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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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waschen.«
    Und er hätte recht.

    Am späteren Samstagnachmittag packte ich meinen Werkzeugkasten und läutete bei Joan Mueller. Offensichtlich freute sie sich, mich zu sehen. Sie trug Jeansshorts und ein weißes Herrenhemd, die Zipfel vorne verknotet.
    »Beinah hätt ich’s vergessen«, sagte ich. »Das mit dem Wasserhahn.«
    »Immer herein. Mach dir keinen Kopf wegen deinen chuhen, lass sie ruhig an. Wenn ich mir Sorgen um meinen Teppich machen würde, dann würde ich mir nicht jeden Tag ein halbes Dutzend Kinder ins Haus holen, das kannst du mir glauben.« Sie lachte.
    »Nein, wahrscheinlich nicht.« Ich betrat dieses Haus nicht zum ersten Mal und wusste, wo die Küche war. Auf dem Küchentisch standen eine halbe Flasche Pinot Grigio und ein fast leeres Weinglas. Dazwischen lag eine Cosmopolitan.
    »Magst du vielleicht ein Bier?«
    »Nein, danke.«
    »Bestimmt nicht?« Sie öffnete den Kühlschrank. »Ich hab Bud da, zwei Coors und ein Sam Adams. Ich glaube, Sheila hat mir mal erzählt, dass du Sam Adams magst.«
    »Danke. Ich will wirklich nichts.«
    Mit enttäuschter Miene machte sie den Kühlschrank zu. »Ich hätte nicht gedacht, dass es einen lebenden Mann gibt, der ein kaltes Bier verschmäht.«
    »Ist es der hier?«, fragte ich und stellte mein Werkzeug auf die Arbeitsplatte neben der Spüle.
    »Genau«, sagte sie.
    Der Hahn tropfte nicht. »Sieht nicht aus, als wär da was.« Ich drehte das kalte Wasser auf, dann ab, dann wiederholte ich es mit dem heißen.
    »Es kommt und geht«, sagte Joan. »Manchmal tropft’s, dann wieder nicht. Mal ist den ganzen Tag Ruhe, dann gehe ich ins Bett, und schon hör ich’s wieder: tropf, tropf, tropf. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Dann komme ich runter und drehe die Hähne fester zu.«
    Ich hatte fast eine Minute lang den Wasserauslass angestarrt, und nicht ein einziger Tropfen war herausgekommen. »Mir scheint er in Ordnung, Joan. Wenn er wieder anfängt, sag Bescheid.«
    »Also, es tut mir wirklich leid, dass du dir umsonst die Mühe gemacht hast. Ich komme mir vor wie der letzte Idiot. Setz dich doch einen Augenblick hin.«
    Ich setzte mich ihr gegenüber an den Tisch.
    »Joan, erzähl mir doch von diesem Gespräch mit Sheila, das über Mr. Bain.«
    Sie winkte ab. »War nichts Wichtiges.«
    »Aber du hast ihr von ihm erzählt. Davon, dass sein Sohn sagt, er schlägt seine Frau.«
    »Also, so direkt hat der kleine Carlson das ja nicht gesagt, aber bei mir ist es so angekommen.«
    »Und du hast mit Sheila darüber geredet, ob du die Polizei verständigen sollst?«
    Joan nickte. »Ich hatte es eigentlich gar nicht vor, aber ich habe überlegt, ob sie’s vielleicht getan hat. Sie hat aber nie ein Wort darüber verloren.« Sie lächelte mich teilnahmsvoll an. »Alles in allem spielt es jetzt wahrscheinlich keine Rolle mehr, ob sie’s getan hat oder nicht.«
    Ich dachte darüber nach. »Wahrscheinlich. Außer, dass dieser Typ seine Frau vielleicht immer noch schlägt. Und sich fragt, ob du ihn angezeigt hast. Vielleicht solltest du ihm sagen, dass es dir zu viel wird, dass du weniger Kinder willst und dass er zwei Wochen Zeit hat, sich jemand Neuen zu suchen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich meine, er wird bald wissen, dass ich nur ihn vor die Tür setze. Und wer sagt mir, dass er, auch wenn ich nicht mehr auf sein Kind aufpasse, nicht zurückkommt, um abzurechnen, wenn er glaubt, dass ich ihn verpfiffen habe?« Sie schenkte sich nach. »Aber ich muss das ja nicht mehr lange machen. Wenn die Entschädigung kommt … habe ich dir das schon erzählt?«
    »Ja.«
    »Eine halbe Million, haben sie mir gesagt.« Sie trank ein Drittel des Glases in einem Zug aus. »Dann bin ich gut versorgt. Ich würde wahrscheinlich trotzdem noch arbeiten – fünfhundert Riesen reichen auch nicht ewig –, aber mit der Kinderbetreuung würde ich aufhören. Das ist zu anstrengend, zu stressig. Das Haus ist immer ein Saustall.« Sie schwieg einen Augenblick. »Ich mag’s, wenn’s ordentlich ist. Und ich würde mich auch noch um Kelly kümmern, wenn sie von der Schule heimkommt. Sie ist ein Prachtmädel. Habe ich dir das schon gesagt? Einfach ein Prachtmädel. Es muss furchtbar für sie sein, keine Mutter mehr zu haben.«
    Sie tätschelte mir die Hand und ließ ihre einen winzigen Augenblick zu lang auf meiner liegen.
    »Sheila hatte so ein Glück mit dir«, sagte sie.
    »Ich sollte jetzt gehen«, sagte ich.
    »Bist du sicher, dass du kein Bier magst? Allein trinken macht keinen

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