Weil ich Layken liebe
wann ich Layken sein soll und wann Lake.«
Ich bin dieses Psychospiel so leid. Erschöpft lasse ich mich auf meinen Platz fallen. Wills ausdruckslose Miene verrät wie üblich nicht, was er denkt. Schließlich geht er langsam an mir vorbei und setzt sich auf den Platz hinter mir. Ich starre nach vorn an die Tafel, als ich ihn plötzlich flüstern höre: »Ich hätte niemals geglaubt, dass es so schwer werden würde.«
Ich erstarre und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, aber ich drehe mich nicht um. Die Genugtuung, mich weinen zu sehen, gönne ich ihm nicht.
»Es tut mir leid, wenn mein Angebot, dass du Kel am Donnerstag zu mir rüberschicken kannst, missverständlich klang«, sagt er leise. »Denn es war ernst gemeint. Du brauchst jemanden, der auf Kel aufpasst, damit du zum Slam gehen kannst. Und weil das so etwas wie eine Pflichtveranstaltung ist, wollte ich als dein Lehrer einen Teil dazu beitragen. Aber ich gebe zu, dass mein Ton unangebracht war.Deswegen habe ich dich gebeten, herzukommen. Ich musste mich einfach bei dir entschuldigen. So etwas wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich dir.«
Als plötzlich die Tür aufgeht, springt Will erschrocken auf. Eddie kommt ins Zimmer und hält den Rucksack in die Höhe, den ich in der Cafeteria stehen gelassen habe. Ich drehe mich hastig weg, weil ich nicht will, dass sie mein verheultes Gesicht sieht, aber natürlich entgeht ihr nicht, dass irgendetwas zwischen Will und mir vorgefallen ist.
»Oh … sorry.« Eddie legt den Rucksack leise aufs Pult, hebt beide Hände und geht rückwärts aus dem Zimmer. »Ich wollte nicht stören.«
Sie schließt die Tür hinter sich.
»Toll.« Will läuft im Raum auf und ab und fährt sich durch die Haare. »Ganz toll.«
»Reg dich nicht auf.« Ich gehe zu meinem Rucksack und hänge ihn mir um. »Wenn sie mich fragt, was los war, sage ich einfach, dass du ein ernstes Wort mit mir geredet hast, weil ich in deinem Unterricht jemanden Arschloch genannt habe. Und Schweinehund und Drecksack und …«
»Schon gut! Ich hab’s verstanden.«
Meine Hand liegt bereits auf der Klinke, als er noch einmal nach mir ruft. Mit dem Rücken zu ihm bleibe ich stehen.
»Ich wollte dir außerdem noch sagen, wie leid es mir tut … das mit gestern Abend.«
Jetzt drehe ich mich zu ihm um. »Was genau tut dir leid? Dass du damit angefangen hast oder wie du es beendet hast?«
Er zuckt mit den Achseln, als würde er nicht verstehen, worauf ich hinauswill. »Alles. Es hätte niemals so weit kommen dürfen.«
»… Mistkerl«, vervollständige ich meine Aufzählung.
Der Jeep springt tatsächlich sofort mit sattem Brummen an, als ich den Zündschlüssel drehe, was mich nur noch wütender macht. Verdammt. Ich schlage mit der Faust aufs Lenkrad. Hätte ich Will an meinem ersten Tag in Michigan doch bloß nicht kennengelernt. Alles wäre so viel einfacher gewesen, wenn ich ihm erst hier in der Schule begegnet wäre. Oder noch besser, wenn wir nie nach Ypsilanti gezogen wären. Seitdem läuft alles schief. Ich wünschte, mein Vater wäre nie gestorben, und ich wünschte, meine Mutter hätte nicht plötzlich Geheimnisse vor mir. Was sind das für Dinge , die sie angeblich erledigen muss? Ich wünschte, Caulder wäre nicht jeden Tag bei uns. Sein Anblick erinnert mich nur die ganze Zeit an Will. Ich wünschte, er hätte den Jeep nicht reparieren lassen. Seine Fürsorglichkeit macht alles nur noch schwieriger. Es würde mir so viel leichter fallen, ihn zu hassen, wenn er wirklich all das wäre, was ich ihn genannt habe. Oh Gott, wenn ich jetzt noch einmal darüber nachdenke, was ich ihm alles entgegengeschleudert habe … Aber halt, nein … ich will nichts bereuen.
Ich hole die Jungs von der Schule ab und fahre nach Hause. Heute bin ich vor Will da, aber ich werde mich garantiert nicht ans Fenster stellen und auf ihn warten. Das ist vorbei. Ab jetzt schalte ich meinen Kopf wieder ein.
»Wir gehen zu Caulder rüber«, ruft Kel und knallt die Wagentür zu.
Umso besser.
Als ich durch den Flur gehe, höre ich Mom in ihrem Zimmer leise mit jemandem reden. Da nur ihre Stimme zu hören ist, nehme ich an, dass sie telefoniert. Normalerweise würde ich ihre Gespräche niemals belauschen, aber der Verdacht, dass sie mir irgendetwas verschweigt, rechtfertigt eine gewisse Neugier. Vielleicht bin ich auch so wütend, dass mir alles egal ist. Jedenfalls lege ich mein Ohr an die Tür und horche.
»Ich weiß. Ich weiß . Ich erzähle es ihnen bald«,
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