Weil sie sich liebten (German Edition)
Mädchen des zweiten Jahrgangs oral befriedigen lassen.
Es war Pech für das Trio, dass ein Lehrer, der länger geblieben war, auf dem
Weg zu seinem Wagen ausgerechnet an dem Civic vorbeispazierte und alle drei
umgehend ins Direktorat brachte.
Mike sprach zuerst mit den Jungen, von denen er den einen ohnehin
nicht leiden konnte, und suspendierte sie bis auf weitere Beschlüsse des
Disziplinarausschusses vom Unterricht. Das Mädchen, an deren Namen sich Mike
nicht erinnern konnte, befragte er behutsam und vorsichtig, während sie ihm an
seinem Schreibtisch gegenübersaß. Er hatte irrtümlich angenommen, die Jungen
hätten ihre Naivität ausgenutzt, es ginge vielleicht um irgendeine Abmachung
oder Wette. Er war deshalb einigermaßen erschüttert (auch wenn nach zwei
Jahrzehnten ständigen Umgangs mit Jugendlichen ihn eigentlich nichts mehr hätte
erschüttern sollen), als das Mädchen offen bekannte, dass sie den Jungen zum
Parkplatz gefolgt war und sie gebeten hatte, sie im Wagen mitzunehmen. Sobald
sie eingestiegen war, hatte sie ihnen ihre Dienste angeboten. Die Tatsache,
dass die Jungen gerade einen Joint geraucht hatten, war dabei, was sie anging,
völlig bedeutungslos gewesen. Mike fragte sie daraufhin – vielleicht aus
Abscheu, weil sie imstande war, sich derart zu erniedrigen und einen intimen
Akt quasi im Vorbeigehen zu vollziehen –, ob es eine Gewohnheit von ihr sei, zu
fremden Jungen ins Auto zu steigen und sich sexuell zu betätigen. Worauf sie,
beinahe bedauernd, wie er fand, antwortete: »Nur ein paar Mal habe ich es
getan.« Als Mike sie nach Namen fragte, nannte sie vielleicht ein halbes
Dutzend Jungen, unter ihnen Silas Quinney. Mike war so aus der Fassung, dass er
sie den Namen wiederholen ließ.
»Aber es hat irgendwie nicht geklappt«, erklärte sie, offensichtlich
ohne jedes Gefühl für weiblichen Stolz. »Er wollte eigentlich gar nicht.«
Das Mädchen wurde vier Tage suspendiert, danach wieder zum
Unterricht zugelassen, und war später, wenn ihn die Erinnerung nicht trog, zum
Studium ans Bowdoin-College gegangen.
Nach diesem Zwischenfall zitierte Mike Silas in sein Büro. Und hier
führten die beiden das erste Gespräch außerhalb von Silas’ Elternhaus, das mehr
als drei Sätze umfasste.
Mike wartete, während Silas mit seiner Büchertasche über der
Schulter ins Büro kam und sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch setzte,
auf dem vor Kurzem noch das Mädchen gesessen hatte. Silas schien unsicher,
vielleicht ein wenig misstrauisch. Er wusste nicht, warum Mike ihn hatte holen
lassen, aber wenn man zum Schulleiter bestellt wurde, verhieß das selten Gutes.
Er war ein ganzes Stück gewachsen seit dem Tag, an dem Mike ihm zum ersten Mal
begegnet war, und er war kräftiger geworden. Er hatte das gleiche dicke Haar
wie sein Vater, und in seinem Gesicht war schon der Schatten eines Barts zu
erkennen, obwohl er sich vermutlich am Morgen oder am vorangegangenen Abend
rasiert hatte. Er trug einen blauen Shetlandpullover, den Mike oft an ihm
gesehen hatte, einen von diesen Pullovern, die es bei Wal-Mart zu kaufen gab.
Wie fast alle Jungen seines Alters hatte er Jeans an, die ihm aber, sah Mike
mit Befriedigung, nicht unter der Hüfte hingen und die halbe Unterhose sehen
ließen.
»Wie geht es deinen Eltern?«, fragte Mike.
»Gut«, antwortete Silas und fügte dann, aus Höflichkeit vielleicht,
noch ein paar Worte hinzu – wie ein Kind, dem man beigebracht hat, einen
Dankesbrief mit einigen zusätzlichen Bemerkungen auszuschmücken. »Meine Mutter
will vielleicht noch mal eine Ausbildung anfangen«, berichtete er.
»Das ist doch großartig. Wo denn?«
Silas nannte ein örtliches Community-College, das Zwei-Jahres-Kurse
anbot. »Sie will ihren Abschluss als Industriekauffrau machen und danach eine
Bäckerei eröffnen.«
»Da ist sie genau die Richtige«, sagte Mike enthusiastisch. »Wir
könnten hier eine gute Bäckerei gebrauchen.«
Silas nickte, wusste offensichtlich nicht, was er noch sagen sollte.
»Du wunderst dich wahrscheinlich, warum ich dich hergebeten habe«,
fuhr Mike fort. »Es hat hier einen unerfreulichen Vorfall gegeben.«
Mike nannte den Namen des Mädchens und erklärte Silas, warum er ihn
hatte kommen lassen. Silas wurde blass, sein Teint wirkte gelblich wie der alte
Lack auf den Holzrahmen der Fenster.
»Silas?«, fragte Mike.
Silas schüttelte leicht den Kopf.
»Silas, es geht nicht um dich.«
Es blieb so lange still, dass Mike Zeit hatte, Kasias Stimme
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