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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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rief ich leise.
    Sie blieb stehen und drehte sich um. »Hallo, Mr. Garber.«
    »Wo ist Kelly? Ist sie nicht bei dir?«
    Emily schüttelte den Kopf und deutete auf eine geschlossene Tür. »Sie ist da drin.« Dann ging sie weiter.
    Auf der Tür stand »Küche«, und anstelle des Griffs hatte sie eine Messingplatte. Ich drückte dagegen, und die Tür schwang nach innen auf. Die Küche war größer als eine normale, zweifellos wurde hier Essen für aufwendigere Veranstaltungen zubereitet.
    »Kelly?«, sagte ich.
    Ich ging hinein und sah sie mit baumelnden Beinen auf einer der Arbeitsplatten sitzen. Vor ihr stand Darren Slocum. Er musste sie hochgehoben haben. Allein wäre sie da nicht hinaufgekommen, beinahe auf gleiche Augenhöhe mit ihm.
    »Daddy«, sagte Kelly, die Augen weit aufgerissen.
    »Was, zum Teufel, machen Sie da?«, fragte ich und ging auf Slocum zu.
    »Wir haben uns nur unterhalten«, sagte er. »Ich hab Kelly nur ein paar Fragen wegen –«
    Meine Faust traf ihn voll aufs Kinn. Kelly schrie auf. Slocum taumelte, rückwärts in ein Regal voller übergroßer Töpfe. Zwei davon fielen krachend zu Boden. Orchesterbecken hätten weniger Krach gemacht.
    Es dauerte nicht lange, da bescherten uns die Schreie und die Töpfe auch Publikum. Jemand vom Beerdigungsinstitut, eine Frau, die ich nicht kannte, und zwei riesige Kerle, die mir wie Polizisten aussahen, stürzten in die Küche. Sie sahen, wie Slocum sich das Kinn rieb und dabei feststellte, dass ihm aus einem Mundwinkel Blut floss. Und dann sahen sie mich, meine Hand noch zur Faust geballt.
    Die Polizisten nahmen Kurs auf mich.
    »Nein, nein!«, sagte Slocum und hielt eine Hand hoch. »Ist schon gut. Ist schon gut.«
    Ich zeigte mit dem Finger auf ihn und sagte: »Reden Sie ja nie wieder mit meiner Tochter. Wenn Sie’s noch einmal versuchen, dann zieh ich Ihnen ein Vierkantholz über Ihren verfluchten Schädel.«
    Ich hob Kelly hoch und marschierte mit ihr zum Parkplatz.
    Ich konnte Sheila direkt hören: »Einem Mann bei der Gedenkzeremonie für seine Frau eine reinzuhauen. Tolle Leistung.«

Zweiundzwanzig
    »Was wollte er von dir?«, fragte ich Kelly auf der Heimfahrt.
    »Warum hast du Emilys Vater geschlagen?«, wimmerte sie. »Warum hast du das getan?«
    »Ich hab dich was gefragt. Was wollte er von dir?«
    »Er wollte, dass ich ihm von diesem Anruf erzähle.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich hab gesagt, ich soll nicht mehr darüber reden.«
    »Und was hat er darauf gesagt?«
    »Keine Ahnung. Er hat gesagt, ich soll wirklich gut über alles nachdenken, was ich gehört habe, und dann bist du hereingekommen, und dann hast du ihn geschlagen, und jetzt werden mich wieder alle hassen. Wieso hast du das getan?«
    Ich hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass ich dachte, es würde jeden Moment zerbrechen. »Du weißt, du hättest bei mir bleiben sollen.«
    Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie sagte: »Du hast mich doch mit Emilys Tante mitgehen lassen.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber ich dir auch gesagt, du sollst nicht mit Mr. Slocum sprechen. Hab ich dir das gesagt, oder nicht?«
    »Aber er ist in die Küche gekommen und hat Emily gesagt, sie soll rausgehen, und ich wusste doch nicht, was ich tun soll.«
    Da kam ich wieder zu mir. Hatte ich den Verstand verloren? Himmelherrgott, sie war erst acht. Was hatte ich denn von ihr erwartet? Dass sie Darren Slocum zum Teufel jagte und wegging? Es gab keinen Grund, auf sie wütend zu sein. Ich konnte auf ihn wütend sein, und ganz bestimmt konnte ich auf mich selbst wütend sein, weil ich sie aus den Augen gelassen hatte. Aber es gab keinen Grund, diese Wut an Kelly auszulassen.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Es tut mir leid. Ich bin ja nicht auf dich böse. Ich bin doch nicht –«
    »Ich hasse dich«, sagte sie. »Ich hasse, hasse, hasse dich.«
    »Kelly, bitte.«
    »Mit dir rede ich kein Wort mehr«, sagte sie und wandte mir den Rücken zu.
    Den restlichen Heimweg legten wir schweigend zurück. Zu Hause angekommen, marschierte sie schnurstracks in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ich ging in die Küche, stellte ein Glas und die Flasche Scotch auf den Tisch und schenkte mir ein. Als ich zwanzig Minuten später nach dem Telefonhörer griff, hatte ich mir schon zweimal nachgeschenkt. Ich tippte eine Nummer ein.
    Es klingelte zweimal, dann wurde abgehoben. »Hallo? Glen?«
    Belinda hatte auf die Nummernanzeige geschaut. »Ja.«
    »Meine Güte, Glen, was ist denn passiert? Die Leute reden

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