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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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nicht auch noch ein derartiges Kreuzverhör mit ihr veranstalten.«
    »Was wollte sie denn damit bezwecken?«
    Marcus stürzte seinen zweiten Scotch hinunter. »Du kennst doch Fiona. Die hat immer irgendwelche Hintergedanken.«

    Kelly kam herunter. Dass ihr Großvater gegangen war, ohne sich von ihr zu verabschieden, schien sie nicht besonders zu wundern. »Er kam mir müde vor«, sagte sie. »Er hat gesagt, wir hätten viel zu besprechen, aber dann hat er fast nichts gesagt.«
    »Vielleicht geht ihm zu viel durch den Kopf.«
    Ich hatte die Lasagne aus dem Backofen geholt und zum Abkühlen oben auf den Herd gestellt. Kelly begutachtete und beschnupperte sie.
    »Oben gehört Sauce drauf«, sagte sie.
    »Ich hab halt Käse draufgetan.«
    Sie holte eine Gabel aus der Besteckschublade und stach mitten in die Lasagne. »Wo ist der Ricotta? Ist da überhaupt Ricotta drin?«
    »Ricotta?«, wiederholte ich.
    »Und außerdem hast du die falsche Form genommen«, fügte sie hinzu. »Die Lasagne wird komisch schmecken, wenn du sie in einer anderen Form machst.«
    »Das war die einzige, die ich gefunden habe. Hör mal, willst du jetzt was davon haben oder nicht?«
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Ich probier sie mal.« Ich schaufelte mir etwas auf einen Teller und holte mir eine Gabel aus der Schublade. Kelly setzte sich zu mir an den Tisch und beobachtete mich, als sei ich ein Experiment im Biologieunterricht oder so was.
    »Da war was, das macht dich bestimmt sauer«, sagte sie.
    »Und zwar?
    »Grandma hat mir ein paar von den Schulen gezeigt, in die ich gehen könnte. Aber ich hab sie nur von außen gesehen, weil ja Wochenende war.«
    »Deswegen bin ich doch nicht sauer.«
    »Wenn ich wirklich dort zur Schule gehen würde, würdest du dann mit mir zu Grandma und Marcus ziehen? Mein Zimmer dort ist wirklich groß. Da würde auch noch ein zweites Bett hineinpassen. Aber schnarchen dürftest du nicht.«
    »Du wirst nicht in Darien zur Schule gehen«, sagte ich. »Ich werde mich nach einer anderen Schule hier in der Stadt umsehen, wenn du wirklich wechseln willst.«
    »Emilys Dad war also gestern da?«, fragte Kelly.
    »Ja.«
    Sie machte ein erschrockenes Gesicht. »War er da, weil er uns zur Beerdigung einladen wollte?«
    »Nein. Und so macht man das auch nicht. Man geht nicht rum und lädt ein – darüber brauchen wir uns jetzt keine Gedanken zu machen.«
    »Warum ist er dann gekommen?«
    »Er wollte nur wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist, wo du doch Emilys Freundin bist und so.«
    Sie dachte darüber nach, machte aber nicht den Eindruck, als hätte sie das beruhigt. »Und sonst wollte er nichts?«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Er wollte nichts zurückhaben?«
    Jetzt betrachtete ich sie genauer. »Wie zum Beispiel?«
    Plötzlich sah Kelly ganz verängstigt drein. »Ich weiß nicht.«
    »Was sollte er denn zurückwollen?«
    »Ich hab mir schon Ärger eingehandelt, weil ich in ihrem Schlafzimmer war. Ich will nicht noch mehr Ärger.«
    »Du bekommst keinen Ärger.«
    »Und wenn doch?«, fragte sie und brach beinahe in Tränen aus.
    »Kelly, hast du was aus dem Schlafzimmer der Slocums weggenommen.«
    »Ich hab’s nicht absichtlich getan.«
    »Wie kann man etwas unabsichtlich mitnehmen?«
    »Da im Schrank, da bin ich mit dem Fuß gegen eine Handtasche gestoßen und als ich sie wegschieben wollte, da klimperte etwas drin, also hab ich’s rausgenommen, aber es war so dunkel, ich hab nicht gesehen, was es ist, da hab ich’s eingesteckt.«
    »Mensch, Kelly!«
    »Ich wollte ja nur gucken, was das war, und wenn Emily mich gefunden hätte und ich wieder was gesehen hätte, hätte ich mir’s anschauen können. Aber dann ist nicht Emily gekommen, sondern ihre Mom, da hab ich’s einfach in der Hosentasche gelassen. Die war dann so ausgebeult, darum hab ich meine Hand so drübergehalten, als Mrs. Slocum verlangte, dass ich mich mitten ins Zimmer stelle.«
    Müde schloss ich die Augen. »Was war’s denn? Schmuck? Eine Uhr?« Sie schüttelte den Kopf. »Hast du’s noch? Ist es hier?«
    »Ich hab’s in meinem Schuhbeutel versteckt.« Eine Träne lief ihr über die Wange.
    »Geh und hol’s.«
    Sie stand auf und lief in ihr Zimmer. In weniger als einer Minute war sie zurück, in der Hand einen blaukarierten Beutel mit einem Segelboot vorne drauf.
    Sie gab ihn mir. Was da auch drin war, es war auf jeden Fall schwerer, als ich erwartet hatte. Bevor ich den Beutel öffnete, tastete ich den Gegenstand darin ab. Mir drängte sich der Verdacht

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