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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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wie sie eine zweite so kurz danach verkraften würde? Und zweitens wollte ich nicht, dass sie auch nur in die Nähe von Darren Slocum kam.
    »Ich weiß nicht recht, mein Schatz.«
    »Ich muss aber hin.«
    »Nein, musst du nicht. Alle würden verstehen, wenn du nicht kommst.«
    »Du meinst, sie würden denken, ich will nicht? Aber das stimmt nicht. Ich will nicht, dass alle denken, ich bin eine feige Nuss.«
    »Bist du auch nicht – und niemand würde das von dir denken.«
    »Ich würde das denken. Ich würde mich für eine Riesenmuschi halten, wenn ich nicht ginge.«
    »Eine was?«
    Sie errötete.
    »Eine feige Nuss. Außerdem sind Emily und ihre Eltern auch zu Moms Beerdigung gekommen.«
    Da hatte Kelly recht. Die Slocums waren da gewesen. Aber in der Zwischenzeit hatte sich viel getan. Zwischen uns und den Slocums war einiges nicht mehr wie früher.
    »Wenn ich nicht hingehe, wird Emily mich ewig hassen«, sagte Kelly. »Wenn du das willst, dann geh ich eben nicht hin.«
    Ich sah zu ihr hinüber. »Wann geht’s denn los?«
    »Um drei.«
    »Gut, ich hol dich um zwei von der Schule ab. Wir fahren nach Hause, ziehen uns um und fahren hin. Aber unter einer Bedingung: Du bleibst bei mir. Du bleibst da, wo ich dich sehen kann. Ist das klar?«
    Kelly nickte. »Verstanden. Und du wirst nicht vergessen, was du mir versprochen hast?«
    Wir waren an der Schule angekommen. Ich fuhr an den Straßenrand. »Ich werde es nicht vergessen.«
    »Weißt du, was ich meine?«
    »Ich weiß es. Dass ich mich nach einer anderen Schule für dich umsehe.«
    »Gut, ich wollte nur sichergehen.«

    Von der Schule fuhr ich in die Firma und sagte Sally, dass ich ihr ein paar Notizen zur Nachverfolgung von Anrufen gemacht hatte.
    »Schon erledigt«, sagte sie.
    »Und dann waren da noch ein paar andere Anrufe –«
    »Erledigt«, wiederholte sie. »Bei manchen war noch keiner da, aber ich hab aufs Band gesprochen.«
    »Irgendwelche Anfragen für Kostenvoranschläge?«
    »Tut mir leid, Boss.«
    Wir gingen schnell die offenen Baustellen durch. Aktuell waren es drei: eine Küchenrenovierung in Derby, eine Doppelgarage in Devon und ein Kellerausbau in einem fünf Jahre alten Haus in Milford Ost. Zum ersten Mal seit zwei Jahren bauten wir kein komplettes Haus, vom Boden bis zum Dach.
    »Stewart und KF machen die Garage«, sagte Sally. Stewart kam aus Kanada, er war unser Jüngster. »KF« war Ken Wang, eigentlich eine Abkürzung seines Spitznamens Kentucky Fried Wang, oder KFW, weil er aus dem Süden stammte. »Doug ist nach Derby gefahren, am Keller arbeitet momentan niemand.«
    »Alles klar.«
    »Können wir kurz reden?«, fragte sie.
    Wir gingen in mein Büro.
    »Das mit Samstag tut mir leid«, sagte sie und setzte sich mir gegenüber.
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte ich. »Mit dir und Theo alles in Butter?«
    »Ich hab ihn hinterher ein bisschen zusammengestaucht. Ich weiß, es ist deine Firma und du bestimmst, wer für dich arbeitet und wer nicht.«
    »So ist es.«
    »Obwohl ich eigentlich glaube, dass er ein guter Elektriker ist. Er macht gerade ein paar Sachen in Dads – in meinem Haus.« Sally war zu ihrem Vater gezogen, als sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte. Er war ein alter Brummbär gewesen, aber das hatte auch seinen Charme ausgemacht. Er hatte ein fanatisches Interesse am Bürgerkrieg gehabt und eine ansehnliche Sammlung alter und neuer Schusswaffen, auf die er sehr stolz gewesen war – eine Begeisterung, die ich nicht teilte. Ich wusste, wie man mit Waffen umging, hatte aber selbst nie eine besessen. Und seine politischen Ansichten hatte ich auch nicht geteilt. Er war nicht davon abzubringen, dass Richard Nixon der beste Präsident gewesen war, den die Vereinigten Staaten je hatten, »abgesehen von dieser Scheiße, die er da mit den Chinesen abgezogen hat, dieser idiotischen ›Annäherung‹«.
    Sally hatte rasch erkannt, dass ihr Vater keine nennenswerten Ersparnisse hatte, die es ihm erlaubt hätten, in eine anständige Pflegeeinrichtung zu ziehen, also tat sie selbst, was sie konnte. Mittags hetzte sie nach Hause, um sich zu vergewissern, dass er gegessen hatte, was sie vorbereitet hatte, und auch seine Medizin genommen hatte. Die Ausgaben dafür waren horrend gewesen. Das wenige Geld, das da war, verschluckten die verschiedensten Medikamente: Insulin für den Diabetes, dazu noch Lisinopril und Warfarin und Heparininjektionen für sein Herz. Seine Sozialversicherung deckte die Kosten dafür nicht annähernd ab,

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