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Weil du mich siehst

Weil du mich siehst

Titel: Weil du mich siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Inusa
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sein würde. Er hatte Paulas Adresse und Telefonnummer hinterlassen, doch keine Antwort erhalten, was ihm Antwort genug war.
     
    Paula hatte ihre Verabredung mit Kathi am Sonntag abgesagt und sich ganz Finn gewidmet. So lange hatte sie die Liebe verleugnet, hatte gedacht, dass sie sie nie wieder zulassen dürfe, doch jetzt ging sie in ihr auf. Sie konnte wieder lächeln, ja sogar laut lachen. Sie begann sogar wieder, Farben zu sehen, sie kamen alle zurück in ihr Gedächtnis. Sie sprühte nur so vor Glück und neuer Zuversicht.
     
    Finn war ein glücklicher Mann. Er war jetzt ein Mann. Paula hatte ihm mehr gegeben als nur Sex. Sie hatte sich ihm in all ihrer Güte offenbart, hatte ihm Liebe geschenkt, die er nie gekannt hatte. Er konnte noch immer nicht fassen, dass er jetzt eine Freundin hatte, einen Menschen, der zu ihm hielt, zu ihm stand und ihn achtete. Der ihn so nahm, wie er war.
     
    In stillen Stunden der Zweisamkeit nahm er seine Gitarre und spielte Paula Songs vor, die er geschrieben hatte, die alle einen Text hatten, der nur noch nie gesungen worden war. So spielte Finn die traurigen Melodien nur für Paula und für Barne. Er hatte einen ganz besonderen Song für ihn geschrieben, kurz nach seinem Tod – »Song for my brother« – und hoffte jedes Mal, wenn er ihn spielte, dass Barne ihn hörte.
     
    ♥
     
    Am Montag, als Frau Ludwig kam, saß Finn wartend im Wohnzimmer, als Paula mit ihr in der Küche die Dinge besprach, die sie jeden Montag besprachen. Als sie das Wichtigste durch hatten, schlug Frau Ludwig vor: »Warum holen wir nicht Ihren Freund zu uns in die Küche und Sie beide erzählen mir etwas über Ihre Beziehung?«
     
    Paula rief Finn, der sogleich in der Tür erschien.
     
    »Finn, Paula hat mir schon viel von Ihnen erzählt. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
     
    Finn schüttelte sie und nahm sich seinen Block. Frau Ludwig nahm ihn ihm sofort ab und kritzelte etwas darauf: SIND SIE SICH PAULAS SITUATION BEWUSST UND KOMMEN SIE DAMIT ZURECHT?
     
    Finn nahm ihr den Stift ab, drehte den Block in seine Richtung und schrieb: JA.
     
    PAULA BRAUCHT JETZT EINE STARKE SCHULTER, EINE HAND, DIE SIE HÄLT. KÖNNEN SIE DAS FÜR SIE SEIN?
     
    ICH LIEBE PAULA UND WERDE IMMER FÜR SIE DA SEIN.
     
    Frau Ludwig lächelte Finn an und drückte seine Hand. Sie hatte Tränen in den Augen. Nur selten hatte sie eine Geschichte so berührt wie Paulas, und auch wenn sie die Arbeit normalerweise abends nicht mit nach Hause nahm, ließ diese Frau sie auch dann nicht völlig los. Sie wünschte ihr so sehr, dass sie wieder zurück ins Leben fand.
     
    »Sagt mal, warum seid ihr denn so still? Was geht da vor sich?«, wollte Paula wissen. Sie fragte sich, was Frau Ludwig und Finn da Geheimnisvolles trieben.
     
    Nun nahm Frau Ludwig auch Paulas Hand und lächelte – traurig und glücklich zugleich – die beiden Verliebten an. »Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute, von Herzen. Gemeinsam können Sie es schaffen.«
     
    ♥
     
    Am Dienstagabend holte der Fahrer sie beide zusammen bei Paula ab und fuhr sie zur Gruppentherapie. Als sie den Raum betraten, waren alle Blicke auf sie gerichtet. Connie stand sofort von ihrem gewohnten Platz neben Paula auf und machte ihn für Finn frei.
     
    Paula und Finn setzten sich. Sie nahmen die Blicke der anderen gar nicht wahr. Es gab einzig und allein sie beide. Verliebt hielten sie sich an der Hand und strahlten solch ein Glück aus, dass es den ganzen Raum heller machte.
     
    »Das ist ein Wunder«, sagte Connie zu Johannes, neben dem sie jetzt saß.
     
    »Das ist Liebe«, sagte Johannes und sah erst die beiden und dann Connie warm an.
     
    Die Liebe lag in der Luft. Alle schienen sich mit Paula und Finn zu freuen, jeder schien selbst hoffnungsvoll zu sein, dies irgendwann einmal erneut erleben zu dürfen. Alle außer einer Person, deren Schmerz an diesem Abend vor lauter Überschwänglichkeit niemand wahrnahm.
     
    ♥
     
    Am nächsten Tag fuhr Finn nach Hause, um ein paar Sachen zu holen. Es musste nicht darüber gesprochen werden, es war ganz selbstverständlich, dass Finn bei Paula blieb. Wenn sie auch offiziell nicht zusammenwohnten, so wollten sie doch keinen Tag mehr getrennt sein.
     
    Finn und Paula unternahmen von nun an alles zusammen. Sie machten lange Spaziergänge, sammelten Kastanien, sahen sich Filme an oder hörten Hörbücher. Finn las Paula Bücher vor, er kochte für sie und massierte ihre müden Glieder. Es

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