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Weil du mich beruehrst

Weil du mich beruehrst

Titel: Weil du mich beruehrst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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Atemzug verachtete?
    Ihr Puls begann aufs Neue in ihrem Hals zu trommeln, als sie ihn hinter sich spürte, wie er ihr durch den dunklen Gang folgte.
    Lucien und er standen in der Ecke des großen Raumes an der Bar, ein ganzes Stück voneinander und vom Rest der sich unterhaltenden Gruppe entfernt. Anne hatte einen Sampler mit klassischen Jazzsongs aufgelegt, was ihr Gespräch noch zusätzlich dämpfte.
    »Erzähl mir nicht, du würdest nicht auch gerne mehr über Gaines herausfinden«, sagte Ian und schaute sich um. Francesca war noch nicht wieder zurück.
    »Du weißt genau, dass ich das will. Aber vor allem interessieren mich unsere anderen Geschwister. Die, die schon Bescheid wissen über ihren leiblichen Vater. So wie dieser Kam Reardon, von dem du mir erzählt hast.«
    »Sie haben das Recht es zu erfahren. Alle. Wenn es ihnen noch niemand gesagt hat, dann sollten wir es tun.«
    Er spürte, wie Lucien ihn von der Seite ansah.
    »Entschuldige, wenn ich das so sage, Ian, aber das Wissen um diese Dinge scheint dir gar nicht zu bekommen. Wenn du also ein Beispiel dafür bist, was geschehen könnte, dann halte ich es für keine gute Idee, Unschuldige mit dieser Wahrheit zu überfallen.« Ian sah seinen Halbbruder verärgert an, doch Lucien schreckte nicht zurück. »Lass es dir von jemandem gesagt sein, der es weiß. Einem Menschen zu erzählen, dass es Trevor Gaines Krankheit ist, der er seine Existenz hier auf Erden zu verdanken hat, ist kein Spaß. Wenn ich mir anschaue, wie du darauf reagiert hast, kommt in mir der Gedanke auf, dass es am besten wäre, wir vergraben den Namen zusammen mit seinem nutzlosen Körper und erwähnen seinesgleichen nie mehr.«
    »Das denkst du nicht wirklich«, krächzte Ian. »Du bist neugierig. Du hast ganz genau zugehört, als ich dir von den Dingen berichtet habe, die ich bislang herausgefunden habe. Und es gibt noch mehr zu erforschen. Ich bin sicher, Reardon hat ein paar Antworten für uns. Nur konnte ich diesen Idioten noch nicht wiederfinden, bevor ich herkommen musste.« Ian nahm sich einen Drink. Dann trat Francesca in das Zimmer. Er bedauerte das verräterische Leuchten auf ihren Wangen und ihr zögerndes Lachen, als sie zu den anderen trat, und doch würde er nichts daran ändern wollen. Er freute sich über ihre geröteten Wangen und die leichte Beschämung, dass jeder nun ihre Abwesenheit bemerkt hatte.
    Grausam wie er war.
    Und doch … im Grunde hatte er kein Recht, sie als die seine zu markieren, dachte er und knirschte frustriert mit den Zähnen.
    »Hast du vor, Francesca davon zu erzählen, was du in Frankreich tust?«, hörte er Luciens leise Frage und wusste, dass er Francescas Ankunft ebenfalls bemerkt hatte.
    »Nein. Und erzähl du es ihr bitte auch nicht.« Ian klang schärfer, als er es eigentlich vorgehabt hatte. Er sah Lucien an. »Sie würde sich alle Mühe geben, es mir auszureden.«
    »Genau wie Elise, wenn ich an deiner Stelle wäre. Weißt du, warum du Francesca nicht erzählst, was du mir erzählt hast?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Du verstehst das, was sie nicht verstehen kann.«
    »Ich verstehe es tatsächlich . Ich muss zugeben … ich bin neugierig auf Gaines. Wie sollte es anders sein? Und ich möchte dabei sein, wenn es darum geht, alle unsere Geschwister zu kontaktieren, die an einer solchen Verbindung Interesse zeigen . Vielleicht gibt es ja wirklich die Chance für uns, in all dieser Sinnlosigkeit etwas Gesegnetes zu finden. Ich bezweifle es, aber wer weiß?«
    »Wir sind Freunde geworden«, erinnerte Ian, dessen Blick noch immer auf Francesca ruhte.
    »Das stimmt. Man kann immer etwas Gutes finden. Worum es mir aber eigentlich geht: Der Grund, weshalb du Francesca nicht sagst, was du machst, ist nicht, dass sie es nicht verstehen würde. Ich denke, du weißt ganz genau, dass sie es sehr gut verstehen würde und trotzdem versuchen könnte, es dir auszureden. Nein, der Grund, weshalb du ihr nichts sagst, ist vielmehr der, dass sie die Einzige ist, die so viel Macht über dich hat, dass sie deine Meinung ändern könnte.
    Und das weißt du. Du verschweigst es ihr dickköpfig, damit du weiter deiner Obsession folgen kannst.«
    » Obsession? « Ian spie das Wort förmlich aus.
    Dann blinzelte er und bemerkte, dass Lucien peinlich berührt war. War er beunruhigt? Er schaute zu den anderen hinüber und sah, dass Anne, Elise und James ihn besorgt anblickten, Francesca wirkte erschrocken. Er hatte gebrüllt, wo er es gar nicht beabsichtigt hatte.

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