Weil Ich Euch Liebte
du gezeigt hättest, dass du ein Mann bist und die Lage unter Kontrolle gebracht hättest? Wer ist dazu da, die Dinge in die Hand zu nehmen? Hä? Wer ist hier der Ernährer, verdammt noch mal? Du? Dass ich nicht lache. Wann hättest du dich je richtig ins Zeug gelegt?«
»Und weißt du, was du tust?«, fauchte er. »Du saugst mir das Mark aus den Knochen. In jeder Hinsicht. Ich habe nichts mehr. Gar nichts. Das hast alles du dir gekrallt, Süße. Du hast dir alles gekrallt, was ich je hatte und war.«
»Ach ja? Steck ich deswegen jetzt bis zum Hals in der Scheiße? Weil das nämlich alles ist, was ich von dir je bekommen hab, seit –«
Doug stürzte auf sie zu. Seine ausgestreckten Hände zielten auf ihren Hals. Statt wegzurennen, blieb Betsy mit weit aufgerissenen Augen wie angewurzelt stehen. Etwa drei Meter lagen noch zwischen Doug und ihr, und das gab mir die Zeit, die ich brauchte, um ihn mit beiden Armen von hinten festzuhalten, ehe seine Hände ihren Hals umklammern konnten.
»Doug!« Ich schrie es ihm ins Ohr. »Doug!«
Er versuchte, sich loszureißen. Er war ein starker, sehniger Kerl, wie die meisten Leute, die auf dem Bau arbeiten. Aber ich war nicht weniger fit, flocht meine Finger vor seiner Brust ineinander und drückte ihm die Arme an den Körper. Ein, zwei Sekunden wehrte er sich noch, dann kapitulierte er.
Als Betsy sah, dass er nicht gefährlich werden konnte, fing sie wieder mit ihren Schmähungen an. Wieder stach ihr Finger in die Luft. »Glaubst du vielleicht, dass ich das wollte? Glaubst du, dass es mir Spaß macht, vor meinem eigenen Haus zu stehen und nicht hineinzukönnen? Glaubst du –«
»Betsy!«, schrie ich. »Halt die Klappe!«
»Und wer, zum Teufel, glaubst du –«
»Alle beide. Haltet einfach mal einen Moment die Klappe.«
Betsy senkte ihren Finger, und ich lockerte meinen Griff um Dougs Brust. »Seht mal«, sagte ich. »Ich versteh das ja. Ihr seid mit den Nerven am Ende und wollt euch nur noch gegenseitig umbringen. Vielleicht sollte ich euch gar nicht davon abhalten. Ich hab, weiß Gott, genug andere Sorgen. Aber damit ist euer Problem nicht gelöst. Ihr müsst euch der Situation stellen.«
»Du hast leicht reden«, sagte Doug.
Jetzt war ich derjenige mit dem Finger vor seiner Nase. »Hör mir zu, du blöder Hund, du hast genau gewusst, dass dieser Tag kommen wird. Du kannst Betsy die Schuld geben oder mir oder Sally, weil sie dich nicht rausgehauen hat. Tatsache ist, du und Betsy, ihr sitzt in dieser Scheiße.« Dann wandte ich mich an Betsy. »Das gilt auch für dich. Ihr könnt jetzt was tun, um aus dieser Scheiße rauszukommen und wieder ein richtiges Leben zu führen, oder ihr könnt hier stehenbleiben und euch weiter anschreien. Was ist euch lieber?«
Betsy hatte Tränen in den Augen. »Er hat die Rechnungen nicht mal aufgemacht. Hat sie einfach in eine Schublade gestopft.«
»Was hätte es denn für einen Sinn gehabt, sie aufzumachen«, konterte Doug. »Wir hätten sie eh nicht bezahlen können.« Zu mir sagte er: »Sie haben uns abgezockt. Die Banken. Sie haben uns das Blaue vom Himmel herunter versprochen. Als wir das Haus kauften, brauchten wir kein bisschen eigenes Geld. Aber dann, als es so weit war, die Hypothek neu zu verhandeln, da hieß es auf einmal, wir haben euch doch gesagt, dass das auf euch zukommt. Aber das haben sie nicht, Glenny, die Arschlöcher haben kein Wort davon gesagt. Diese verfluchten Banker lassen sich vom Staat retten und zahlen sich selbst fette Prämien, und Leute wie wir haben die Arschkarte!«
»Doug«, sagte ich. Für mehr fehlte mir die Kraft.
Er nahm einen Stapel DVDs und schleuderte sie wie Frisbeescheiben quer durch den Garten. Dann packte er einen Küchenstuhl und drosch damit auf die Kommode ein. Betsy und ich ließen ihn machen. Als er sich ausgetobt hatte, stellte er den Stuhl wieder hin, setzte sich drauf und ließ den Kopf hängen.
»Wo könnt ihr denn wohnen?«, fragte ich Betsy.
Sie schniefte. »Bei meiner Mutter wahrscheinlich. In Derby.«
»Hat sie Platz für euch beide?«
»Schon. Aber sie wird es uns täglich unter die Nase reiben.«
»Wenn sie euch ein Dach über dem Kopf gibt, dann müsst ihr euch damit abfinden.«
»Leider.«
»Doug«, sagte ich. Er sah nicht hoch. »Doug.« Langsam hob er den Kopf. »Ich helfe dir, die Sachen in den Pick-up zu laden. Du kannst sie bei uns in die Lagerhalle stellen.« Die stand hinter dem Büro von Garber Bau. Wir bewahrten dort unser Material und unsere Geräte
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