Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil Du an die Liebe glaubst

Weil Du an die Liebe glaubst

Titel: Weil Du an die Liebe glaubst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
lag in Gottes Hand.
    Es war dunkel, als sie erwachte. Orientierungslos hob sie ihre Hand und spürte einen stechenden Schmerz an der Innenseite ihres Ellenbogens. Die Ereignisse des Nachmittags fielen ihr plötzlich wieder ein. Nach der Transfusion war sie kurz vor einem Zusammenbruch gewesen. Ian hatte ihr mehrere Tassen heißen, süßen Tee eingeflößt und sie dann zu Bett gebracht. Nachdem er ihr Anweisung gegeben hatte, mindestens bis zum nächsten Tage zu ruhen, hatte er sie Elspeths Obhut überlassen und war zum Lazarettzelt zurückgekehrt.
    Catherine richtete sich vorsichtig auf und setzte ihre Füße auf den Boden. Wenn sie vorsichtig war, sollte sie laufen können. Sie stand auf und zog einen Morgenmantel an, weil sie die Wärme brauchte. Dann ging sie hinaus.
    Das Zimmer von Charles und Anne lag auf der anderen Seite des Korridors gegenüber ihrem, also schaute sie hinein. Im Licht einer Lampe sah sie Ferris auf einer Pritsche neben dem Bett schlafen. Charles atmete ruhig, und seine Hautfarbe war gut. Es schmerzte sie, den Stummel seines linken Armes zu sehen, aber der Verlust würde nicht sein Leben zerstören. Er würde es schaffen. Am Morgen mußte sie Elspeth fragen, ob ein Brief an Anne geschickt worden war, die vor Sorge gewiß halb von Sinnen sein mußte.
    Dann begab sie sich zum anderen Ende des Hauses und stützte sich dabei mit einer Hand an der Wand ab. Michaels Zimmer war auch von Lampenschein erhellt, obwohl niemand bei ihm war. Vielleicht hatte Elspeth geglaubt, daß sie für jemand, der so krank war, nichts tun könne, oder vielleicht war sie einfach zu müde gewesen. Sie hatte tagelang wie ein Pferd gearbeitet.
    Michael drehte sich unruhig um. Sein Atem ging schwer. Er war sogar viel zu schwer. Unsicher durchquerte sie das Zimmer und legte ihre Hand auf seine Stirn. Sie war heiß, und er schwitzte.
    Sie hatte vermutet, daß er Fieber bekommen würde, aber es beunruhigte sie dennoch.
    Er riß die Augen auf, aber darin war kein Erkennen. In der Hoffnung, ihn wecken zu können, sagte sie: »Michael? Colonel Kenyon?«
    Er begann sich krampfhaft zu bewegen, versuchte, sich aufzurichten. »Ich komme«, murmelte er heiser. »Ganz ruhig, jetzt. Ganz ruhig…«
    Durch seine Bewegung geriet er gefährlich nahe an den Rand der Matratze. Aus Angst, er könne fallen und die Wunden würden aufbrechen, faßte sie ihn bei den Schultern und drückte ihn auf das Bett zurück.
    »Nein, Michael, Sie müssen schlafen«, sagte sie beschwichtigend. »Sie sind jetzt sicher. Sie werden gesund werden und so gut wie neu sein.«
    Obwohl er zu schwach war, um sich befreien zu können, zappelte er sinnlos weiter. Verärgert über ihre Schwäche, setzte sie sich auf das Bett und zog ihn in ihre Arme, legte seinen Kopf an ihre Brust. Ihre Umarmung beruhigte ihn ein wenig, aber nicht genug. Er erinnerte sie an Amy, als diese Fieber gehabt hatte. Der Gedanke brachte sie auf eine Idee. Sie begann ein Wiegenlied zu singen. »Schlaf, Kindchen, schlaf…«
    Sie streichelte seinen Kopf, während sie jedes Wiegenlied sang, das sie kannte. Sein heftiger Atem wurde langsamer, doch als sie aufhörte, wurde er wieder unruhig. Sie sang alte Lieder, die sie als Kind gelernt hatte. »Greensleeves« und
    »Scarborough Fair«, »The Trees They Grow So High« und, dies eher scheu, weil es ein Liebeslied war, »Drink to Me Only with Thine Eyes.« Dies alles mit sanfter Stimme.
    Sie sang auch einige der Liebesballaden, die sie auf der Halbinsel von irischen Soldaten gelernt hatte. Eine war das unvergeßliche »Minstrel Boy«.

    Ohne nachzudenken, begann sie:»Des
    Spielmanns Sohn zog in den Krieg/ Man fand ihn unter den Toten./Seines Vaters Schwert hat er gegürtet,/und seine Harfe trägt er auf dem Rücken…« Sie hielt inne. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte die Bilder des Krieges nicht ertragen, und so begann sie wortlos »A Londonderry Air« zu summen.
    Sie sang, bis ihre Stimme heiser und sie so müde war, daß sie kaum mehr ihren Mund öffnen konnte. Allmählich legte sich Michaels Unruhe, und er fiel in einen, wie es schien, natürlichen Schlaf.
    Sie wußte, daß sie gehen sollte, aber es war schwer, sich um andere Dinge zu kümmern, wo Michaels Leben noch in der Schwebe hing.
    Außerdem bezweifelte sie, daß sie bis zu ihrem Zimmer würde laufen können.
    Mit einem Seufzer ließ sie sich auf die Kissen nieder. Sein unrasiertes Kinn kitzelte ihre Brüste angenehm durch den dünnen Musselin ihres Nachthemds. Sein Haar war

Weitere Kostenlose Bücher