Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
Vom Netzwerk:
vierzehntausend Dollar wollen, dann nehmen Sie den, und gehen Sie mit Gott.« Und wenn dieser Jemand ihn später anrief und bat geradezubiegen, was die andere Firma verpfuscht hatte, dann sagte ihm Dad in aller Freundlichkeit, dass er seine Wahl getroffen habe und nun damit leben müsse.
    Schwarzarbeit war bei Dad nicht drin. Das brachte die Leute immer ganz aus der Fassung. Sie dachten, wenn sie bar bezahlten, könnte Dad ihnen beim Preis was nachlassen, weil er ja dieses Einkommen nicht versteuern musste.
    »Ich zahle meine Steuern«, pflegte Dad zu sagen. »Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich es immer gern tue, aber es ist meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Wenn ich um ein Uhr nachts die Polizei anrufe, weil jemand bei mir einbricht, dann will ich, dass sie kommt. Ich will nicht hören: Ich bin allein auf dem Revier, weil sie Kollegen entlassen mussten, weil nicht genug Geld da war, um sie zu bezahlen. Leute, die ihre Steuern nicht zahlen, schaden uns allen. Es ist schlecht für das Gemeinwesen.«
    Das entsprach nicht der gängigen Meinung. Damals genauso wenig wie heute. Aber ich achtete ihn dafür. Mein Vater war ein Mensch mit Prinzipien, und manchmal trieb er meine Mutter und mich damit in den Wahnsinn. Aber er stand zu seinen Überzeugungen. Er war kein Pharisäer.
    An einigen Dingen, die ich getan hatte, würde er bestimmt Anstoß nehmen.
    Ich halte mich eigentlich für einen ziemlich gesetzestreuen Bürger. Ich raube keine Banken aus. Wenn ich eine verlorene Brieftasche finde, stehle ich mir nicht das Bare und werfe den Rest in den Mülleimer. Ich kümmere mich darum, dass sie wieder in die Hände ihres rechtmäßigen Besitzers gelangt. Ich bemühe mich in angemessenem Rahmen, mich an Tempolimits zu halten. Ich blinke, bevor ich abbiege.
    Ich habe niemanden umgebracht oder auch nur verletzt. Ein paar Kneipenschlägereien in meiner Jugend, klar. Ich langte ordentlich hin, und hinterher kippten wir alle noch ein paar und vergaßen das Ganze.
    Ich habe mich nie betrunken ans Steuer gesetzt.
    Und jedes Jahr reiche ich meine Steuererklärung ein und zahle meine Steuern. Nur halt nicht alle.
    Aber ich gebe zu, es gab auch Zeiten, da habe ich mich, wenn die Wirtschaft kränkelte, an der sogenannten Schattenwirtschaft beteiligt. Ein paar Hunderter hier, eine paar Tausender da. Üblicherweise Arbeiten, die nicht über die Firma liefen. Sachen, die ich am Wochenende machte, in meiner Freizeit – als ich noch für meinen Vater arbeitete und auch danach. Eine Veranda für jemanden bei uns in der Straße. Einen Keller für die Nachbarn. Ein neues Dach für die Garage von einem Kumpel. Arbeiten, die sich für die Firma vielleicht nicht rechneten, für mich aber sehr wohl.
    Und wenn ich Hilfe brauchte, dann holte ich mir meinen Freund Doug dazu und bezahlte ihn von dem Geld, das ich bekam.
    In mageren Zeiten musste ich mir davon zwar was abzwacken, aber das meiste kam in den Sparstrumpf. Ich wollte nicht, dass das Geld irgendwo aufscheint, also brachte ich es nicht auf die Bank. Ich hob es zu Hause auf, versteckt hinter einem abnehmbaren Stück der Holztäfelung im Kellerbüro. Sheila und ich waren die Einzigen, die von diesen knapp 17000 Dollar wussten.
    Doug hatte zwar keine Ahnung, wie viel Geld ich zusammengespart hatte und wo ich es aufbewahrte, aber er wusste, dass ich Einnahmen hatte, die ich nicht versteuert hatte. Er übrigens auch. Aber als er diese Drohung ausstieß, wusste er genau, dass für mich mehr auf dem Spiel stand als für ihn. Ich besaß eine Firma.
    Ich hatte dem Staat keine Millionen unterschlagen. Ich war nicht Enron oder die Wall Street. Doch ich hatte ein paar Tausender für mich behalten, die das Finanzamt mit Vergnügen eingesackt hätte. Wenn sie dahinterkämen und mir nachweisen könnten, dass ich ihnen Geld schuldete, würde ich schon einen Weg finden, es zurückzuzahlen.
    Aber erst, nachdem sie bei mir alles auf den Kopf gestellt hätten. Sie würden meine Finanzen unter die Lupe nehmen, und wenn sie damit fertig waren, die Bücher von Garber Bau prüfen. Ich wusste, die waren rein wie frisch gefallener Schnee, allerdings würde es mich ein paar Tausender Buchprüferhonorar kosten, das auch zu beweisen.
    Ich wusste, was mein Vater sagen würde, wenn er noch lebte. Er würde mich an ein paar altbekannte Weisheiten erinnern: »Du erntest, was du säst«, hätte er gesagt. »Hättest du dir die Finger nicht schmutzig gemacht, müsstest du sie dir jetzt nicht

Weitere Kostenlose Bücher