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Weil Ich Euch Liebte

Weil Ich Euch Liebte

Titel: Weil Ich Euch Liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gelegentlich verliehen?«, fragte Twain.
    »Nein. Aber – das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.«
    »Aber Ihre Frau hat gefälschte Taschen gekauft?«
    Ich musste daran denken, wie ich letzten Freitag in ihrer Garderobe gestanden und überlegt hatte, ob die Zeit gekommen war, etwas mit Sheilas Sachen zu machen. Eine Unmenge Taschen hatte ich da gesehen.
    »Ein paar vielleicht«, sagte ich.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich sie mir ansehe?«
    »Wozu?«
    »Wenn Sie das so lange machen wie ich, lernen Sie, bestimmte Merkmale zu erkennen. So wie man eine Coach-Tasche von einer Gucci unterscheiden könnte, so kann ich manchmal erkennen, ob eine Tasche in der einen Fabrik in China hergestellt wurde oder in einer anderen. Dadurch bekomme ich zum Beispiel eine Vorstellung davon, welche Fälscher auf dem Markt gerade die Nase vorn haben.«
    Ich zögerte. Warum sollte ich diesem Mann helfen? Was machte das jetzt noch für einen Unterschied? Bestenfalls würde Arthur Twain Sheilas Andenken beschmutzen. Warum ihm dabei helfen?
    Als könne er meine Gedanken lesen, sagt er: »Ich bin nicht hier, um Ihre Frau zu diffamieren. Ich bin sicher, dass Mrs. Garber nie wissentlich gegen das Gesetz verstoßen hat oder das auch nur vorhatte. Das ist so ungefähr wie, keine Ahnung, TV-Kabel anzapfen. Das machte jeder, deshalb denkt sich auch keiner –«
    »Sheila hat nie TV-Kabel angezapft. Und auch sonst nichts verbrochen.«
    Arthur hob abwehrend die Hand. »Verzeihung. War nur ein Beispiel.«
    Ich sagte nichts, fuhr mir nur mit der Zunge über die Lippen. »Sie war mal Gastgeberin für eine Party«, sagte ich. »Aber nur ein einziges Mal.«
    Arthur nickte. »Wie lang ist das her?«
    »Ein paar Wochen – nein, zwei Monate bevor sie starb.«
    »Wenn Sie sagen, sie war Gastgeberin, heißt das, sie hat verkauft oder hat das jemand anderes gemacht?«
    »Jemand anderes«, sagte ich. Ich überlegte, ob es fair war, jemand anderen da mit hineinzuziehen. Allerdings war die Person, deren Namen ich nennen würde, genauso immun gegen Strafverfolgung wie Sheila. »Eine Frau namens Ann Slocum. Eine Freundin von Sheila.«
    Arthur sah in seinem Moleskin nach. »Ja, diesen Namen habe ich hier. Meiner Information nach stand sie in regelmäßigem Kontakt mit Mr. Sommer. Mit ihr werde ich auch sprechen müssen.«
    »Viel Glück dabei«, sagte ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Sie ist vor ein paar Tagen gestorben.«
    Zum ersten Mal wirkte Arthur fassungslos. »Wann? Was ist passiert?«
    »Freitagnacht oder Samstagmorgen. Sie hatte einen Unfall. Stieg aus, um nach einem Platten zu sehen, fiel vom Pier.«
    »Du meine Güte. Das wusste ich nicht.« Twain brauchte Zeit, um das zu verarbeiten.
    Auch ich hatte etwas zu verdauen. Am Tag, als sie starb, hatte Sheila einen Gangster angerufen. Einen Mann, der, nach allem, was Twain mir erzählt hatte, des dreifachen Mordes verdächtigt wurde. Ich musste daran denken, was Edwin mit dem Zitat von Conan Doyle gesagt hatte: Wenn eine Sache unmöglich schien, mussten die anderen Möglichkeiten, egal wie unwahrscheinlich sie klangen, in Betracht gezogen werden.
    Sheila hatte einen Mordverdächtigen angerufen. Und noch ehe der Tag vergangen war, war sie tot.
    Sie war nicht wie die Menschen auf den beiden Fotos gestorben. Sie war nicht erschossen worden. Niemand war zu ihr hingegangen und hatte ihr –
    Eine Kugel in den Kopf gejagt.
    Nein, so hatte es sich nicht zugetragen. Sie war bei einem Unfall gestorben. Einem Unfall, der für mich von Anfang an keinen Sinn ergeben hatte. Klar, für die trauernden Hinterbliebenen waren tödliche Unfälle immer sinnlos. Sinnlos, zufällig, willkürlich. Aber bei Sheilas Unfall war es etwas anderes.
    Ihr Unfall lief ihrem Charakter so völlig zuwider.
    War es möglich? War es denkbar, dass Sheilas Tod nicht das war, was er zu sein schien? Dass er zwar wie ein Unfall aussah, in Wirklichkeit aber –
    »Mr. Garber?«
    »Wie bitte?«
    »Sie wollten mich noch einen Blick auf ein paar dieser Handtaschen werfen lassen, die Ihre Frau besaß.«
    Das hatte ich schon wieder vergessen. »Warten Sie hier.«
    Ich ging nach oben, an Kellys Zimmer vorbei. Sie hatte die Tür offen gelassen und saß am Computer. Ich ging hinein. »Hey«, sagte ich.
    »Hey«, antwortete sie, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Was will dieser Mann?«
    »Er will sich ein paar von den Handtaschen deiner Mutter ansehen.«
    Jetzt sah sie mich an. Erschrocken. »Warum will sich ein Mann Moms Taschen

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