Weil du mich beruehrst
wollte nicht blinzeln, denn sonst kämen die Tränen. »Und das ist keine Antwort, was du mir gerade angeboten hast.«
Aus der Eingangshalle hörte sie entfernt das Geräusch von klappernden Absätzen und die Stimme einer Frau, die offensichtlich Anweisungen erteilte.
»Es tut mir leid, das ist die einzige Antwort, die ich habe«, sagte er, bevor er niedergeschlagen seine Hand fallen ließ, nach seinem Drink griff und zum Kamin ging. Er stellte sein Glas auf dem Sims ab und schaute genau in dem Moment zur Tür, als Anne und ein Dienstmädchen den Raum betraten.
»Ian«, sagte Anne überrascht. »Du bist ja schon früh hier.«
»Wir waren uns unsicher wegen der Zeit«, antwortete er, während Anne näher gekommen war und er sich bückte, um sie zur Begrüßung auf die Wange zu küssen.
»Wir?«, fragte Anne und sah sich um.
Francesca trat aus dem dunklen Ende des Raumes. Annes Augen strahlten vor angenehmer Überraschung, als Francesca sie begrüßte.
Im Stillen schalt sie das Dienstmädchen, als sie sich genau in diesem Moment entschied, eine Lampe anzuzünden. Annes lebhafter Gesichtsausdruck fiel in sich zusammen, als sie Francescas angestrengtes Lächeln und ihre feuchte Augen erkannte.
Lisle Gravish war ein schicker, aber kleinlicher Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, der Francescas bereits beanspruchte Nerven mit einem affektierten Akzent und anmaßenden Witzen zusätzlich reizte. Seine Frau Amy trotzte mit dem perfekten Lächeln einer Schönheitskönigin, dem exotischen, gekringelten kohlrabenschwarzem Haar und der Figur einer italienischen Filmdiva jedem englischen Klischee. Es sah aus, als wäre auf ihr eine Cartier-Vitrine explodiert, so leuchtete sie vor Diamanten. All diesen Glamour und diese Schönheit vereinte sie mit Talent, sie war offenbar eine begabte Opernsängerin. Während sie beim Dinner Amys unverschämte Flirtversuche mit Ian beobachtete, fragte sie sich gereizt, ob ihr wohl schon zu Schulzeiten diese enormen Brüste gewachsen waren. Ian ging nicht wirklich auf diesen Flirt ein, aber er lachte doch gelegentlich. Ein volles Lachen aus Ians Mund war so selten, und so strahlend, dass es für Francesca gleichbedeutend mit dem heißen, geflüsterten, unanständigen Vorschlag eines anderen Mannes war.
Womöglich war es dieser Extraspritzer Eifersucht, der zu ihrem ohnehin schon chaotischen Gefühlsmix nun noch dazu kam, der sie bei dem Gespräch mit Gerard unachtsam werden ließ. Ihr war gar nicht bewusst, wie unaufmerksam sie gewesen war, bei ihrem leisen Gespräch mit ihrem Tischnachbarn hatte sie die Warnhinweise völlig übersehen. Ihre Unachtsamkeit wurde ihr in dem Moment sehr bewusst, als Gerard, während sie alle darauf warteten, dass der Hauptgang abgeräumt wurde, sich zu ihr hinüberlehnte und ihr ins Ohr flüsterte.
»Du solltest aber das Halsband tragen, das ich dir geschenkt habe.«
»Ich tue es nicht, weil ich es dir zurückgeben werde. Ich habe dir schon gesagt, dass das zu viel ist«, murmelte sie, hielt ihr Gesicht dabei aber nach vorne, denn Gerards Lippen waren höchstens ein paar Zentimeter neben ihrem Gesicht.
»Behalte es noch ein wenig. Du könntest deine Meinung ändern«, sagte er samtweich. Sein Atem brachte ihr Haar in Bewegung und kitzelte sie im Ohr. »Aber ich beschwere mich gar nicht, dass du es heute Abend nicht trägst. Eine kluge Frau weiß, wenn sie keine Dekoration benötigt, um absolute Perfektion zu erreichen.«
Sie blickte über den Tisch und sah Elises weit aufgerissene Augen und ihren drolligen Blick. Angesichts von Elises amüsiertem Aussehen vermutete sie, dass Gerard gerade ihre Brüste studierte. Sie griff nach dem Wasserglas, ihr ausgefahrener Ellenbogen zwang Gerard zurück in seinen Stuhl. Elise unterdrückte ein Lachen und spülte es mit einem Schluck Wein hinunter. Dass ihre Vermutung über Gerards glotzenden Blick zutreffend war, bestätigte ihr Ians eiskalter Blick.
Als sie den Speisesaal verließen, ergriff Gerard ihre Hand.
»Darf ich kurz unter vier Augen mit dir sprechen? Es wird auch nicht lange dauern.« Womöglich bemerkte Gerard ihr Zögern. »Es geht um Ian.«
Sie schaute nervös nach hinten, aber niemand folgte ihnen unmittelbar aus dem Speisesaal. Anne, James und Lisle waren schon vorausgegangen, während der Rest noch etwas sitzen blieb. Sie waren momentan alleine in der Eingangshalle. Zögernd nickte sie einmal, worauf Gerard sie in eine Mauernische direkt hinter der massiven Haupttreppe zog.
»Worum geht es?«,
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