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Weil ich Layken liebe

Weil ich Layken liebe

Titel: Weil ich Layken liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Hoover
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ich aussteige, straffe ich die Schultern und hole tief Luft, denn das, was ich vorhabe, erfordert meinen ganzen Mut. Ich weiß selbst nicht, wann ich den Entschluss gefasst habe, heute beim Slam mitzumachen – bis vor ein paar Stunden wusste ich ja noch nicht einmal, dass wir hingehen würden –, und jetzt kommen mir auch wieder Zweifel.
    Die Worte meiner Mutter hallen mir durch den Kopf, als ich zum Eingang gehe. »Erweitere deine Grenzen, Lake. Dazu sind sie da.«
    Aber ich schaffe das schon. Es sind bloß Worte, die ich ins Mikrofon sage, und fertig. Ganz einfach.
    In dem Moment, in dem ich den Club betrete, ist es so still, dass man eine Nadel hören könnte, die zu Boden fällt. Das Publikum wartet auf den Auftritt des Opferlamms. Ich schleiche mich in den Saal und setze mich unauffällig in eine der Nischen, um niemanden zu stören. Als ich gerade meinHandy herausgeholt habe, um Eddie schnell eine SMS zu schicken und ihr zu sagen, wo ich sitze, ertönt plötzlich aus allen Lautsprechern seine Stimme.
    Will steht auf der Bühne vor dem Mikrofon und ist das Opferlamm.

    Früher habe ich die See geliebt.
    Alles an ihr.
    Die farbenprächtigen Korallenriffe,
    die weißen Krönchen, die ihre Wellen zieren,
    die wild tosende Brandung, die alles mit sich reißt,
    die Piratengeschichten und Meerjungfrauenmärchen,
    die kostbaren Schätze, die sie hütet,
    die schillernden Fische
    und ihre blaue Weite.
    Alles an ihr habe ich geliebt.
    Alles.

    Oh ja, ich habe die See geliebt.
    Alles an ihr.
    Wie sie mich nachts in den Schlaf sang
    und mich morgens mit Gebrüll weckte
    … vor dem ich bald lernte, mich zu fürchten.
    Und ihre Geschichten und Märchen?
    Erstunken und erlogen.
    Soll ich euch mal was sagen?
    Hätte ich noch genug Leidenschaft für sie,
    würde ich sie trockenlegen.
    Die See.
    Falls ihr je gekämpft habt, um euer Boot durch ihre sturmgepeitschten Wogen zu navigieren, wisst ihr, dass die hübschen weißen Krönchen nichts Gutes bedeuten.
    Dass die Wellen zu Strudeln werden. Und dass die Schätze, die an ihrem Grund so verheißungsvoll glitzern, nichts als Katzengold sind. Versucht mal, danach zu tauchen, dann merkt ihr das schnell.
    Und die verlockende Weite? Ist in Wirklichkeit nichts als eine große Leere.

    Nein. Ich will sie nicht mehr, die See.
    Ihr könnt sie behalten.

    Ich habe einen anderen Ort gefunden,
    an dessen Ufer ich mich niederlassen will.
    Am liebsten für immer.
    Seine Wellen wiegen mich sanft.
    Sein Wasser fließt still, statt zu tosen.
    Und seine Wellen wiegen mich sanft.
    Es ist nicht weit, sondern tief.
    Und es glitzert grün.
    Smaragdgrün.
    Nein, behaltet ihr eure See.
    Ich weiß jetzt:
    Ich.
    Liebe.
    Den.
    See.
    Ich brauche Luft. Oder kaltes Wasser. Schnell. Ich springe auf und laufe zum Ausgang, biege aber doch kurz vorher ab und steuere die Waschräume an. Vor allem brauche ich Ruhe, um zu begreifen.
    Am Waschbecken steht ein Mädchen, das sich gerade die Hände wäscht, also stürme ich an ihr vorbei in eine der Kabinen, lehne mich mit dem Rücken gegen die Tür und atme tief durch.
    Ist das gerade eben wirklich passiert? Weiß er, dass ich hier bin?
    Nein, er weiß es nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich heute nicht komme. Das heißt, dass er das Stück nicht vorgetragen hat, damit ich es höre. Und trotzdem hat er es geschrieben. Er hat selbst mal gesagt, dass er den Drang hat, über das zu schreiben, was er fühlt. Oh mein Gott, er liebt mich. Will Cooper liebt den See – Lake . Will liebt mich ! Er ist in mich verliebt. Ich habe es die ganze Zeit gespürt. Ich konnte es in seinem Blick sehen. Aber es laut ausgesprochen zu hören – auch wenn er es so gesagt hat, dass kein anderer es verstehen kann –, ist noch einmal etwas ganz anderes. Ich bin verwirrt, weil ich nicht verstehe, was das für uns bedeutet. Wie soll ich ihm jetzt gegenübertreten? Aber er weiß ja nicht, dass ich hier bin, also kann ich einfach wieder gehen. Ich muss schnell weg, bevor er mich entdeckt.
    Das Mädchen ist mittlerweile gegangen. Vorsichtig öffne ich die Tür und spähe in den Saal hinaus, kann Will aber nirgends sehen. Wahrscheinlich sitzt er an einem der Tische. Zum Glück steht gerade der nächste Kandidat vor dem Mikrofon, sodass die meisten Leute sich auf das konzentrieren,was auf der Bühne passiert. Ich haste geduckt durch den Eingangsbereich und will gerade zur Tür hinaus …
    »Layken! Schau mal, was Gavin mir geschenkt hat!« Eddie kommt herein, hält ihre Haare im Nacken zusammen

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