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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Eltern
unweigerlich, ihre Kinder vorzeitig von der Schule zu holen, um kein Risiko
einzugehen.
    Einmal, als er und Meg für ein Skiwochenende eine Wohnung an einem
Hang gemietet hatten, hatte er zugesehen, wie der Volvo, nachdem seine Frau ihn
aus der Einfahrt manövriert hatte, seitwärts den ganzen Hang hinunterrutschte.
Meg hatte den Wagen stehen lassen müssen und war zu Fuß wieder heraufgestiegen,
durch den an den Seiten aufgehäuften Schnee, der ihr Halt gab.
Unglücklicherweise kam sie auf der falschen Seite des
Hangs herauf und konnte die Straße zum Wohnhaus nicht überqueren, wenn sie
nicht riskieren wollte, wieder abwärtszurutschen. Sie versuchte zu kriechen,
bekam aber sofort einen Abwärtsdrall, der sie ungefähr drei Meter kostete. Mike
war in die Wohnung gelaufen und versuchte, ein Seil zu finden, das er ihr
zuwerfen konnte, aber bis er wieder herauskam, war sie schon zum Fuß des Hangs
abgestiegen, hatte unten, wo der flache Boden griffiger war, die Straße
überquert, und war auf der anderen Seite wieder aufgestiegen. Erst nach
vierundzwanzig Stunden konnten sie den Wagen in die Einfahrt hinaufschleppen
lassen.
    Auf der Rückfahrt von Middlebury bemerkte Mike, der mit ungefähr fünfundvierzig
Meilen einen steilen Hang zu den Außenbezirken von Avery hinunterfuhr,
plötzlich ein stehendes Fahrzeug vor sich und bremste mit aller Kraft. Der
Volvo geriet auf dem Blitzeis ins Schleudern, schoss über die Straße,
überschlug sich und schlitterte noch ein ganzes Stück auf dem Dach weiter, mit
dem angeschnallten Mike in seinem Inneren. So machte Mike die Bekanntschaft der
Familie Quinney.
    An die ersten Augenblicke der Begegnung hatte er keine Erinnerung.
Er war eine Zeit lang bewusstlos. Aber er erinnerte sich an den Moment, als er
zu sich kam und in das freundlich lächelnde Gesicht einer Frau blickte, die,
auf dem Bauch liegend, seinen Arm umfasst hielt und ihm versicherte, Hilfe sei
schon unterwegs. Er hatte da schon heftig zu zittern begonnen und schaffte es
nicht, den Sicherheitsgurt von seinem Körpergewicht zu entlasten, obwohl er
wusste, dass er ihn nur so würde öffnen können. Einen Airbag gab es nicht – der
Volvo war alt –, aber die Überrollbügel und der Sicherheitsgurt hatten ihm das
Leben gerettet. Hilfe traf schließlich in Gestalt von zwei jungen Rettungssanitätern
ein, die den Sicherheitsgurt lösten, Mike aus dem Wagen zogen und auf eine
Trage legten. Er wurde ins Western Vermont Regional Hospital gebracht, wo Meg
ihn erwartete und er untersucht und geröntgt wurde. Wunderbarerweise war er mit
nur wenigen geringfügigen Verletzungen davongekommen. Ebenso wunderbar war,
dass der Wagen, als er wieder auf die Räder gestellt war, problemlos in eine
Werkstatt gefahren werden konnte, wo die verschiedenen Beulen und Schrammen
verarztet wurden.
    Einige Tage nach dem Unfall, als die Schmerzen in seinen Gliedern
nachließen, lieh Mike sich Megs Auto und fuhr zum Unfallort. Er kannte die
Leute auf dem Hof, auf dem er gelandet war, nicht, auch wenn er die Gebäude im
Vorbeifahren oft genug gesehen hatte. Es gab ein Haupthaus mit einem spitzen
Giebeldach und einer Vorderveranda, das sehr dicht an der Straße stand, eine
allein stehende Garage, die aussah, als wäre sie zu Urgroßvaters Zeiten erbaut
worden, ein großes Stallgebäude und weite Flächen Weideland, die bis zum
Waldsaum reichten. Rund um das Haus und die Garage lief ein Hürdenzaun, den
Mike vorn mit seinem Wagen beschädigt hatte. Er bemerkte, als er in die
Auffahrt einbog, die tiefe Furche im Matsch, die sein auf dem Dach
schlitternder Wagen hinterlassen hatte. Neben dem durchstoßenen Zaun hing
gefährlich schief ein zackig abgebrochener Holzpfosten. Er hatte den
Briefkasten der Quinneys sozusagen einen Kopf kürzer gemacht.
    Mike war hergekommen, um sich zu entschuldigen – obwohl man an einer
Rutschpartie auf Blitzeis kaum jemandem die Schuld geben konnte – und Schadenersatz
anzubieten. Das sollte nicht nur eine leere Geste sein, es war gut möglich,
dass die Leute vom Hof Mikes Angebot annehmen würden. Die einheimischen Bauern
bewegten sich ja ständig am Rand des Ruins.
    Seine Ankunft jagte zwei Schäferhunde in die Höhe, die mit
Höllenlärm hinter der Garage hervorpreschten. Mike zögerte, ehe er die Autotür
öffnete – die Hunde schienen sehr aufgebracht –, aber dann sagte er sich, dass
sie nicht so gefährlich sein konnten, wie sie wirkten, denn dann hätte ja kein
Mensch es wagen können, auf den Hof zu

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