Weil Du an die Liebe glaubst
Bissigkeit Einsamkeit verbirgt.«
»Nicht überraschend, da er wahrscheinlich jeden, dem er je begegnet ist, tyrannisiert oder sich zum Feind gemacht hat«, sagte Michael trocken.
»Wäre sein Erbe nicht gestorben, hätte er dich nie hierher befohlen. Er wäre, von seiner Enkelin entfremdet, ins Grab gegangen.«
»Vielleicht. Aber dennoch bedauere ich ihn.« Sie zog die Nadeln aus ihrem Haar und rieb müde ihre Schläfen. »Es muß schrecklich sein, so schwach zu sein, wenn man ein Leben lang stark und mächtig war.«
»Du bist nachsichtiger, als er es verdient.«
Michael lächelte zuneigungsvoll. »Noch immer die heilige Catherine.«
Sie senkte den Blick, und ihre Erleichterung wich Unbehagen. Wie, zum Teufel, sollten sie ein Zimmer und ein Bett teilen?
Indem man das Problem direkt anging. »Es ist eigenartig«, sagte sie ernst. »Ich bin mit der Armee aufgewachsen. Mein Leben lang war ich von Männern umgeben und ein Dutzend Jahre verheiratet. Und doch fühle ich mich jetzt schrecklich verlegen.«
Michael verzog den Mund. »Dies sind wohl kaum normale Umstände – es wäre überraschend, wenn wir uns nicht eigenartig fühlten. Ich werde auf dem Boden schlafen. Durch das Verschließen der Tür verhindern wir, daß irgendein Hausmädchen unser Geheimnis entdeckt. Wir werden das schaffen.«
»Ich möchte nicht, daß du es unbequem hast.«
Catherine warf einen nervösen Blick auf das große Himmelbett. »Das Bett ist sicher groß genug für zwei Personen.«
»Ich würde mich in dem Bett viel unbequemer fühlen.« Sein Blick wanderte zu ihr. Dann sah er zur Seite. »Meine Absichten sind ehrenwert, aber ich bin auch nur ein Mensch, Catherine.«
Sie zuckte zusammen. Sie wollte nicht, daß er sie begehrte. Die Situation war auch so schon kompliziert genug. »Also dann auf dem Fußboden.« Um größere emotionale Distanz zwischen sie zu bringen, fuhr sie fort: »Übrigens, ich bin neugierig gewesen. Anne Mowbry zufolge wird in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen angedeutet, daß du auf der Suche nach einer Frau nach London gekommen bist. Hattest du Erfolg?«
Sie überlegte, ob sie das Mädchen im Park erwähnen sollte, aber er war zu sehr Gentleman, um über eine Dame hinter ihrem Rücken zu sprechen. »Ich bin ein wenig überrascht, daß Anne solchen Quatsch liest.«
Catherine lächelte und konterte mit seinen eigenen Worten. »Sie ist nur ein Mensch – und ich auch. Frauen sind immer an Ehestiftungen interessiert. Aber du wirst es hassen, zu erfahren, daß Fremde über deine Privatangelegenheiten spekulieren.«
»In der Tat.« Er sah sich im Schlafzimmer um.
»Zumindest ist das Sitzbad in der Ecke durch einen Paravent abgeschirmt. Das bietet etwas Privatsphäre zum Baden und Ankleiden. Und dies wird nicht lange dauern. Wenn wir beide weiter aussprechen, was wir denken, wird der Laird uns in ein oder zwei Tagen hinauswerfen.«
Sie lachte. »Das würde die Dinge vereinfachen, aber ich glaube nicht, daß es geschieht. Er scheint es zu genießen, herausgefordert zu werden.«
»In der Tat.« Michael warf ihr einen gelassenen Blick zu. »Obwohl dein Großvater gebrechlich ist, scheint er nicht an der Schwelle des Todes zu stehen, wie der Anwalt es andeutete. Es wäre nicht möglich, diese Scharade ewig fortzusetzen, weißt du. Wenn du erbst und Colin herbringen willst, wirst du dir eine sehr gute Lüge einfallen lassen müssen.«
Nicht so gut, wie Michael dachte. Sie würde ganz einfach die Wahrheit sagen, nämlich daß Colin plötzlich verstorben war. Aber es traf zu, daß die Gefahren, die ihr Betrug barg, jetzt, wo sie auf der Insel war, viel bedrohlicher waren. »Das geschieht vielleicht nicht. Mein Großvater scheint meinen Cousin vorzuziehen. Wie dieser mysteriöse Clive wohl sein mag? Mr. Harwell sagte nichts Kritisches, aber ich hatte das Gefühl, daß er von dem Mann nicht begeistert war.«
Ein Klopfen verkündete die Ankunft zweier Mädchen, die Kessel mit dampfendem Wasser brachten. Michael ließ sie ein und sagte dann:
»Ich denke, ich werde zu den Zinnen hinaufgehen, um etwas frische Luft zu schnappen.
Ich werde in etwa einer halben Stunde zurück sein. Damit bleibt mir Zeit genug, um vor dem Abendessen zu baden.«
Catherine nickte. Sie verbarg ihre Erleichterung.
Bei dem Gedanken, nackt im selben Raum mit Michael zu sein, war ihr heiß geworden, und er hatte sie beunruhigt, obwohl sie hinter dem Paravent sicher sein würde.
Sicher? Es würde keine Sicherheit geben, bevor diese
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