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Weil du mich fesselst

Weil du mich fesselst

Titel: Weil du mich fesselst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Kery
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ihr.
    »Meine ursprüngliche Idee war, Sie im blauen Raum unterzubringen«, sagte die Haushälterin und meinte damit ein Gästezimmer, das Francesca gut kannte, »aber Gerard war der Meinung …«
    »Sie sind die Herrin des Hauses, also sollten Sie auch im großen Schlafzimmer übernachten«, unterbrach sie Gerard. »Ich hatte darin geschlafen, aber alle meine Sachen sind schon wieder eingepackt. Mrs. Hanson hat alles für Sie vorbereitet.«
    Annes Kopf wirbelte herum.
    »Das wusste ich gar nicht«, rief sie durch den Raum und klang dabei durchaus alarmiert. »Gerard, ich halte das für keine gute Idee.«
    »Nein?«, fragte Gerard überrascht. Er blickte Francesca an, dann dämmerte es ihm. »Es dauert ja nur einen Moment, alles wieder zu ändern. Ich hatte nur an Ihre Bequemlichkeit gedacht. Dort liegen noch viele Ihrer Sachen …« Beim Sprechen wurde er immer leiser.
    »Ich weiß, dass Sie es gut mit mir gemeint haben. Vielen Dank.« Francesca schenkte Gerard und Anne ein beruhigendes Lächeln. »Ich bin nicht so zerbrechlich. Aber ich bin müde. Gute Nacht.« Sie stand auf, ging zu Anne und küsste sie auf die Wange.
    Dass sie so ruhig aus dem Zimmer gehen konnte, machte sie stolz auf sich selbst.
    Sie blieb vor der mit eleganten Schnitzereien versehenen Holztür zu Ians Suite kurz stehen, denn Erinnerungen überfluteten sie. Sie konnte Ians atemberaubendes Gesicht vor sich sehen, wie er zu ihr hinuntersah, Verlangen leuchtete aus seinen Augen, seine Stimme war gedämpft.
    So etwas hast du noch nie getan, oder? , wollte er wissen.
    Nein , hatte sie geantwortet, gleichermaßen nervös wie erregt. Ist das für dich in Ordnung?
    Sein Mund hatte sich zu jener Miene verzogen, die sie seitdem als Irritation über etwas verstand, das er als persönliche Schwäche ansah. Zuerst war es das nicht. Aber ich begehre dich so, dass ich deine Unschuld akzeptieren kann.
    In dieser Nacht war sie über die Schwelle in eine Welt voll ungekannter, emotionaler Herausforderungen und Sinnesfreuden getreten … in ein Reich der unbeschreiblichen Liebe. Ihr Leben hatte sich für immer verändert.
    Und nun stand sie wieder hier, genauso leer und öde wie die Räume, in denen Ian einst lebte und atmete und liebte.
    Er hat sie geliebt. Oder hatte er nicht?
    Da sie diese Frage unerträglich fand, holte sie tief Luft, vertraute auf ihren Mut und drehte den Knauf. Die Tür öffnete sich.
    Das Zimmer sah aus, wie es immer ausgesehen hatte: die luxuriöse Sitzecke vor dem Kamin, die kostbaren Gemälde, das dekadente Himmelbett, das üppige Blumengesteck hinter der Couch, das dieses Mal aus weißen Hortensien und purpurnen Lilien bestand. Es wollte ihr nicht in den Kopf, wie hier alles so vertraut und unverändert aussehen konnte, wo sie sich doch so anders fühlte.
    Fünf Minuten später kam sie aus dem Badezimmer und blieb zögernd vor einem glänzenden, antiken Schreibtisch stehen. Mit einer schnellen Bewegung, so als wüsste sie, dass sie den Schmerz aushalten musste, aber schnell über ihn hinwegkommen wollte, öffnete sie eine schmale Schublade. Sie zog ein rechteckig gefaltetes, schwarzes Seidentuch hervor. Der Atem stockte in ihrer Lunge, als sie den exquisiten Platin-und Diamantring sah. Sie konnte sich noch genau erinnern, wie kühl sich das Metall angefühlt hatte, als Ian ihr den Ring über den Finger gestreift hatte und dabei mit seiner tiefen, rauen Stimme jene kostbaren Worte sprach, die für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt sein würden.
    Ja , hatte sie nur geantwortet und Ian hinter einem Vorhang aus Tränen verschwommen angesehen.
    Es tut mir leid, dass ich so selbstsüchtig bin , hatte er schroff gesagt.
    Sie hatte geblinzelt und sein Gesicht war deutlicher geworden. Zu lieben ist niemals selbstsüchtig. Du gehst ein Risiko ein. Denke nicht, dass ich das nicht wüsste. Ich glaube, es ist sogar die am wenigsten selbstsüchtige Sache, die du jemals getan hast , hatte sie geflüstert und sein markantes Kinn so gestreichelt, als könnte sie es damit weicher machen … als könnte sie ihn ein bisschen weicher sich selbst gegenüber machen.
    Die Schublade flog wieder zu.
    Nur mit dem Tanktop, das sie unter ihrer Bluse getragen hatte, und einem Slip bekleidet, saß sie auf der Bettkante. Im Ankleidezimmer waren noch Nachthemden, doch sie fühlte sich zu schwach, um diese Nacht eines anzuziehen, zu zerbrechlich, um Ians Geruch um sich zu haben. Der Geruch, der dort in der Luft lag, war jener, den sie am meisten mit ihm verband –

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