Weil Du an die Liebe glaubst
Scharade vorbei war.
Mrs. Tregaron hatte hinsichtlich der Aussicht von den Zinnen recht. Sogar am Abend war das so.
Ein paar Lichter waren zu sehen, von denen die meisten sich in dem nahen Dorf drängten. Da das Schloß auf dem höchsten Punkt der Insel stand, konnte Michael über die düsteren Felder hinweg auf das sich unendlich erstreckende, in Mondlicht getauchte Meer schauen. Ungleichmäßig schlugen die Wellen in der Ferne ans Ufer. Es würde keinen Platz auf der Insel geben, an dem man das Geräusch des Ozeans nicht hörte.
Die Luft auf der Brustwehr war angenehm kühl und nahm etwas von seiner Anspannung. Er seufzte und stützte sich auf die Steinmauer. Ein gemeinsames Schlafzimmer. Wundervoll. Das hatte noch gefehlt.
Obwohl Catherine glauben mochte, ihr Großvater sei geneigt, ihren Cousin als Erben einzusetzen, war Michael anderer Meinung. Kein Mann konnte sich mit ihrer Herzlichkeit und Intelligenz messen, und der Laird begann bereits nachgiebiger zu werden. Sie würde ihr Erbe bekommen, solange ihr angeblicher Ehemann sich ihren Großvater nicht zum Feind machte. Er hätte zu dem alten Mann nicht so unwirsch sein sollen. Dennoch hatte er keinen Schaden angerichtet. Der Laird schien es zu mögen, wenn die Menschen um ihn ein wenig Temperament bewiesen, obwohl wirkliche Opposition ihn wahrscheinlich wütend machen würde.
Er starrte auf die ferne See und versuchte, nicht an Catherine zu denken, die sich in der Sitzwanne wusch. Seife glitt über ihre glatte, blasse Haut.
Warmes Wasser tröpfelte zwischen ihren vollen Brüsten. Sein Körper spannte sich an, während er sie in seiner Phantasie qualvoll deutlich vor sich sah. Gütiger Gott, aber es war lange her, seit er mit einer Frau geschlafen hatte.
Doch in gewisser Hinsicht war es unwichtig, wieviel Zeit vergangen war. Selbst wenn er den Frühling damit verbracht hätte, mit jeder Kurtisane Londons zu schlafen, würde er Catherine noch immer mit schmerzlicher Intensität begehren.
Als eine halbe Stunde vergangen war, ging er zu ihrem Zimmer hinunter. Er fand Catherine auf ihrer Seite des Bettes tief schlafend. Sie hatte gebadet und ein blaues Abendkleid angezogen, aber ihr Haar fiel offen über ihre Schultern. Sie wirkte erschöpft. Er würde sie so lange wie möglich ruhen lassen.
Frisches, heißes Wasser wartete in der Wanne. Er badete schnell, legte dann seine Abendkleidung an und ging, um Catherine zu wecken.
Bevor er das tat, betrachtete er ihr Gesicht.
Nichts konnte ihre Schönheit beeinträchtigen, doch unter ihren Augen waren Schatten. Sie mußte erschöpft sein, weil sie die ganze Verantwortung für ihre Familie trug. Colin würde keine große Hilfe sein.
Michaels Blick wanderte weiter abwärts. Das Abendkleid war schlicht, konnte aber nicht die Üppigkeit ihrer Figur verbergen. Das sanfte Heben und Senken ihrer Brüste fesselte ihn. Und der reizende Schwung ihres Ohres, das unter der dunklen Seide ihres Haares zu sehen war…
Er atmete langsam ein. »Catherine, es ist Zeit zum Aufstehen.«
Sie seufzte und drehte sich auf den Rücken, wachte aber nicht auf.
Er legte sanft eine Hand auf ihre Schulter und sagte etwas lauter: »Catherine, das Abendessen wird bald aufgetragen.«
»M-m-mh.« Sie lächelte ein wenig und drehte ihren Kopf schläfrig in seine Hand, ihre Augen noch immer geschlossen. Ihr Mund preßte sich gegen seine Finger. Ihre Lippen waren warm und wundervoll weich.
Verlangen lohte heiß, rot und blendend in ihm auf. Er riß seine Hand zurück, als ob er sich versengt hätte. Verdammt, denk daran, daß sie eine verheiratete Frau ist! Er sagte scharf:
»Catherine, wach auf! Es ist fast Essenszeit.«
Ihre dunklen Wimpern schlugen auf. Sie starrte ihn erschreckt an. Etwas, das fast Furcht war, stand in den Tiefen ihrer Augen.
In der Annahme, daß sie nicht wußte, wo sie war, sagte er: »Wir sind auf Skoal und wollen mit deinem schrecklichen Großvater zu Abend essen.«
Ihre Augen wurden klar, und sie richtete sich, auf eine Hand gestützt, auf. »Ich wollte mich nur für ein paar Minuten hinlegen, aber ich bin sofort eingeschlafen.«
»Es war ein langer Tag. Unglücklicherweise ist er noch nicht vorbei.«
»Mein Großvater muß glauben, daß wir unser wahres Gesicht zeigen, wenn er uns auf Herz und Nieren prüft, während wir erschöpft sind.
Wahrscheinlich hat er recht.« Sie glitt vom Bett und nahm ihre Haarbürste. Mit wenigen schnellen Strichen entwirrte sie die dunkle, glänzende Masse. Dann drehte sie das
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