Weil Du an die Liebe glaubst
wünschte, ich hätte Gelegenheit gehabt, sie kennenzulernen.«
»Warum? Durch ihren Tod erbst du vielleicht ein Vermögen.« Das Glitzern von Tränen in seinen Augen strafte seine Grobheit Lügen.
Kein Wunder, daß die Gesundheit ihres Großvaters gelitten hatte, nachdem er in so kurzer Zeit seine ganze Familie verlieren mußte.
Sanft sagte sie: »Ich hätte lieber Verwandtschaft als Geld.«
»Dann bist du eine verdammte Närrin.« Michael sagte freundlich: »Versuchen Sie, sich jeden zum Feind zu machen, Lord Skoal, oder nur Verwandte?«
Das Gesicht des Laird rötete sich. »Ich sehe, daß Sie ebenso unverschämt wie verantwortungslos sind.«
»Wie meine Frau schätze ich es nicht zu hören, daß diejenigen, an denen mir liegt, gekränkt werden«, konterte Michael. »Catherine ist die selbstloseste, liebevollste Person, die ich je gekannt habe. Selbst wenn Sie unfähig sind zu lieben, verdient Sie Ihre Höflichkeit und Ihre Achtung.«
»Ihr seid ein widerborstiges Paar.« Der Tonfall des alten Mannes war scharf, aber er wirkte nicht ungehalten.
Catherine war der verbalen Streitereien müde und stand auf. »Wir sind zwei Tage lang gereist. Eine Gelegenheit zum Ruhen und mich frischzumachen würde Wunder auf meine Laune bewirken.«
»Ich habe das Abendessen für halb neun angeordnet. Ich möchte, daß du die wichtigen Leute der Insel kennenlernst, deinen Cousin Clive eingeschlossen.« Der Laird lächelte scharf. »Ich bin sicher, du bist gespannt darauf, den Konkurrenten kennenzulernen.«
»Ich freue mich darauf.« Sie war überrascht, daß der Laird die Kraft besaß, an einem Tisch zu sitzen. Vielleicht hatte er durch die Aussicht, andere Menschen tyrannisieren zu können, Kraft gewonnen.
»Bis später, Großvater.« Sie und Michael verließen den Raum.
Mrs. Tregaron wartete geduldig auf dem Korridor.
»Möchten Sie jetzt auf Ihr Zimmer gehen?«
Michael warf Catherine einen Blick zu. Seine Miene war undurchsichtig. »Wir würden zwei nebeneinanderliegende Räume bevorzugen. Ich schlafe sehr unruhig, und ich möchte meine Frau nicht stören.«
Mrs. Tregaron schaute wieder besorgt drein. »Der Laird ist der Auffassung, daß Ehemänner und Ehefrauen zusammen schlafen sollten. Er sagt, getrennte Schlafzimmer seien unnatürlich.«
Catherine empfand das gleiche wie Michael, wagte aber nicht, zu heftig zu protestieren. Wenn sie gemeinsam auf dem Feldzug auf der Halbinsel gewesen waren, mußten sie an beengte Quartiere gewöhnt sein. Sie lächelte ihren angeblichen Ehemann beruhigend an. »Es ist schon in Ordnung, mein Lieber. Ich habe nichts dagegen, gestört zu werden, solange du es bist.«
Erleichtert führte Mrs. Tregaron sie über den Korridor und eine Wendeltreppe empor. Über die Schulter sagte sie: »Ihr Zimmer befindet sich auf der nächsten Etage, aber wenn sie diese Treppe ganz nach oben gehen, gelangen Sie zu den Zinnen. Die Aussicht ist einfach wundervoll.«
Sie folgten ihr über einen weiteren Korridor, bis sie die Tür zu einem großen Schlafzimmer öffnete, das mit Kastanienholz getäfelt und schweren jakobinischen Möbeln eingerichtet war. »Ihr Gepäck ist bereits hier. Da Sie keine Diener mitgebracht haben, Mrs. Melbourne, werde ich Ihnen ein Mädchen zuweisen. Es ist Sitte im Hause, sich vor dem Abendessen in dem kleinen Salon zusammenzufinden. Ich werde ein paar Minuten vor halb neun jemand zu Ihnen schicken, der Ihnen den Weg dorthin weist. Wünschen Sie sonst noch etwas?«
»Ein Bad wäre himmlisch.«
»Ich werde sofort heißes Wasser hochbringen lassen.«
»Ich hätte gerne einen Schlüssel für das Zimmer.« Michael warf Catherine einen schmelzenden Blick zu. »Meine Frau und ich schätzen es nicht, wenn unsere Privatsphäre unerwartet gestört wird.«
Die Haushälterin wirkte fröhlich empört, als sie sagte: »Wir benutzen auf der Insel selten Schlüssel, aber ich werde versuchen, einen zu finden.«
Kaum war Mrs. Tregaron gegangen, sank Catherine in einen Sessel. »Mein Großvater hält offensichtlich nichts davon, Menschen vor wichtigen Zusammenkünften Gelegenheit zum Ausruhen zu geben. Was hältst du von ihm?«
Michael zuckte die Schultern. »Ein Tyrann, der seine schlechten Eigenschaften gelegentlich mit Anflügen von Humor und Fairneß wettmacht.« Er durchquerte den Raum und trat ans Fenster. Sein Körper wirkte angespannt und kräftig. »Er erinnert mich an den Duke of Ashburton, obwohl er, glaube ich, nicht so kalt ist.«
»Ich denke, daß sich hinter seiner
Weitere Kostenlose Bücher