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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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getrunken hat. „In vino veritas“ steht auf einer Tafel über der Schank. Aber die Wahrheit werde ich heute wohl nicht mehr erfahren.
    Die nächsten Tage verbringe ich damit, meine neue Arbeit zu organisieren. Ich verschicke E-Mails, mir wird gratuliert, der Liefertermin für den Computer verzögert sich. Die Story über den Tod von Hans Berthold schreibe ich auf meinem Laptop; dem Foto, auf dem er lachend, den Wind in den Haaren, im eisig-sonnigen Weingarten steht, gebe ich eine ganze Seite. Peter ist noch einmal zu den Bertholds hinausgefahren, er hat die Familie in Schwarz fotografiert. Ich zitiere Eva Berthold, sie werde weitermachen, ganz in seinem Sinn. In den Tageszeitungen war einiges über die großen Investitionen der Bertholds zu lesen, auch Gerüchte, sie stünden ohnehin schon vor dem Konkurs. Das „Blatt“ hat sich sogar dazu verstiegen, über einen möglichen Selbstmord zu spekulieren. Und die Waffe? Reblaus hat man wohl dazu abgerichtet, die Waffe danach im Wald zu verbuddeln. So ein Unsinn. Ich widme mich dem Thema Finanzen so wenig wie möglich, habe offenbar zu wenig Abstand, um das zu erzählen, was ich weiß, was ich erfahren habe. Nicht gerade ein professioneller Zugang. Zum Ausgleich habe ich dafür mehr „menschelndes“ Material, wie das unser Chefredakteur nennt: Familiengeschichten und Porträts, dazu ein kleines Interview mit dem Weinbaupräsidenten, der Eva Berthold jede mögliche Hilfe verspricht. Ich glaube ihm. Auch das sollte mir zu denken geben, für gewöhnlich bringe ich Funktionären eine gesunde Skepsis entgegen.
    Was ich zusätzlich bieten kann: ein durchgeschnittenes Computerkabel, aufgestochene Autoreifen, den Neid des Nachbarn. Ich gebe Acht, dass ich nicht gleich mit meiner ersten Reportage in neuer Funktion vor dem Rechtsanwalt lande, doch dass Aichinger nicht gerade viel von den Bertholds hält, schreibe ich.
    Alles in allem macht mich die Story nicht froh, sie ist zu wenig engagiert, zu wenig objektiv und zu wenig neugierig, zu eng bei der Familie. Aber ich kann nicht anders. Und: Noch tappen ja auch die Ermittler im Dunkeln.
    Bis morgen habe ich die Chance, weiteres Material zu sammeln, ich habe zweimal mit Eva Berthold telefoniert, bin aber nicht mehr nach Treberndorf gefahren. Am Nachmittag werde ich mich mit den beiden ermittelnden Polizeibeamten treffen, der Chef der Kriminalabteilung ist auf Urlaub. Fast habe ich den Eindruck, als hätte niemand wirklich Interesse daran, herauszufinden, wer Hans Berthold erschossen hat. Es könnte ja tatsächlich ein Unfall gewesen sein. Oder eine Dorffehde, an der man besser nicht rührt, weil es den Winzer nicht mehr lebendig macht, den Lebenden aber weiteren Unfrieden, neues Leid bringen könnte.
    „Man renoviert bei uns“, hat einer der beiden Polizeibeamten am Telefon gesagt, also treffen wir uns nicht in der Dienststelle, sondern in einem Café. Mir ohnehin lieber, das erweckt nicht so sehr den Eindruck des Offiziellen, vielleicht sind die beiden bei einem Kaffee oder gar einem Glas Wein gesprächiger.
    Hachs Eltern, so erfahre ich, sind Nebenerwerbswinzer. Und Steininger, der Jüngere der beiden, ist eigentlich aus Wien. Er hat sich aufs Land versetzen lassen, pendelt täglich, nur eben nicht wie viele im Weinviertel vom Dorf in die Großstadt, sondern von der Großstadt aufs Land. Er wirkt deutlich kompetenter, bedankt sich sogar dafür, dass ich Martina veranlasst habe, ihnen die Gewehre im Waffenschrank zu zeigen: Man kann nun zumindest ausschließen, dass aus einer dieser Jagdwaffen in den letzten Wochen gefeuert worden ist.
    Hach bestellt nach der Melange einen weißen Spritzer, ich verbiete mir, eine dumme Bemerkung über Alkohol und Polizeibeamte im Dienst zu machen, und lasse mir auch einen kommen. Steininger nimmt Apfelsaft.
    „Gibt es sonst Neuigkeiten?“, frage ich. Anders als in Wien scheinen Pressekonferenzen über Ermittlungsergebnisse hier nicht üblich zu sein, wahrscheinlich zu geringes Medieninteresse. „Obduktionsbericht?“, füge ich hinzu.
    Die beiden sehen einander an. „Du hast es Oberhuber eh schon erzählt“, meint Steininger zu seinem Kollegen und nippt am Apfelsaft.
    „Oberhuber?“, frage ich.
    „Reporter der Weinviertel-Beilage.“
    „Also?“
    Seltsamerweise scheint Hach die Entscheidungen treffen zu müssen, er ist zwar der Ältere, wirkt aber deutlich schwerfälliger als sein Kollege.
    Er nickt. „Ist kein Geheimnis. Die Obduktion ist abgeschlossen. Hans Berthold wurde

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