Weil Ich Euch Liebte
Spaß. Obwohl, wenn man keine Wahl hat …« Sie lachte.
»Ganz sicher«, sagte ich, packte meinen Werkzeugkasten und sah zu, dass ich wegkam.
Ich lag fast die ganze Samstagnacht wach und grübelte, ob Darren Slocum am nächsten Tag wieder auftauchen und darauf bestehen würde, mit Kelly zu reden. Hoffentlich genügte ihm das, was ich ihm gesagt hatte. Ich grübelte, ob diese Telefonate, die Kelly mit angehört hatte, etwas zu bedeuten hatten. Ich grübelte, mit wem Ann gesprochen haben könnte und warum sie nicht wollte, dass ihr Mann etwas davon erfuhr. Und warum er so erpicht darauf war, es zu erfahren.
Wenn ich mir keine Gedanken über Darren machte, dachte ich über Doug nach und ob ich ihm ein paar Hunderter zukommen lassen sollte, aber nicht, weil ich glaubte, er würde mir tatsächlich die Steuerfahndung an den Hals hetzen. Ich war mir sicher, dass er seine Drohung nicht ernst gemeint hatte. Trotz gelegentlicher Differenzen waren wir seit Jahren gute Freunde. Ich überlegte hin und her, ob ich ihm Geld geben sollte, einfach weil er es brauchte. Gleichzeitig wusste ich, dass es, wenn ich einmal damit anfing, nie wieder aufhören würde. Selbst mit dem, was ich hinter der Täfelung versteckt hatte, reichte mein Geld nicht, die Finanzkrise von Doug und Betsy aus der Welt zu schaffen.
Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und grübelte über das abgebrannte Haus nach. Ich grübelte, ob die Versicherung den Schaden regulieren würde. Ich machte mir Sorgen, wie lange diese Wirtschaftsflaute dauern würde, ob es in fünf Monaten noch Aufträge für Garber Bau geben würde.
Ich musste an die Kinder denken, die Kelly ›Säuferkind‹ nannten.
Ich musste an den Mann denken, wegen dem Joan Mueller sich Sorgen machte, und an das ungelegene Interesse, das Joan für mich entwickelt zu haben schien. Sheila hat mir einmal im Spaß geraten, mich vor Joan in Acht zu nehmen. Das war noch, bevor Ely auf der Bohrinsel ums Leben gekommen war. Joan verschlänge mich mit den Augen, hatte Sheila behauptet. »Ich kenne diesen Blick. So hab ich dich auch angeschaut. Aber natürlich«, und da lächelte sie, »ist das schon lange her.«
Ich dachte auch kurz an Belinda und ihre merkwürdige Frage, ob in Sheilas Handtasche ein Umschlag gewesen sei.
Aber hauptsächlich dachte ich an Sheila.
»Warum?«, fragte ich die Zimmerdecke. »Warum hast du’s getan?«
Noch immer so viel Zorn.
Noch immer so viel Sehnsucht.
Als Kelly am Sonntag kurz nach sechs zur Tür hereinspazierte, erwartete ich eigentlich, das Marcus und Fiona ihr folgen würden. Doch es kam nur Marcus.
»Wo ist denn deine Großmutter?«, fragte ich Kelly.
»Marcus hat mich allein gebracht«, antwortete sie. Kelly nannte Fionas zweiten Mann nie Grandpa oder Großvater. Das ließ Fiona nicht zu. »Damit wir ein bisschen Zeit ›für uns‹ haben.«
Marcus lächelte verlegen. »Wenn wir zu dritt sind, geht’s immer nur um Mädchenkram. Also habe ich Fiona gebeten, mich Kelly allein nach Hause bringen zu lassen.«
»Und sie hat dich tatsächlich gelassen?«
Er nickte. Kein geringer Sieg, den er sich da an die Fahnen heften durfte. »Aber, um ehrlich zu sein, ich glaube, sie war heute nicht ganz auf der Höhe.«
Kelly fragte: »Was riecht denn da so?«
»Das ist Lasagne.«
»Du hast Lasagne gekauft?«
»Ich habe Lasagne gemacht.«
Es war schon beinahe Furcht, was sich da in Kellys Blick spiegelte. »Wir haben unterwegs Chicken Fingers gegessen.«
»Das stimmt«, sagte Marcus. »Glen, hast du vielleicht kurz Zeit?«
»Na klar«, sagte ich. »Kelly, Süße, geh doch schon mal in dein Zimmer und pack deine Sachen aus.«
»Ich hab doch gar nichts eingepackt, als wir los sind.«
»Dann eben ohne Auspacken.«
Kelly verschwand nach oben. Marcus kam in die Küche, zog einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor und machte es sich bequem. Allerdings sah er, ehrlich gesagt, nicht so aus, als fühle er sich besonders behaglich.
»Also, wie geht’s dir?«, fragte er. »Ich meine, wie geht’s dir wirklich?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Wie mein Vater immer sagte, man muss es nehmen, wie es kommt.«
»Weißt du, was mein Vater immer sagte?«, entgegnete Marcus.
»Sag’s mir.«
»Die Dame da drüben hat einen knackigen Hintern.« Er klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich fand das witzig.«
»Tut mir leid, Marcus. Aber mir ist zurzeit nicht so nach Lachen.«
»Ich weiß. Entschuldige. Ich musste nur gerade an meinen alten Herrn denken. Das
Weitere Kostenlose Bücher