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Weil sie sich liebten (German Edition)

Weil sie sich liebten (German Edition)

Titel: Weil sie sich liebten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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keinen Tag mehr geben, an dem sie nicht zwischen uns steht. Ganz gleich,
was ich sage, es wird immer dieser Film mit den Bildern von mir und diesem
Mädchen ablaufen, und ich weiß, die Bilder werden dir nie aus dem Kopf gehen,
sie werden immer da sein, wenn ich dich berühre, wenn ich dich küsse, selbst
wenn ich nur mit dir in einem Zimmer sitze und dich ansehe, zu jeder Zeit könntest
du vor Augen haben, was das Band gezeigt hat, und das wird so sein, als wäre
immer etwas Hässliches und Gemeines mit uns im Raum, in deinen Gedanken. Es
könnte nie wieder gut werden zwischen uns, und das ist das Schwerste. Ich
könnte es aushalten, ins Gefängnis zu kommen. Ich könnte die Erniedrigung und
die Scham aushalten. Ich könnte es sogar aushalten, dass mein Vater mich
schlägt, wenn er das tun wollte. Aber ich könnte es nicht aushalten, dir in die
Augen zu blicken und den Film ablaufen zu sehen. Nein, das könnte ich nicht.

Mike
    I m September, vier Monate vor dem
Skandal, hatte Mike Anna Quinney besucht. Er brachte ihr ein halbes Dutzend
Flaschen sehr guten Weins mit, weil sie an diesem Abend das erste Treffen des
Elternbeirats in ihrem Haus organisierte. Mike betrachtete sich als Weinkenner
und hielt sich etwas darauf zugute, für jede gesellschaftliche Veranstaltung
der Schule die besten Tropfen zur Hand zu haben. Er bezweifelte, dass es unter
den ehrenamtlich tätigen Eltern viele gab, die zwischen einem Roten oder Weißen
von guter und von minderer Qualität unterscheiden konnten. Die meisten Eltern
externer Schüler – und das war geografisch bedingt – gehörten eher den unteren
Einkommensklassen an.
    Anna lächelte, als sie öffnete und Mike sah. Nachdem sie sich
gehörig über das großzügige Mitbringsel gefreut hatte, überlegten sie
gemeinsam, wo sie den Karton unterbringen, welche Flaschen sie zuerst herausnehmen
und welche sie in den Kühlschrank stellen sollten. Als Mike die Flaschen nach
ihren Wünschen verteilt hatte, stand er mit dem leeren Karton in der Hand in
der sauber aufgeräumten Küche und wusste nicht, ob er gehen oder bleiben
sollte. Anna, die seine Unschlüssigkeit bemerkte, fragte, ob sie ihm eine Tasse
Tee anbieten dürfe. Mike trank nie Tee, aber jetzt entwickelte er schlagartig
einen kaum zu bezwingenden Durst und behauptete, das sei genau das Richtige. Er
stellte den Karton auf den Boden, legte sein Jackett ab und hängte es über eine
Stuhllehne. Dann setzte er sich, während Anna Wasser in den Kessel laufen ließ.
    Er betrachtete sie, während sie die Tassen herausholte, den Zucker
und das Milchkännchen. Sie trug eine Bluse mit rundem Ausschnitt, die über
einem grauen Rock mit einem Gürtel zusammengezogen war. Er vermutete, dass sie
sich seines Besuchs wegen schon vor der Zeit für das Elternbeiratstreffen umgezogen
hatte. Durch den Stoff war ein weißes Unterkleid mit Spitzenbesatz am Oberteil
zu erkennen. Ihm war vorher nie aufgefallen, dass sie eine so schmale Taille
hatte. Sie trug fast immer weite Pullover oder Hemden, die ihre Figur
verbargen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass er sie längere Zeit
nicht gesehen hatte, da er im Sommer selten Anlass hatte, die Eltern der
Schüler aufzusuchen. Er und Meg waren in den vierwöchigen Ferien, bevor sie
sich wieder mit den Verwaltungsaufgaben herumschlagen mussten, nach
Südfrankreich gereist, wo sie eine kleine Villa gemietet hatten. Der Urlaub
hatte ihnen beiden eine ungewöhnliche Auszeit beschert, die Mike optimistisch
gestimmt hatte. Er hatte gehofft, dass auch nach ihrer Rückkehr die Spannungen
und die Sticheleien, die die letzten sechs, sieben Jahren ihres Ehelebens (ja,
eigentlich fast ihr ganzes Eheleben) gekennzeichnet hatten, ausbleiben würden.
Doch diese kühne Hoffnung hatte bereits den langen Aufenthalt am
Charles-de-Gaulle-Flughafen nicht überlebt.
    Er fragte sich, ob Anna und Owen manchmal Urlaub machten und wer
dann die Tiere versorgte. Anna hatte offensichtlich gebacken, auf dem Esstisch
standen Platten mit Häppchen, und auf der Anrichte warteten Teller mit
Schokoladen- und Zitronenschnitten und Beerentörtchen. Gegen eine
Zitronenschnitte hätte er nichts einzuwenden gehabt, aber er wollte Anna nicht
bitten, eigens die Folie abzunehmen, mit der sie das Gebäck so sorgsam umhüllt
hatte.
    Anna lehnte in gewohnter Pose an der Anrichte, die Arme unter dem
Busen verschränkt, als müsste sie ihm Halt geben. Der Spitzenbesatz ihres
Unterkleids schaute aus dem Ausschnitt ihrer Bluse.
    »Normalerweise

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