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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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Sommerwetters
die Schule besuchte, zeigte sich, dass sie eben auch nur ein Mensch war. Aus
dem georgianischen Haus, das bei ihr erste Regungen von Wertschätzung
hervorrief, zog es sie ins Freie hinaus zu langen Spaziergängen und Picknicks
auf den weitläufigen Rasenflächen des Schulgeländes und gelegentlichen
Abstechern zu den Sportplätzen, wo Fußball- und Feldhockeylehrgänge abgehalten
wurden. Von manchen Anhöhen aus konnte man die Green Mountains im Osten und die
Adirondacks im Westen sowie das geschützte Tal zwischen den beiden Bergketten
überblicken, und etwas an dieser Landschaft, die sanften Wellen der Hügel vielleicht,
wirkte vorübergehend besänftigend auf Megs kampflustige Natur. Sie kam zu der
Einsicht, dass Jugendliche, die sowohl schützende Fürsorge als auch geistige
Förderung brauchen, mehr verbindet als trennt und dass gerade diese
Altersgruppe in jeder Hinsicht dringend gestützt werden muss. Dass ihr
zugebilligt wurde, Analysis auf Collegeniveau zu unterrichten und die
Mädchen-Volleyballmannschaft zu trainieren, gab den letzten Ausschlag.
    Im August zog sie endgültig zu Mike nach Avery. Er betrachtete es
als Erfolg, auch wenn er sehr bald begriff, dass Meg aus Kulanz da war, was
sich manchmal, wenn ihr etwas unterkam, was als elitär angesehen werden konnte,
in gereizten oder abfälligen Reaktionen oder auch einem zynischen Lächeln
ausdrückte.
    Im Fernsehzimmer stand Mike vom Sofa auf. Er wollte die kleine
Kassette aus der Filmkamera nehmen und dann Arlene Rodrigues, eine der
Hausmütter, und Kasia in sein Büro bestellen, um sie über die Herkunft des
Bands zu befragen. Draußen wurde die Haustür aufgesperrt. Mike, der nicht
gewissermaßen in flagranti ertappt werden wollte,
steckte hastig die Kamera aus, zog die Kabel heraus und schob das ganze Gewirr
unter das Sofa. Dann ging er zu Meg, die inzwischen in der Küche war.
    »Was tust du denn hier?« Sie stellte eine
kleine Tüte mit Lebensmitteln auf dem Küchentisch ab und warf ihre zum Platzen
gefüllte Aktenmappe aus braunem Leder daneben. Der Ärger darüber, dass sie das
Haus nicht wie erwartet für sich allein haben würde, war ihr deutlich
anzumerken. Von der anderen Seite des Raums konnte Mike die Stöße schriftlicher
Arbeiten erkennen, die sie in ihre Aktentasche mit dem seit Langem kaputten
Reißverschluss hineingestopft hatte. Megs Schlamperei beschränkte sich nicht
aufs Private. Ständig suchte sie Stifte, Stundenpläne, Taschenrechner, einmal
hatte sie sogar einen ganzen Satz Prüfungsarbeiten verloren. Immer war sie die
Letzte, die ihre Noten abgab. Viele Lehrer bemühten sich, die Noten gleich nach
den letzten Prüfungen zu machen, damit die Schüler mit einer Vorstellung davon,
was sie erwartete, in die Ferien fahren konnten. Keiner von Megs Schülern hatte
je dieses Glück gehabt, und es war nichts Seltenes, dass sie mitten in den
Sommerferien Anrufe von beunruhigten Schülern erhielt, die noch immer nicht
wussten, ob sie ihren Kurs mit Erfolg abgeschlossen oder die für die
Collegezulassung so wichtige Note A bekommen hatten. Mike fürchtete den Tag, an
dem er hören würde, dass ein Schüler Meg um eine Empfehlung für das College
gebeten hatte; es war höchst unwahrscheinlich, dass sie es schaffen würde, die
nötigen Formulare bis zum Ende der Frist einzuschicken. Er konnte nur hoffen,
dass kein Schüler wegen der Nachlässigkeit seiner Frau eine Absage von einer
Universität bekommen hatte. Sie war trotz allem, wie er sich immer wieder in
Erinnerung rief, eine hervorragende Lehrerin.
    Mike, der normalerweise mittags nicht nach Hause kam, gab auf Megs
verständliche Frage eine so ungeschickte Antwort, dass die Lüge sofort zu
erkennen war. »Ich habe eine Liste hier liegen gelassen«, sagte er. »Hast du
sie zufällig gesehen? Es ist eine Liste der Spender für den Jahresbericht.«
    Meg nahm den ersten von einem Dutzend fettarmen Joghurts aus der
Tüte. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Außerdem«, fügte Mike hinzu, »ist ein Band aufgenommen worden. Ich
habe es hier.«
    »Ein Band wovon?«
    Meg schlüpfte aus ihrer Jacke und ließ sie auf einen Küchenstuhl
fallen. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, sie an einen Haken zu hängen.
    »Es hat einen Zwischenfall gegeben«, erklärte Mike. »Der ernste
Folgen haben könnte.«
    Meg zog den Deckel eines Joghurtbechers ab und inspizierte den
Inhalt, als argwöhnte sie, betrogen worden zu sein.
    »Ich glaube, du siehst dir das am besten mal an«, fuhr Mike

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