Weil du mich beruehrst
schwächer. Langsam blickte sie auf, um ihn anzusehen. Die Farbe seiner Wangen ließ das Blau seiner Augen noch tiefer als gewöhnlich wirken.
»Ich wusste, wir würden zu den anderen zurückgehen müssen«, sagte er verdrießlich und mit noch immer stoßweise gehendem Atem. »Ich wollte nicht, dass das«, dabei blickte er auf den Samen in dem Handtuch, das sie noch immer zwischen ihnen in der Hand hielt, »bei dir für Unbehagen sorgt.«
Ihr wurde heiß bei dem Gedanken, wie sein Saft sie ausgefüllt hätte, während sie mit den anderen plauderte, sein Erguss ihr Höschen und die Schenkel befeuchtet hätte … So erregend diese Vorstellung in der Theorie auch sein konnte, sie wusste, dass er recht hatte. Es wäre ihr unangenehm geworden, ja es hätte sogar peinlich enden können.
»Danke«, murmelte sie. Sie rieb ihn so gut sie konnte mit dem Handtuch trocken, bevor sie es auf die Waschmaschine legte. Sie bückte sich nach ihrem Slip, zog ihn über die langen Strümpfe hoch und dann zurecht. Diese banalen Abläufe nach dem ekstatischen Liebesakt ließen ihr deutlich werden, was eben passiert war. Sie rollte das Kleid nach unten. Aus einem Impuls heraus schnappte sie sich das kränkende Handtuch, warf es in die Waschmaschine, stellte sie auf die höchste Temperatur und schaltete sie ein. Es war dumm und unreif, das war ihr klar – als würde sie wirklich glauben, sie könne wegwaschen, was gerade geschehen war.
Sie ließ ihren Kopf weiter hängen und wich seinem Blick aus.
»Müssen wir wirklich zu den anderen zurück?«, fragte sie mit dünner Stimme. Wie lang waren sie fort gewesen? Es konnten nicht wesentlich mehr als fünfzehn Minuten gewesen sein, so konzentriert und komprimiert wie der Taumel der Raserei und des Verlangens gewesen war, der sie beide ergriffen hatte.
Er zog sich gerade die Hose an, hielt aber kurz inne.
»Francesca.«
Sie schaute langsam zu ihm hin.
»Ich bringe dich gleich in mein Bett, wenn es das ist, was du möchtest. Ich habe nicht um meinetwillen, sondern um deinetwillen vorgeschlagen, dass wir zu den anderen gehen.«
In einem dahinsausenden Moment wurde ihr alles wieder klar. Es war egal, wie zärtlich sie ihm in dem Moment zugetan war, als er beim Höhepunkt erzitterte. Es war egal, dass sie sich ihm immer und immer wieder hingeben wollte. Er hatte sie verlassen. Er konnte ihr keine Zukunft mehr versprechen.
Er würde es nicht.
Wohin musstest du gehen, welcher Ort war so wichtig, dass du mich dafür ohne ein Wort des Abschieds verlassen hast?
Es fühlte sich an, als würde diese Frage ihr schon die Kehle hinaufsteigen, doch sie stellte sie nicht. Er brannte ganz offensichtlich nicht darauf, sie ihr zu beantworten … sich bei ihr zu entschuldigen. Und ihr Stolz hinderte sie daran nachzufragen, zumal er gar keine Erklärung geben wollte.
»Ich möchte zu den anderen zurück. Anne würde sich Sorgen machen, falls wir nicht kämen«, sagte sie, wobei ihre Stimme hohl klang.
Zweifelnd hoben sich seine Augenbrauen, während er hastig seine Hose zuknöpfte.
»Sie wird sich ohnehin Sorgen machen. Aber es ist deine Entscheidung.«
Sie strich ihr Kleid glatt und fuhr sich durch die Haare.
»Ich gehe als Erstes nach oben zu den anderen. Ich sage, dass du kurz zur Toilette bist. Dann kannst du dich ein bisschen frisch machen, bevor du zu uns kommst.« Er ließ seine Hände sinken und sah augenblicklich so tadellos und blendend aus wie immer. Wahrscheinlich sogar noch besser, denn das bisschen Farbe im Gesicht stand ihm gut.
»In Ordnung.« Sie hatte einen Kloß im Hals. Es war schwer zu sagen, wie es ihr wirklich ging, angesichts ihrer Impulsivität. Ihres fanatischen Hungers.
»Francesca?« Sie blickte ihn nur ungern an. »Du wirst heute Nacht zu mir kommen. Ich weiß, was du brauchst, und das war es nicht. Nicht ganz. Das hier war für mich. Ich musste einfach wissen, dass du niemand anderem gehörst.«
»Ich gehöre mir selbst, Ian«, sagte sie schroff, ging zur Tür und schloss auf.
Doch was für ein Trost war das denn wirklich, da sie sich ja selbst nicht trauen konnte? Und steckte nicht ein Funken Wahrheit in dem, was er eben sagte? Wer sonst, außer Ian, wusste, was sie brauchte?
Und sie brauchte etwas. Sie sehnte sich sogar. Nicht nur nach Ian, sondern nach der schönen, rauen, manchmal schockierenden Intimität, die sie geteilt hatten. Die sie gerade eben geteilt hatten.
Wie war es möglich, dass sie diese Verbindung zu ihm herbeisehnte und sie doch im selben
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