Weil Ich Euch Liebte
Glauben, nichts Unrechtes zu tun, und wir sagen ihr, dass sie sich einer Straftat schuldig macht, und zwar einer, die unter Bundesrecht fällt. Sie hört damit auf, wir belangen sie nicht. Manchmal. Wenn wir solche Produkte in Läden finden, informieren wir den Händler und den Vermieter, dass das, was sie tun, illegal ist und wir die Polizei einschalten und alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen werden, das rechtlich zu ahnden. Und manchmal tun wir das auch. Aber oft genug reicht schon die Drohung, um die Vermieter zum Handeln zu bewegen. Sie werfen solche Mieter raus und suchen sich welche, die das Gesetz befolgen und legale Ware verkaufen.
»Was ist, wenn man nur eine gefälschte Tasche kauft? Oder eine besitzt? Ist das auch strafbar?«
»Nein. Aber hätten Sie ein ruhiges Gewissen, wenn Sie eine Frau wären und mit einer Fälschung herumliefen und wüssten, dass so etwas passieren könnte?« Er zog noch zwei Bilder aus dem Umschlag und gab sie mir.
»Was ist – o Gott.«
Es waren Tatortaufnahmen. Wenn ich mir schon solche Bilder angucken musste, hätte ich sie lieber in Schwarzweiß gesehen. Aber das hier war in Technicolor. Die Leichen von zwei Frauen. In Blutlachen liegend. Um sie herum Taschen. Auf Tischen. Von den Wänden, von der Decke hängend.
»Meine Güte.«
Ich sah mir das zweite Foto an. Ein Mann, anscheinend in den Kopf geschossen, mit dem Oberkörper auf einem Schreibtisch liegend. Ich gab Twain die Bilder zurück. »Verflucht, was ist das denn?«
»Die Frauen heißen Pam Steigerwald und Edna Bauder. Zwei Touristinnen aus Butler, Pennsylvania. Zu einem Freundinnenwochenende in New York. Sie waren in der Canal Street auf der Suche nach Handtaschen zu Schnäppchenpreisen und leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Der Mann heißt Andy Fong. Ein Händler und Importeur von in China gefälschten Taschen.«
»Ich kenne diese Leute nicht.«
»Ich zeige Ihnen das, weil es ein Beispiel dafür ist, was passieren kann, wenn man sich auf das Geschäft mit Produktfälschungen einlässt.«
Ich war wütend. »Das ist widerlich. Mir so was zu zeigen, mir eine Heidenangst zu machen, um mir klarzumachen, worauf Sie hinauswollen. Das hat nichts mit Sheila zu tun.«
»Die Polizei glaubt, unser Mann mit den vielen Namen, dieser Madden Sommer, wie wir ihn nennen, könnte dahinterstecken. Der Mann, den Ihre Frau an dem Tag anrief, als sie starb.«
Vierundzwanzig
Drei Häuser vom Haus der Garbers entfernt auf der gegenüberliegenden Straßenseite saß Madden Sommer in seinem Wagen.
Er hatte seine Hand schon am Türgriff, als ein anderer Wagen am Straßenrand hielt und ein Mann ausstieg. Schwarze GM-Limousine. Gutgekleideter Mann. Ein bisschen verweichlicht sah er aus. Der Bauch hing ihm über den Gürtel. Die Haltung. Als die Haustür aufging, zeigte er Garber einen Ausweis.
Interessant, dachte Sommer und nahm die Hand von der Tür. Der Typ kam ihm nicht wie ein Polizist vor, aber man wusste ja nie. Er sah sich das Kennzeichen des Wagens an, dann tippte er eine Nummer in sein Handy.
»Hallo?«
»Ich bin’s. Sie müssen ein Kennzeichen für mich nachsehen.«
»Ich bin eigentlich nicht im Dienst«, sagte Slocum. »Ich bin zu Hause, bei meiner Familie. Die Schwester meiner Frau ist da.«
»Schreiben Sie auf.«
»Ich hab doch gesagt –«
»F 7 –«
»Moment, Moment.« Sommer hörte Slocum nach Papier und Stift suchen. »Himmelherrgott. Wie geht’s weiter?«
Sommer las die übrigen Ziffern vor. »Wie schnell?«
»Keine Ahnung. Kommt drauf an, wer Dienst hat.«
»In einer Stunde ruf ich wieder an. Dann haben Sie’s.«
»Ich hab Ihnen doch gesagt, ich weiß nicht, ob ich’s gleich bekomme. Wo sind Sie? Wo ist dieser Wagen, den Sie –«
Sommer steckte das Handy wieder in sein Sakko.
Garber hatte den Mann eingelassen. Sommer sah die Silhouetten im Wohnzimmer. Er hatte auch die anderen Fenster des Hauses beobachtet. Oben brannte Licht. Hin und wieder glitt ein Schatten über die zugezogenen Vorhänge, und einmal hatte jemand dahinter hervorgespäht.
Ein Kind. Ein kleines Mädchen.
Fünfundzwanzig
Ich stand auf und schüttelte zornig den Kopf. Die Vorstellung, Sheila könnte mit einem Typen wie Sommer etwas zu tun haben, und sei es nur telefonisch, beunruhigte mich zutiefst. Überhaupt hatte ich bereits genug Beunruhigendes über Sheila erfahren.
»Sie irren sich. Sheila hat den Typ nicht angerufen.«
»Wenn sie es nicht war, dann war es jemand, der ihr Handy benutzt hat. Hat sie es
Weitere Kostenlose Bücher