Weil ich Layken liebe
Eddie. Das klingt total … surreal …«
»Ja, stimmt, aber es war meine Realität.«
»Krass.« Ich lege mich längs auf die Bank und schaue in den Himmel. Eddie macht es mir nach.
»Du hast mir an meinem ersten Tag hier erzählt, dass Eddie so was wie ein Familienname wäre«, sage ich. »Welche Familie hast du damit gemeint?«
»Du darfst aber nicht lachen.«
Ich richte mich halb auf. »Und wenn ich es lustig finde?«
Sie dreht sich auf die Seite und stützt den Kopf in die Hand. »Meine erste Pflegefamilie hatte eine DVD von so einembritischen Comedian. Eddie Izzard. Kennst du den? Ich fand, dass wir unheimlich ähnliche Nasen haben. Ich hab die DVD bestimmt eine Million Mal geschaut und mir vorgestellt, er wäre mein Vater. Danach habe ich allen Leuten gesagt, sie sollen mich Eddie nennen, aber es hat ein bisschen gedauert, bis der Name sich durchgesetzt hat.«
Wir müssen beide lachen. Ich ziehe meine Jacke aus, lege sie über mich und schlüpfe in die Ärmel, um mich zu wärmen.
»Ich hatte tolle Eltern«, seufze ich und schließe die Augen.
»Hatte?«
»Mein Vater ist vor sieben Monaten gestorben. Danach ist meine Mutter mit uns aus Texas hierhergezogen. Sie hat behauptet, hier würde sie mehr verdienen, aber in letzter Zeit kommen mir Zweifel, ob das der wahre Grund war. Es gibt da nämlich anscheinend einen neuen Typen, von dem sie uns aber noch nichts erzählt hat. Na ja … und deswegen finde ich sie im Moment nicht ganz so toll.«
»Okay … verstehe.«
Wir liegen eine Weile stumm auf unseren Bänken und denken wahrscheinlich beide über unser Schicksal nach. Wobei ich in der Lotterie des Lebens sicher mehr Glück gehabt habe, denn das, was mir passiert ist, ist nicht mit dem zu vergleichen, was Eddie erleben musste und ich mir wahrscheinlich nicht einmal annähernd vorstellen kann. Als sie in die erste Pflegefamilie kam, war sie so alt wie Kel jetzt. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie sie es schafft, trotz allem so eine Fröhlichkeit und Zuversicht auszustrahlen. Keine von uns beiden sagt etwas, aber es ist ein tröstliches, vertrautes Schweigen. Vielleicht fühlt es sich ja so an, wenn man eine beste Freundin hat.
Nach ein paar Minuten setzt Eddie sich wieder auf, streckt sich und gähnt. »Was ich vorhin über meinen Pflegevater gesagt hab, stimmt so nicht. Ich bin nicht nur ein monatlicher Scheck für ihn. Joel ist echt in Ordnung. Ich hab manchmal einen Hang zum Sarkasmus, wenn mir Dinge … ein bisschen zu nahgehen, versteht du?«
Ich lächle. »Danke, dass du mit mir blaugemacht hast, Eddie. Das hab ich echt gebraucht.«
»Danke, dass du auf die Idee gekommen bist, blauzumachen. Ich hab das anscheinend auch gebraucht. Und was Nick angeht … Er ist echt ein superlieber Kerl, aber nicht der Richtige für dich. Ich lass das jetzt mit meiner Kuppelei zwischen euch. Aber du musst morgen trotzdem mitkommen, okay?«
»Mir bleibt gar nichts anderes übrig. Wenn ich Nick absage, hetzt er mir Chuck Norris auf den Hals. Und du weißt, dass man sich vor Chuck Norris nicht verstecken kann.« Ich ziehe die Jacke aus und richtig herum wieder an, während wir zum Eingang schlendern.
»Wie heißt du eigentlich wirklich?«, frage ich, bevor wir uns trennen.
Sie zuckt lächelnd die Schultern. »Im Moment heiße ich Eddie.«
8.
I wanna have friends
that will let me be
all alone when being alone
is all that I need.
– THE AVETT BROTHERS, »THE PERFECT SPACE«
»Wo ist Mom?«, frage ich Kel, der an der Küchentheke sitzt und Hausaufgaben macht.
»Weiß nicht. Sie hat mich und Caulder nur schnell hier abgesetzt und gesagt, dass sie in zwei Stunden wieder da ist. Du sollst uns Pizza bestellen.«
Verdammt. Wenn ich ein paar Minuten früher nach Hause gekommen wäre, hätte ich mich ins Auto setzen und ihr heimlich folgen können. »Hat sie gesagt, wo sie hinfährt?«
»Kannst du sagen, dass sie erst die Salamischeiben auf den Teig legen und dann die Tomatensoße drübergießen sollen?«
»Ob sie gesagt hat, wo sie hinfährt, habe ich gefragt.«
»Nein, warte. Erst die Salamischeiben, dann den Käse und ganz zum Schluss die Soße.«
Mir platzt der Kragen. »Verdammt, Kel!«, schreie ich. »Wo ist sie hingefahren?«
Seine Augen werden groß, dann rutscht er vom Hocker und geht langsam rückwärts zur Haustür. Er sieht mich nicht an, als er in seine Schuhe schlüpft. Ich habe ihn noch nie angebrüllt.
»Nicht ich weiß. Caulder zu jetzt gehe ich.«
»Okay, ich bestelle die Pizza um
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