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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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mal ansieht«, bemerkte sie.
    »Wirklich?« Michael war erstaunt.
    »Ja. Er ist gut in Kunst«, sagte sie.
    Owen prustete los. »Er ist gut in Basketball «,
korrigierte er seine Frau.
    »An der öffentlichen Schule haben sie den gesamten Kunstunterricht
gestrichen«, erklärte Anna.
    Sie wirkte nervös, und es hätte Mike interessiert, was sie nervös
machte: Mike, der Schulleiter? Oder Owen, der missbilligende Ehemann?
    »Und Musik auch«, fügte sie hinzu. »An manchen Schulen muss man
jetzt für den Kunstunterricht bezahlen, aber an der Highschool ist nicht einmal
das möglich. Sie haben einfach keine Lehrer.«
    »Das ist schade.«
    »Ich weiß, dass der Kunstunterricht in Avery wirklich gut ist«, fuhr
Anna fort. »Ich habe gehört, dass Ihre Ateliers zu den besten im ganzen Staat
gehören.« Sie warf einen schnellen Blick auf ihren Mann und schwieg.
    »Wenn er nächstes Jahr in die Highschool kommt, spielt er im
Schulteam«, verkündete Owen, als hätte er überhaupt nicht zugehört. »Der
Trainer war schon bei uns deswegen. Silas ist zwar nicht besonders groß, aber
er ist schnell. Er zieht zum Korb wie kein anderer.«
    »Ich würde ihn gern einmal spielen sehen«, sagte Mike.
    »Sie spielen demnächst gegen die Avery Academy«, bemerkte Anna.
    »Und werden die Jungs schlagen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht«,
behauptete Owen Quinney lachend.
    »Das kann ich mir vorstellen«, stimmte Mike zu.
    »Egal«, sagte Owen. »Ihre Schule ist auf jeden Fall große Klasse.
Ich glaube nur nicht, dass sie für Silas das Richtige ist.«
    Es folgte ein langes Schweigen, das schließlich von Anna gebrochen
wurde. » Ich wollte die Schule immer mal sehen«, sagte
sie.
    »Sie können uns jederzeit besuchen«, erwiderte Mike.
    »Vergeben Sie auch Stipendien?«, erkundigte sie sich.
    »Achtunddreißig Prozent unserer Schüler erhalten Stipendien dieser
oder jener Art«, antwortete Mike. Die Zahl war etwas geschönt. Er hatte alle
die Schüler miteingeschlossen, die sich mit Jobs am Internat ein kleines
Taschengeld verdienten, das größtenteils für Pizza und Zigaretten ausgegeben
wurde und wenig zum Schuldgeld beitrug.
    »Man kann ein Pferd an die Tränke führen, aber man kann es nicht
zwingen zu trinken«, bemerkte Owen etwas undurchsichtig.
    Mike war nicht so neutral, wie er sich gab. Wenn Owens Sohn wirklich
ein so guter Basketballspieler war, wie sein Vater behauptete, würde Mike mit
Vince Blount sprechen müssen, dem Basketballtrainer von Avery. Vielleicht war
Silas dem Coach schon aufgefallen. Abgesehen vom Sportlichen war es aber auch
politisch von Vorteil, einheimische junge Leute an der Schule zu haben. Je mehr
Leute aus dem Ort sich dem Internat persönlich verbunden fühlten, desto besser
standen die Chancen der Schule bei Grundstückskäufen und Bebauungsanträgen. Ein
solcher Antrag lag dem zuständigen Ausschuss gerade vor: Die Schule wollte
einen Teil eines ehemaligen Parks für ein zweites Baseballfeld erwerben. Da
wäre es vielleicht nicht schlecht, den Neffen von Gary Quinney, dem Chef der
örtlichen Polizei, an der Schule zu haben.
    »Ist Silas ein guter Schüler?«, erkundigte sich Mike beiläufig und
wagte einen zweiten Schluck von seinem Tee. Er hatte ständig gepustet, seit er
sich die Zunge verbrannt hatte.
    Anna zögerte. Sie sah ihren Mann an, der beharrlich zu Boden
blickte. »Ja, er ist gut«, sagte er leise.
    »Also, machen wir’s doch so«, schlug Mike vor. »Sie reden mit Silas
und schauen, ob er überhaupt Interesse daran hat, die Schule zu besichtigen.
Ich rufe Sie in zwei Tagen an. Wir lassen unsere Besucher immer von Schülern
führen. Das ist zwangloser für die jungen Leute, sie getrauen sich dann eher,
Fragen zu stellen. Sie sollten natürlich dabei sein, wenn es geht«, fügte Mike
hinzu. »Es ist ganz wichtig, dass auch die Eltern die Schule kennenlernen.«
    Mike hatte bereits einen bestimmten Schüler im Kopf und ebenso den
Ablauf des Rundgangs. Zunächst würde der Führer, der beste, den sie hatten,
Silas die Malateliers mit den dort ausgestellten Schülerarbeiten zeigen. Danach
würden Silas und seine Eltern einen Abstecher zum Sporttrakt machen, sich mit
Vince Blount unterhalten und dann die Orpin Hall besichtigen, das attraktivste
der verschiedenen Schulgebäude. Mike würde dafür sorgen, dass die Quinneys
nicht nur die Leiterin der Zulassungsabteilung, Sarah Grace, kennenlernten,
sondern auch Coggeshall, den für Schülerangelegenheiten zuständigen zweiten
Direktor. Der

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