Weil du ein zärtlicher Mann bist
an. Vergessen waren seine Atemnot und die schmerzenden Muskeln. “Wie bitte? Probleme?”
Sie schaute ihn lediglich an.
“Meinst du damit die Tatsache, dass wir uns zusammen nackt auf einem Bett gewälzt haben?”, fragte er angriffslustig.
Sie hob ihr Kinn noch einen Tick höher. “Und ich verlange von dir, dass du damit aufhörst.”
“Womit?”
“Dieses … du weißt schon, anzusprechen.”
“Das Nacktsein”, fragte er dreist und wütend, was nicht gerade eine gute Mischung war. “Oder dass wir Sex hatten?”
Sie drehte sich um und schlug den Rückweg ein.
Weil sie forschen Schrittes marschierte und weil er ihr nicht hinterherlaufen konnte, ohne zu keuchen, ließ er sie gehen.
Aber sie waren noch lange nicht miteinander fertig.
Das Team verbrachte den Tag im Wasser und simulierte einige der Experimente, die sie im All durchführen wollten. Obwohl schweres Gerät im All kein Gewicht hat, war es keinesfalls einfach zu bewegen.
Corinne wusste, dass die Öffentlichkeit sich keine Gedanken darüber machte, wie kräftig Astronauten sein mussten. Um eine große Masse, in diesem Fall komplizierte Gerätschaften, in der Schwerelosigkeit zu bewegen, musste man eine enorme Kraft aufwenden und gleichzeitig darauf achten, dass man exakt vorging, damit sie sich nicht der Kontrolle entzogen. Eine genauso große, zielgerichtete Energie war wiederum notwendig, um jegliche Bewegung zu stoppen.
Mit anderen Worten, brutale Kraft.
Selbst etwas so Einfaches wie das Eindrehen einer Schraube erforderte Geschicklichkeit. Solche Art von Manöver konnte nicht erledigt werden, wenn man unkontrolliert in der Raumkapsel schwebte. Also brauchte man Anker oder Halteriemen, um Kraft anwenden zu können, was wiederum spezielle Techniken erforderte, spezielles Werkzeug, spezielle Arbeitsvorgänge und häufig genug die gemeinsamen Anstrengungen von mindestens zwei Kollegen. Daher musste alles, selbst die einfachsten Handgriffe, immer und immer wieder geübt werden.
Eine der größten Herausforderungen für sie war die Tatsache, dass man die Schwerelosigkeit des Alls auf der Erde nicht richtig simulieren konnte. Deshalb die Übungen in den großen Wassertanks mit den Astronauten in Tauchausrüstung. Trotz des technischen Fortschritts gab es keine andere Möglichkeit, die echten Bedingungen besser nachzustellen.
Als Corinne an diesem Abend ins Bett ging, fand sie, dass die Übungen gut gelaufen waren, wenn sie einmal von den fragenden Blicken absah, die sie von ihrem Piloten Mike Wright des Öfteren zugeworfen bekommen hatte.
Sie konnte ihr Pech noch immer nicht fassen. Wieso schaffte sie es nicht einmal, eine kleine, anonyme Affäre zu haben? Wenn es nach Mike ginge, dann wäre sie überhaupt nicht mehr anonym. Doch das konnte sie nicht zulassen. Keiner von den anderen ihres Teams durfte erfahren, was sie in einem Moment der Schwäche getan hatten.
Und das, was sie getan hatten, störte noch immer ihren Schlaf. Sie konnte die Augen nicht schließen, ohne sich daran zu erinnern, wie Mike sie gestreichelt, geküsst und geliebt hatte.
Sie drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke, als ein kaum zu ertragendes Gefühl der Einsamkeit sie überkam. Warum ausgerechnet jetzt? Dies war doch das Leben, das sie sich selbst ausgesucht hatte. Sie hatte gewusst, dass es eine harte Männerwelt war und dass sie auf ihre Weiblichkeit verzichten musste, um es bis nach oben zu schaffen. Wieso sehnte sie sich also plötzlich danach, nur Frau zu sein und sich verwöhnen zu lassen? Geliebt zu werden und jemanden wiederzulieben?
Mike.
Wow, dieser Gedanke kam aus dem Nichts und vertrieb den letzten Rest von Müdigkeit. Sie drehte sich wieder auf die Seite, versuchte einzuschlafen, aber es war zu spät. Mike war wieder Mittelpunkt ihrer Gedanken. Ihr fiel ein, wie er heute Nachmittag ausgesehen hatte, als er aus dem Wassertank stieg und sich aus dem Taucheranzug schälte, bis er nur noch mit einer nassen, eng anliegenden Badehose bekleidet gewesen war.
Groß, schlank und muskulös.
Sie hatte ihn nur anzuschauen brauchen, und schon war sie unkonzentriert gewesen. Zu allem Überfluss hatte er das auch noch bemerkt und ihr ein selbstgefälliges Lächeln zugeworfen.
Das musste aufhören. Sie hatte eine Nacht mit ihm verbracht, und das sollte reichen. Es sollte vorbei sein.
Doch das war es nicht.
Sie konnte ihn nicht einmal ansehen, ohne wie ein alberner, verliebter Teenager weiche Knie zu bekommen, und das machte sie richtig
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