief von Colin. Er sagte, ich müsse in Brüssel bleiben, bis Sie gesund sind, da er Ihnen sein Leben verdankt.«
Michaels Mund wurde schmal. »Für die Wohltätigkeit, die ich akzeptieren kann, gibt es Grenzen.«
»Das hat nichts mit Wohlfahrt zu tun.« Sie wählte eine neue Docke Seidenfäden aus. »Nachdem ich einen erschöpfend brillanten Frühling in Brüssel verbracht habe, habe ich’s nicht eilig, in den Fleischtöpfen von Paris herumzutollen. Und zudem verläßt Charles die Armee und geht mit seiner Familie zurück nach London, so daß der Himmel weiß, wann ich die Mowbrys wiedersehen werde.«
Er atmete mit einem leisen Seufzer aus.
Perverserweise war er gleichzeitig froh darüber, keine Last zu sein und bedauerte, daß er nicht wichtiger für sie war.
Schritte waren zu hören, die über den Korridor näherkamen. Nach einem flüchtigen Klopfen, öffnete Anne die Tür. »Michael, fühlen Sie sich gut genug, um einen Besucher zu empfangen? Ein Freund von Ihnen ist gerade aus England eingetroffen.« Sie trat beiseite, ließ Nicholas hinein und ging.
»Gütiger Gott«, sagte er erstaunt. »Ich glaube, ich träume.«
»Das Glück hast du nicht. Ich habe dich gefunden.« Nicholas nahm Michaels Hände, und die Festigkeit seines Griffes strafte seine Gelassenheit Lügen. »Cläre läßt dir alles Gute wünschen. Wäre das Baby nicht, wäre sie hier.«
Michael dachte über eine geistvolle Antwort nach, aber ihm
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