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Weil du ein zärtlicher Mann bist

Weil du ein zärtlicher Mann bist

Titel: Weil du ein zärtlicher Mann bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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wütend.
    Sie hatte sich seine Akte vorgenommen und schamlos sämtliche privaten Informationen über ihn gelesen. Er hatte vier Brüder, die alle in der Armee dienten, genau wie sein Vater. Seine Mutter, eine Russin, war gestorben, als Mike vier gewesen war, also kein Wunder, dass er ein Draufgängertyp war. Er war in einem reinen Männerhaushalt aufgewachsen und hatte dann einen Job in einer Männerwelt gewählt.
    Das ist das Problem, entschied sie und knüllte wütend ihr Kissen zusammen. Denn obwohl Mike durchaus wusste, wie man eine Frau behandelte – schließlich war sie seinem Charme sofort erlegen –, hatte er keine Ahnung, wie man ihr im täglichen Leben begegnete. Für eine Frau zu arbeiten war für ihn eine völlig neue Erfahrung, und da sie beide ihre Selbstkontrolle brauchten, würde es keine leichte Mission werden, das war ihr klar.
    Nicht klar war ihr, was sie diesbezüglich unternehmen sollte.
    In seiner Gegenwart war sie nicht sie selbst. Es fiel ihr schwer, ihr kühles und beherrschtes Äußeres, das sie für gewöhnlich an den Tag legte, aufrechtzuerhalten, vor allem deshalb, weil Mike sie durchschaute.
    Sie hasste das.
    Seufzend stand sie auf, um ihren üblichen Abstecher ins Bad zu unternehmen. Es war lästig, aber sie hatte vor lauter Grübeln ja ohnehin noch nicht geschlafen.
    Der Flur war verlassen, als sie ins Bad ging, und auch, als sie zwei Minuten später wieder herauskam. Deshalb hätte sie fast laut aufgeschrien, als sie wieder gegen eine harte Brust prallte.
    Noch bevor seine großen, warmen Hände sich um ihre Schultern legten, um sie aufzufangen, wusste sie, wer es war. “Mike”, stieß sie atemlos aus und versuchte, in dem gedämpften Nachtlicht etwas zu erkennen.
    “Was für ein Zufall, dass ich dich hier treffe”, meinte er ironisch.
    “Hast du auch eine schwache Blase?”
    “Ich habe gar nichts Schwaches.”
    “Jeder hat einen schwachen Punkt.”
    “Was ich habe”, sagte er leise und zupfte an ihrem Pferdeschwanz, “ist eine Schwäche für langes, dunkles Haar, das wild und ungebändigt ist, und für Augen, die vor Verlangen aufleuchten, statt zu Eis zu erstarren, wenn sie mich ansehen.”
    “Ich gehe wieder ins Bett.”
    “Nicht bevor wir miteinander geredet haben.”
    Er schaute auf das beleuchtete Ziffernblatt seiner Uhr. “Es ist noch ziemlich früh. Um ehrlich zu sein, habe ich auf dich gewartet, Corinne. Wir müssen das hier klären.”
    “Vielleicht solltest du lieber versuchen, mich noch einmal beim morgendlichen Jogging zu schlagen.”
    Er runzelte die Stirn. “Okay, ich habe dich unterschätzt.”
    “Du hast gedacht, ich wäre nichts weiter als ein zartes Püppchen, stimmt's?”
    “Darüber wollte ich nicht mit dir reden.”
    “Das kann ich mir vorstellen. Pass auf, Mike, es wird niemals funktionieren. Das musst du doch auch einsehen. Du hast ein Problem damit, dass ich die Kommandantin dieser Mission bin.”
    “Ich habe ein Problem damit, dass du so tust, als würdest du mich nicht kennen. So, als hätten wir nie miteinander geschlafen, uns nie geliebt …”
    Sie hielt ihm mit der Hand den Mund zu und drehte den Kopf nach links und rechts, um sich zu vergewissern, dass niemand sie hören konnte. “Verdammt”, zischte sie. “Würdest du wohl aufhören, darüber zu reden? Warum musst du immer wieder davon anfangen?”
    Er nahm ihre Hand von seinem Mund, umfasste wieder ihre Schultern und schob sie langsam gegen die Wand, bis sie den kühlen Putz in ihrem Rücken und seinen heißen Körper vor sich spürte.
    Sie hatte an ihren Pyjama – Flanellshorts mit weitem Oberteil – keinen Gedanken verschwendet, als sie ins Bett gegangen war. Es war ihre Lieblingsnachtwäsche und daher schon ziemlich abgetragen. Auf jeden Fall dünn genug, um jeden Zentimeter von ihm zu spüren, und ihr Körper schien sich daran zu erinnern, wie sehr sie diese Zentimeter genossen hatte. Denn unwillkürlich schloss sie die Augen, um sich besser auf die Empfindungen konzentrieren zu können.
    “Corinne”, flüsterte Mike heiser, anscheinend von ähnlichen Gefühlen heimgesucht. “Ich verstehe dich nicht. Hilf mir, es zu verstehen. Warum können wir nicht einfach … weitermachen? Warum müssen wir dies hier ignorieren?”
    Warum? Er musste das noch fragen? Es gab tausend Gründe, angefangen von der Tatsache, dass sie zusammen arbeiten mussten, ohne private Verflechtungen. Die Mission hing davon ab. Die NASA vertraute darauf. Milliarden an Steuergeldern standen auf dem

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